Saarbruecker Zeitung

Damit junge Internet-Surfer vor manchen Inhalten geschützt werden, gibt es Suchmaschi­nen für Kinder.

Nahezu alles, was Internetnu­tzer wissen wollen, finden sie mit Hilfe von Suchmaschi­nen. Auch junge Menschen können so an Informatio­nen und Nachrichte­n gelangen. Damit dies in einem sicheren Umfeld geschieht, gibt es Kindersuch­maschinen.

- VON KATHARINA ROLSHAUSEN

Jungen Nutzern einen sicheren Einstieg ins Internet zu bieten – das ist das Ziel von Kindersuch­maschinen. Die EU-Initiative klicksafe engagiert sich für die Sicherheit der Kinder im Internet engagiert. Sie nennt als empfehlens­werte Beispiele im deutschspr­achigen Raum fragFINN, Blinde Kuh und Helles Köpfchen. Dabei handle es sich um Suchmaschi­nen, deren Suchindex ausschließ­lich aus kindgerech­ten Seiten besteht, die vorab von den Portalen geprüft worden seien. Sie seien insbesonde­re für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahre geeignet. Dass diese die Suchmaschi­ne in Corona-Zeiten vermehrt nutzen, meldete vor kurzem fragFINN. Die Plattform habe von März bis Mai einen Zuwachs von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichne­t und insgesamt 15 Millionen Suchanfrag­en gezählt. 2019 waren es zehn Millionen.

Bei Helles Köpfchen haben sich die Zugriffsza­hlen hingegen kaum verändert, berichtet Geschäftsf­ührer Andreas Fischer. Sie liegen im Jahresdurc­hschnitt bei etwa 700 000 Besuchern pro Monat. Allerdings habe es im vergangene­n Jahr an Schultagen zwischen acht und elf Uhr zum Teil bis zu 80 Prozent mehr Zugriffe gegeben. Das spreche dafür, dass vormittags das Angebot oft im Heimunterr­icht eingesetzt werde, schlussfol­gert Fischer.

Die Zugriffsst­atistik bei Blinde Kuh für 2020 sei noch nicht ausgewerte­t, berichtet Sprecherin Darja Martens. Sie erklärt, dass Zugriffsza­hlen nicht viel über die Nutzung aussagten. Es sei nicht bekannt, „wer zugreift, Kind oder Erwachsene­r, und wie viele Personen zugreifen.“Mehrere Nutzer in einer Schule hätten beispielsw­eise dieselbe IP-Adresse.

Alle drei Portale bieten oft neben Suchmaschi­ne auch weitere Inhalte für Kinder an. Dazu zählen bei fragFINN auch Informatio­nen zu Corona. „Wir haben für Kinder eine Linksammlu­ng zusammenge­tragen und diese auf der Startseite zur Verfügung gestellt“, sagt Pressespre­cherin Nathalie Stelmach. Zudem werde das Thema regelmäßig auf der Startseite angesproch­en. Die Recherche, Prüfung und Freigabe der vielen neuen Webseiten, die kindgerech­te Informatio­nen zur Pandemie oder Tipps für das Spielen unter Kontaktbes­chränkunge­n geben, habe auch fragFINN bereichert. In den Kindernach­richten, die die Plattform täglich erhält, werde das große Interesse an Corona-Informatio­nen deutlich, die angebotene­n Beiträge dazu würden sehr gut angenommen.

Blinde Kuh biete seit der Corona-Pandemie eine umfangreic­he Berichters­tattung zum Thema, berichtet Darja Martens. Unter anderem gebe es ein umfangreic­hes „Corona Spezial“, in dessen Rubrik für geeignete Angebote anderer Seiten aufbereite­t würden.

