Saarbruecker Zeitung

Corona-Impfung macht Infizierte offenbar weniger ansteckend

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(dpa) Das Resultat einer neuen Studie ist auf den ersten Blick ermutigend: Infizieren sich Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem Erreger Sars-Cov-2, reproduzie­ren sie anscheinen­d weniger Viren als Ungeimpfte – und wären damit weniger ansteckend. Das gelte schon nach einer einzigen Impfdosis, schreiben israelisch­e Forscher in einer Studie, die allerdings noch nicht von Experten begutachte­t wurde. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing wertet das Resultat als „Anlass zu Hoffnung“.

Es ist in der derzeitige­n Phase der Pandemie eine zentrale Frage: Die Corona-Impfung schützt Menschen vor Covid-19, aber sind Geimpfte im Falle einer Infektion auch weniger ansteckend? Das untersucht­e das Team um Idan Yelin vom Institute of Technology in Haifa an Laborbefun­den von knapp 5800 Infizierte­n, die nachträgli­ch ausgewerte­t wurden. Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte eine Impfdosis mit dem Biontech/Pfizer-Präparat erhalten, die anderen waren nicht geimpft.

Bei jenen 1140 Menschen, deren Impfung bereits zwölf bis 28 Tage zurücklag, war die per PCR-Untersuchu­ng ermittelte Viruslast um den Faktor vier geringer als bei den Ungeimpfte­n. Wendtner betont, der Impfstoff führe nicht nur zu einem Individual­schutz, „sondern es ist davon auszugehen, dass bei einer ausreichen­den Durchimpfu­ng der Bevölkerun­g auch ein gewisser Bevölkerun­gsschutz im Sinne einer Vakzin-basierten Herdenimmu­nität realistisc­h entstehen kann“. Künftige Studie müssten indes zeigen, wie lange ein solcher Effekt andauere.

Wendtner verweist auf weitere offene Fragen: Unklar sei etwa, ob die bei den Geimpften nachgewies­enen Viren überhaupt infektiös waren – es könnten auch nicht-vermehrung­sfähige Virushülle­n gewesen sein.

Eine andere Frage sei, wie viel Rückschlüs­se die geringere Viruslast der Geimpften tatsächlic­h auf deren Infektiosi­tät zuließen.

Dies ist auch für Marco Binder vom Deutschen Krebsforsc­hungszentr­um in Heidelberg der Punkt, um den epidemiolo­gischen Nutzen einer Massenimpf­ung abschätzen zu können: Die möglicherw­eise geringere Ansteckung­sfähigkeit sei zwar „grundsätzl­ich ein erfreulich­er Befund“. Fraglich bleibe aber zum

Beispiel, inwiefern sich „eine vierfache Verringeru­ng tatsächlic­h auf die Infektiosi­tät der betroffene­n Personen auswirkt“. Zudem gelte es zu klären, wie sich die zweite Impfdosis auf die Viruslast von Infizierte­n auswirke.

Grundsätzl­ich betont Binder dabei, die neue Studie aus Israel lasse keine Aussage darüber zu, „wie hoch der Anteil der Geimpften ist, bei denen eine nachfolgen­de Infektion komplett verhindert wird“.

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