Saarbruecker Zeitung

Jazz-Pionier Chick Corea stirbt mit 79 Jahren

Grenzen zwischen Klassik und Jazz kannte der große US-Pianist nicht, er veröffentl­ichte über 100 Alben.

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(dpa) Der US-Jazz-Pionier Chick Corea ist tot. Der 23-fache Grammy-Gewinner sei bereits am Dienstag mit 79 Jahren an einer seltenen Krebs-Erkrankung gestorben, wurde am Donnerstag auf Coreas offizielle­r Facebook-Seite sowie seiner Webseite mitgeteilt. „Er war ein geliebter Ehemann, Vater und Großvater und für so viele ein großartige­r Mentor und Freund. Durch seine Arbeit und die Jahrzehnte, die er damit verbracht hat, die Welt zu bereisen, hat er das Leben von Millionen Menschen berührt und inspiriert“, hieß es über den Mann, der in den Ensembles von Miles Davis am elektrisch­en Piano ab Ende der 1960er-Jahre die Tür für die Ära der Fusion aus Jazz und Rock öffnete.

In der Stellungna­hme wurde auch eine letzte Botschaft Coreas übermittel­t: Die Welt brauche mehr Künstler, wurde er darin zitiert. Er dankte seinen Weggefährt­en. Und weiter: „Meine Mission war es immer, die Freude am Gestalten zu bringen, wo immer ich konnte, und dies mit all den Künstlern zu tun, die ich so sehr bewundere – das war der Reichtum meines Lebens.“

Nachdem der als Armando Anthony Corea geborene Sohn eines Trompeters und Bassisten bereits mit vier Jahren am Klavier gesessen und früh Unterricht genossen hatte, spielte er in jungen Jahren mit Saxofon-Legende Stan Getz und Dizzy Gillespie zusammen. Beeinfluss­t wurde er sowohl von Herbie Hancock und Thelonious Monk als auch von lateinamer­ikanischen Rhythmen. Star-Trompeter Miles Davis erkannte Coreas Talent und nahm ihn statt Hancock mit auf Tour.

Publikum wie Kritiker fasziniert­e, dass Corea selbst die wandelbare Musikricht­ung des Jazz offenbar nicht genug Raum ließ. Hinzu kam eine unverkennb­are Liebe zum Spiel über fünf Jahrzehnte, in denen Corea als Bandleader und Solist mehr als 100 Alben veröffentl­ichte. Den gern kolportier­ten Gegensatz von klassische­r Musik und Jazz verkehrte Corea mit seinem Spiel oft ins Gegenteil, etwa mit seinem Album „The Mozart Sessions“, das er mit Bobby McFerrin und dem Saint Paul Chamber Orchestra aus Minnesota aufnahm. Unvergesse­n dürfte die Aufführung seines zweiten Klavierkon­zerts „The Continents“im Wiener Mozartjahr 2006 bleiben.

Produktion dieser Seite: Michael Kipp, Martin Trappen Oliver Schwambach

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FOTO: LUNA AFREDO/TELAM/DPA Der mehr als 20-fache Grammy-Gewinner Chick Corea ist mit 79 Jahren an einer seltenen Krebs-Erkrankung gestorben

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