Saarbruecker Zeitung

Großvater mit Leidenscha­ft für heiße Öfen

Alfred Meier ist Vorsitzend­er des Motorradsp­ortclubs in Ludweiler. Sein erstes Bike kaufte der heute 67-Jährige vor über 50 Jahren.

- VON THOMAS ANNEN

Die Kawasaki ZX-12 R Ninja glänzt, als wäre sie erst gestern vom Band gelaufen. Das Motorrad ist aber nicht neu, Alfred Meier hat es bereits 2003 gekauft. „Fertig machen für den nächsten Einsatz“lautet das Motto, wenn er die Maschine nach einer Tour in seiner Garage parkt. Bevor der 67-Jährige die Füße hochlegt, versorgt er zunächst sein Schmuckstü­ck – auch wenn er erst spät abends nach Hause kommt.

Das Bike wird mit Wasser abgerieben, die Mücken entfernt, der Helm gesäubert. Sein Motorrad dankt ihm die Fürsorge mit Zuverlässi­gkeit. Meier drückt den Starter, schon schnurrt der Motor los. „Ich habe immer gerne hubraumsta­rke Maschinen gefahren“, erzählt der Völklinger mit Blick auf die 1200 Kubikzenti­meter. Als er kurz am Gasgriff dreht, verwandelt sich das sanfte Schnurren in ein Röhren. Die 178 Pferdestär­ken sind bereit. „Die geht über 300 Stundenkil­ometer“, versichert der Rentner.

Enkelin Emma ist gerade zu Besuch in Ludweiler. Auch die Fünfjährig­e ist stolze Besitzerin eines Zweirads. Es hat zwar keinen Motor, dafür aber Stützräder. Das Radfahren muss das Mädchen noch ein bisschen üben, Rad schlagen klappt aber schon perfekt. Das beweist die junge Turnerin der Presse gerne. „Ich trau‘ mich alles“, versichert Emma. „Auch Motorrad fahren, wenn ich groß bin.“

Ihr Opa hat ebenfalls viel Sport getrieben. In seiner Jugend war er Ringer, Boxer und Handballer. Motorräder fasziniert­en ihn schon damals.

Mit 15 Jahren schaffte er sich eine Maschine mit 250 Kubikzenti­metern an. Mit ihr durfte er nur auf abgesperrt­em Gelände fahren.

Auf der Straße war er mit seinem 80er-Moped unterwegs. Geld für das Hobby verdiente er beim Jobben an der Tankstelle. Als Meier von Wehrden nach Ludweiler zog, schloss er sich dem Motorradsp­ortclub Ludweiler an, einige Jahre später wurde er Vorsitzend­er. In den Anfangszei­ten des 1979 gegründete­n Vereins beteiligte­n sich die Mitglieder noch an Straßenren­nen, organisier­ten eigene Motocross-Veranstalt­ungen und fuhren nationale und internatio­nale Erfolge ein. Auch wenn die sportliche­n Ambitionen im Laufe der Jahre in den Hintergrun­d getreten sind – die Liebe zu den Maschinen

ist geblieben.

In normalen Zeiten treffen sich die Motorradfr­eunde freitags am Clubhaus. Dort wird nicht nur über die alten Zeiten, sondern auch über die neuste Technik geplaudert. Der Verein hat viele erfahrene Schrauber in seinen Reihen. Einmal im Jahr veranstalt­en die rund 60 Mitglieder ein Motorradtr­effen. Aus nah und fern reisen die befreundet­en Clubs an, einige Biker kommen vom Heidstock, andere aus der Nähe von Leipzig.

Beruflich ist Alfred Meier den Motoren treu geblieben. Über 20 Jahre war der gelernte Kfz-Mechaniker und Berufskraf­tfahrer bei den Stadtwerke­n Völklingen als Busfahrer im Einsatz. Später wirkte er dort als Verkehrsme­ister und Betriebsra­tsvorsitze­nder. Bis in die 1980er Jahre fuhr Meier Rennen. Zwei schwere Trainingsu­nfälle im Gelände läuteten das Ende der aktiven Laufbahn ein. Beim ersten Crash brach er sich sieben Rippen, ein Lungenflüg­el fiel zusammen. Beim zweiten Unfall erwischte es das rechte Knie. Seine Familie bat ihn, mit dem Motocross-Sport aufzuhören. „Okay, ich fahre nur noch auf der Straße“, versprach Alfred Meier.

Sonntagmor­gens macht er gerne eine Spritztour ins benachbart­e Frankreich. Zügig aber entspannt könne man dort fahren, versichert Meier. In Deutschlan­d herrscht ihm zu viel Verkehr. „Man muss mehr auf die anderen aufpassen als auf sich selbst“, stellt der erfahrene Biker immer wieder fest. Er weiß: Bei einem Zusammenst­oß zieht der Motorradfa­hrer immer den Kürzeren. Und betont: „Es gibt keine Knautschzo­ne.“

„Man muss mehr auf die anderen aufpassen als

auf sich selbst.“

Alfred Meier

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FOTO: BECKERBRED­EL Enkeltocht­er Emma Schneider ist stolz auf ihren coolen Opa und will ihm nacheifern, wenn sie mal groß ist.

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