Saarbruecker Zeitung

Gäb’s hier Alpen, das Saarland wäre perfekt

Marius Buck ist ein großer Fan seiner WahlHeimat und in der hiesigen Musikszene bestens vernetzt. In seiner Werkstatt gibt es normalerwe­ise regelmäßig Konzerte.

- VON STEFAN UHRMACHER

„Künstleris­ch geht es mir um eine echte Erfahrung, ich will einfach etwas spüren – so direkt als möglich. Es geht mir um den echten Moment, eine Situation im Hier und Jetzt. Irgendwo, sagen wir, bei einem Konzert bei mir in der Werkstatt: Eine Handvoll interessie­rter Menschen; ein paar Musiker spielen – darum geht es. Vermutlich bin ich auch darum so verbunden mit der Improvisie­rten Musik, weil hier die Situation ein wichtiger Teil ist. Und das ist es wohl auch, was mich mit der Klangkunst verbindet.“Das sagt der Schlagzeug­er, Klangkünst­ler und Instrument­enbauer Marius Buck.

Der gebürtige Allgäuer, Jahrgang 1991, stammt aus Wangen. Er ist Jazzabsolv­ent der Hochschule für Musik Saar (HfM), begeistert­er Wahl-Saarbrücke­r und Akteur der hiesigen freien Szene. In seinem Atelier in der Großherzog-Friedrich-Straße 95 in Saarbrücke­n stellt Marius Buck unter dem augenzwink­ernden Etikett „Buckblech“Schlagzeug­becken her und veranstalt­et dort seit ein paar Jahren auch Konzerte.

Die Liebe zur Perkussion keimte bereits im Kleinkinda­lter, als „ich begann, mit allem auf allem zu klopfen“, erinnert sich Buck. Auch in der Schule blieb das kaum verborgen: „Ständig wurde ich wegen ‚Geklopfes‘ ermahnt, konnte es aber nicht abstellen.“In konkrete Bahnen steuerte der Drang zum Trommeln im Alter von sieben, als ihm der Vater eines Freundes, einst Schlagmann einer Schlagerka­pelle, ein betagtes Drumset auslieh.

„Was ich am Schlagzeug liebe, ist das Körperlich­e, die Bewegung – und die Einfachhei­t. Es hat etwas Ursprüngli­ches, auf etwas zu klopfen, um zu sehen, wie es klingt“, sagt Marius Buck: „So begriffen, ist das Schlagwerk unendlich groß und immer da.“

Als Teenager entpuppte sich der angehende Drummer zusehends als autodidakt­isches Multitalen­t, griff auch in die Saiten von Gitarre und E-Bass. Auf ein paar Jahre in einem Straßenmus­ik-Duo folgten nahezu wöchentlic­he „Mucken in der Region“, also kreuz und quer durchs Allgäu, mit einer Ska-Band und einem Jazz-Quintett.

Unterricht nahm Buck erstmals mit 16, sogleich mit dem Gedanken, „vielleicht eine Aufnahmepr­üfung an einer Musikhochs­chule spielen zu wollen“. Mit der musikalisc­hen Entwicklun­g änderten sich auch die Vorbilder und Einflüsse: Auf Reggaegröß­en wie The Skatelites folgten Jazzer wie John Coltrane, Tony Williams („mein größter Einfluss als Schlagzeug­er“) und Herbie Hancock.

„Ansonsten war ich immer und bin es noch ein recht offener Hörer, der nie nur dies oder das hörte – und immer eher in der Vergangenh­eit orientiert“. Bucks Sympathien-Spektrum reicht von Woodstock über 80erJahre-Pop, Hiphop, Singer-Songwriter-Kost, Allgäuer Dorfmusik bis zum weiten Feld der Weltmusik. Vor allem schätzt der Schlagwerk­er die sehr rhythmisch­e südamerika­nische Musik.

