Großvater mit Leidenschaft für heiße Öfen
Alfred Meier ist Vorsitzender des Motorradsportclubs in Ludweiler. Sein erstes Bike kaufte der heute 67-Jährige vor über 50 Jahren.
Die Kawasaki ZX-12 R Ninja glänzt, als wäre sie erst gestern vom Band gelaufen. Das Motorrad ist aber nicht neu, Alfred Meier hat es bereits 2003 gekauft. „Fertig machen für den nächsten Einsatz“lautet das Motto, wenn er die Maschine nach einer Tour in seiner Garage parkt. Bevor der 67-Jährige die Füße hochlegt, versorgt er zunächst sein Schmuckstück – auch wenn er erst spät abends nach Hause kommt.
Das Bike wird mit Wasser abgerieben, die Mücken entfernt, der Helm gesäubert. Sein Motorrad dankt ihm die Fürsorge mit Zuverlässigkeit. Meier drückt den Starter, schon schnurrt der Motor los. „Ich habe immer gerne hubraumstarke Maschinen gefahren“, erzählt der Völklinger mit Blick auf die 1200 Kubikzentimeter. Als er kurz am Gasgriff dreht, verwandelt sich das sanfte Schnurren in ein Röhren. Die 178 Pferdestärken sind bereit. „Die geht über 300 Stundenkilometer“, versichert der Rentner.
Enkelin Emma ist gerade zu Besuch in Ludweiler. Auch die Fünfjährige ist stolze Besitzerin eines Zweirads. Es hat zwar keinen Motor, dafür aber Stützräder. Das Radfahren muss das Mädchen noch ein bisschen üben, Rad schlagen klappt aber schon perfekt. Das beweist die junge Turnerin der Presse gerne. „Ich trau‘ mich alles“, versichert Emma. „Auch Motorrad fahren, wenn ich groß bin.“
Ihr Opa hat ebenfalls viel Sport getrieben. In seiner Jugend war er Ringer, Boxer und Handballer. Motorräder faszinierten ihn schon damals.
Mit 15 Jahren schaffte er sich eine Maschine mit 250 Kubikzentimetern an. Mit ihr durfte er nur auf abgesperrtem Gelände fahren.
Auf der Straße war er mit seinem 80er-Moped unterwegs. Geld für das Hobby verdiente er beim Jobben an der Tankstelle. Als Meier von Wehrden nach Ludweiler zog, schloss er sich dem Motorradsportclub Ludweiler an, einige Jahre später wurde er Vorsitzender. In den Anfangszeiten des 1979 gegründeten Vereins beteiligten sich die Mitglieder noch an Straßenrennen, organisierten eigene Motocross-Veranstaltungen und fuhren nationale und internationale Erfolge ein. Auch wenn die sportlichen Ambitionen im Laufe der Jahre in den Hintergrund getreten sind – die Liebe zu den Maschinen
ist geblieben.
In normalen Zeiten treffen sich die Motorradfreunde freitags am Clubhaus. Dort wird nicht nur über die alten Zeiten, sondern auch über die neuste Technik geplaudert. Der Verein hat viele erfahrene Schrauber in seinen Reihen. Einmal im Jahr veranstalten die rund 60 Mitglieder ein Motorradtreffen. Aus nah und fern reisen die befreundeten Clubs an, einige Biker kommen vom Heidstock, andere aus der Nähe von Leipzig.
Beruflich ist Alfred Meier den Motoren treu geblieben. Über 20 Jahre war der gelernte Kfz-Mechaniker und Berufskraftfahrer bei den Stadtwerken Völklingen als Busfahrer im Einsatz. Später wirkte er dort als Verkehrsmeister und Betriebsratsvorsitzender. Bis in die 1980er Jahre fuhr Meier Rennen. Zwei schwere Trainingsunfälle im Gelände läuteten das Ende der aktiven Laufbahn ein. Beim ersten Crash brach er sich sieben Rippen, ein Lungenflügel fiel zusammen. Beim zweiten Unfall erwischte es das rechte Knie. Seine Familie bat ihn, mit dem Motocross-Sport aufzuhören. „Okay, ich fahre nur noch auf der Straße“, versprach Alfred Meier.
Sonntagmorgens macht er gerne eine Spritztour ins benachbarte Frankreich. Zügig aber entspannt könne man dort fahren, versichert Meier. In Deutschland herrscht ihm zu viel Verkehr. „Man muss mehr auf die anderen aufpassen als auf sich selbst“, stellt der erfahrene Biker immer wieder fest. Er weiß: Bei einem Zusammenstoß zieht der Motorradfahrer immer den Kürzeren. Und betont: „Es gibt keine Knautschzone.“
„Man muss mehr auf die anderen aufpassen als
auf sich selbst.“
Alfred Meier