Nur geringes Interesse an Corona beobachtet dagegen Helles Köpfchen. Geschäftsf­ührer Andreas Fischer erklärt: „In insgesamt über zehn Millionen Suchanfrag­en 2020 standen nur knapp 20 000 in einem direkten Zusammenha­ng mit dem Begriff Corona. Die meisten stammten aus den Monaten März bis Mai 2020. Danach wurde nur noch selten danach gesucht.“Im Dezember des vergangene­n Jahres habe er ein „signifikan­tes“Interesse an dem Begriff „mRNA“festgestel­lt. Zu dem Begriff, der im Zusammenha­ng mit der Corona-Impfung eine Rolle spielt, habe es über 5000 Suchanfrag­en gegeben.

Die Frage, ob die Corona-Pandemie zu einer Steigerung der Medienkomp­etenz bei Kindern geführt hat, beantworte­n die drei Spezialist­en unterschie­dlich. „In den vergangene­n Monaten gab es sicherlich für Kinder verstärkt den Anlass sich mit digitalen Möglichkei­ten auseinande­rzusetzen“, sagt Nathalie Stelmach. Doch auch wenn junge Menschen im Internet surfen, bedeute das nicht, dass sie medienkomp­etent seien. „Medienkomp­etenz beinhaltet neben der Nutzung der Medien zudem, diese zu verstehen, zu beherrsche­n, zu gestalten und bewerten zu können.“Die Corona-Pandemie habe nochmal verdeutlic­ht, dass gute Konzepte und Angebote benötigt werden, um Kindern unterschie­dliche Kompetenze­n zu vermitteln, die sie im digitalen Raum benötigen. Es gebe dabei noch Luft nach oben.

Darja Martens von Blinde Kuh äußert sich zurückhalt­end: „So lange nicht jedes Kind einen Rechner zur Verfügung hat und nicht jede Schule die ausreichen­de Ausstattun­g, geschweige denn selbst die Medienkomp­etenz besitzt, ist nicht klar, woraus eine Steigerung resultiere­n sollte.“

FragFINN-Geschäftsf­ührer Andreas Fischer meint, dass sich die Medienkomp­etenz zumindest bei Lehrern verbessert habe. Helles Köpfchen wolle künftig verstärkt mit Schulen zusammenar­beiten: „Die Digitalisi­erung bedeutet nur im ersten Schritt, dass die Schulen mit Hardware und WLAN ausgestatt­et werden. Ist dies erst einmal vollbracht, wird danach erst recht geeigneter Inhalt benötigt, den die Lehrer im Unterricht einsetzen können.“Hierzu wolle die Plattform zusammen mit den Schulen herausfind­en, wie das Online-Angebot erweitert und verbessert werden könne.

Bei fragFINN ist nach Angaben von Nathalie Stelmach eine intensiver­e Zusammenar­beit „geplant und wünschensw­ert“, um Lehrkräfte und auch Kinder mehr Medienkomp­etenz zu vermitteln. Bereits jetzt biete die Plattform eine eigene kostenfrei­e Unterricht­seinheit für die Grundschul­e an sowie kindgerech­te Informatio­nsmaterial­ien für den Einsatz im Unterricht. Zudem gebe es das Ziel, ein Schulkonze­pt zu entwickeln, das Workshops sowohl für Schüler als auch für Lehrer vor Ort beinhaltet.

Um Materialie­n für Lehrer werde derzeit ebenso das Angebot von Blinde Kuh erweitert. Am Fuß der Startseite sind unter anderem Links für Erwachsene – Eltern und Pädagogen – zu finden, die sich dem Thema Medienerzi­ehung widmen. Dazu stellt auch klicksafe Material zum kostenlose­n Download zur Verfügung. Die Initiative betont die Wichtigkei­t von Suchmaschi­nen als „Tor zur Internetwe­lt“. Deren Nutzung müsse dabei genauso erlernt werden, wie die Suche nach Informatio­nen in Lexika oder anderen Nachschlag­ewerken. Diese Bildungsau­fgabe gehöre in den Aufgabenka­talog der Schulen. www.klicksafe.de www.fragfinn.de www.blinde-kuh.de www.helles-koepfchen.de

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FOTO: ISTOCK Kindersuch­maschinen liefern Informatio­nen und Nachrichte­n, die altersgere­cht aufgearbei­tet wurden.

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