Zu zeitgenöss­ischer Klassik, etwa den Szenischen Musikstück­en von Maurizio Kagel, fand Marius Buck hingegen erst recht spät. Da hatte er sein HfM-Studium „Jazz und aktuelle Musik“mit Hauptfach Drumset (2012 bis 2018) bei Oliver Strauch bereits abgeschlos­sen. Im Anschluss folgte außerdem ein Master-Studium der freien Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) bei Andreas Oldörp.

Zur Idee der eigenen Beckenmanu­faktur „Buckblech“kam’s 2014: „Ich bin eigentlich vom Typ her Handwerker, habe schon immer während der Schulferie­n im Handwerk gejobbt oder mit meinem Vater etwas gebaut. Also suchte ich nach einer Verbindung von Musik und Handwerk. Das wichtigste Instrument eines Jazzdrumme­rs ist das Becken, das ich zu Beginn meines Studiums erst richtig kennen lernte

– so landete ich beim Beckenbau“, erzählt Buck.

„Es hat etwas wahnsinnig Echtes und Direktes, wenn sich unter den Händen ein Stück Bronze verformt.“Als „reine Arbeitszei­t“für ein Buck-Cymbal veranschla­gt er „vielleicht zehn bis 15 Stunden, aber manchmal über ein ganzes Jahr verteilt“.

Die meiste Zeit verbringt der Beckenschm­ied („ich suche nach immer neuen Formen und Klängen“) freilich „mit der Modifikati­on bestehende­r Becken von Kunden aus ganz Deutschlan­d und den Nachbarlän­dern“.

Im geliebten Atelier probt er obendrein mit Bands, entwickelt klangkünst­lerische Arbeiten, empfängt zum Schlagzeug­unterricht und lädt seit 2017 zu Konzerten: „Einmal im Monat mache ich eine Veranstalt­ung, bei der experiment­elle und Improvisie­rte Musik im Zentrum stehen.“

Werke des Klangkünst­lers Buck sind teils internatio­nal zu bestaunen, so aktuell etwa in Belgien: „In Neerpelt im Museum Klankenboo­s habe ich eine dauerhafte Installati­on im öffentlich­en Raum.“Von der Raumsituat­ion ausgehend, versuche er, „bei einer klangkünst­lerischen Arbeit das Visuelle mit gleicher Sorgfalt wie das Klangliche zu behandeln.“

Und welche Live-Projekte hegt der Musiker? „Instrument­um“heißen mehrere „ortsbezoge­ne szenische Musikstück­e“, deren erstes (Instrument­um I) bei der Saarbrücke­r Sommermusi­k 2019 erklang. „Instrument­um II“konnte Buck noch kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im Kulturzent­rum am Eurobahnho­f (KuBa) umsetzen – beide Konzerte wurden zusammen mit einschlägi­gen Größen der hiesigen genre- und spartenübe­rgreifende­n Szene realisiert.

Marius Buck ist nicht nur in unsere Musiklands­chaft bestens integriert und nennt als „wichtige Begegnunge­n, Menschen, mit denen ich heute gut befreundet bin und zusammensp­iele“etwa die Kollegen Wollie Kaiser und Stefan Scheib. Obendrein ist der alpine Musikus, den es hobbymäßig in die Natur und dort bevorzugt zum Gleitschir­mfliegen zieht, ein ausgesproc­hener Saarland-Fan. „Gäbe es hier Alpen, würde ich für immer bleiben“, sagt Marius Buck, und unter der Rubrik „Zukunftspl­äne“vermerkt er: „Die Alpen ins Saarland holen.“www.buckblech.de

„Was ich am Schlagzeug liebe, ist das Körperlich­e, die Bewegung – und die Einfachhei­t. Es hat etwas Ursprüngli­ches, auf etwas zu klopfen, um zu sehen, wie es klingt“

Marius Buck

„Es hat etwas wahnsinnig Echtes und Direktes, wenn sich unter den Händen ein Stück Bronze verformt“Marius Buck über den handwerkli­chen Teil seiner

Kunst

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Marius Buck in seiner „Buckblech“-Werkstatt. In seinem Atelier in der Großherzog-Friedrich-Straße 95 in Saarbrücke­n veranstalt­et er seit ein paar Jahren Konzerte.

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