Die gute Laune, die ist stets im Herzen dabei
Carsten Grewer aus Luisenthal lässt sich von Corona nicht den Spaß verderben: Der Karnevalist feiert in diesem Jahr zuhause.
VÖLKLINGEN Was macht ein Büttenredner an Fastnacht, wenn er wegen Corona nicht auftreten darf? Geht er früh ins Bett und zieht sich die Decke über den Kopf? Oder startet er alleine eine Wohnzimmer-Polonäse? „Eher das Zweite“, sagt Carsten Grewer und lacht. Statt Trübsal zu blasen, schaut er sich Online-Kappensitzungen an.
Der Karnevalist erinnert an das Jahr 1991. Damals wurde Fastnacht kurzfristig wegen des Golfkrieges abgesagt. Alle Vorbereitungen waren für die Katz. Diesmal hatte der Luisenthaler Karnevalsverein „Hoch das Bein“schon im Herbst entschieden, dass er die Hygieneauflagen für seine Sitzung nicht stemmen kann. „Wir gehen kein Risiko ein“, sagten sich die Jecken.
Im Vorjahr wurde noch traditionell gefeiert. Carsten Grewer überzeugte in seiner Paraderolle: Als Hausmeister im Völklinger Rathaus bläst er den Beamten regelmäßig den Marsch. Die Verwaltung nimmt‘s ihm nicht krumm, 2016 wurde er von der Stadt als einer der „Narren des Jahres“geehrt. Die große Politik bekommt ebenfalls ihr Fett weg, die Luisenthaler Karnevalisten haben nicht umsonst den Eulenspiegel im Vereinswappen.
Übers Jahr sammelt der 46-Jährige viele Ideen, einiges schaut er sich auch bei Kollegen ab. „Es gibt kein Patent auf einen Witz“, betont Grewer. Er würde aber niemals eine Rede komplett abkupfern. Nach der Auswahl der Themen wird an den Formulierungen gefeilt. „Wichtig ist ein roter Faden“, sagt der Humor-Experte.
Neben dem Inhalt ist die Präsentation entscheidend für den Erfolg. Gerne animiert Grewer das Publikum zum Mitmachen. Wenn die Zuschauer während der Rede aufstehen und schunkeln oder in einen Refrain einstimmen, ist er glücklich. Und wenn der Funke doch nicht überspringt? Dann sollte der Redner seinen Vortrag kürzen und zügig zum Ende kommen, erklärt Carsten Grewer.
Schon als Neunjähriger stand er tanzend auf der Bühne. Mit 15 Jahren eroberte er die Bütt. Seine erste Rede stammte noch aus der Feder einer Verwandten. Drei Jahre später punktete das Nachwuchstalent dann mit selbst geschriebenen Pointen. Viele Jahre trat er gemeinsam mit einem Kollegen als Dick & Doof auf. Seit 2017 steht Grewer wieder alleine im Rampenlicht.
Bevor er in den Blaumann des Hausmeisters schlüpfte, überzeugte er als Pater. Kostprobe gefällig? Bei einer Wallfahrt erlebte der fromme Mann sein blaues Wunder: Während er sich im Zug mit einem Butterbrot stärkte, reichten seine Mitreisenden den Flachmann rum. „Ich heiße Erika. Und du?“, fragte die junge Dame, die es sich auf seinem Schoß gemütlich machte. Erst als ihm die Lady zuprostete, merkte er, dass die Fahrt nicht in den Wallfahrtsort, sondern zum Rosenmontagszug ging. „Die Gruppe wurde immer voller und die Stimmung immer doller“, berichtete der Pater.
Trotz der Solo-Auftritte ist Grewer kein Einzelkämpfer. In der Sketchgruppe und im Männerballett macht er ebenfalls eine gute Figur. Er liebt es, in der Gemeinschaft Fastnacht zu feiern. „Wir sind wie eine große Familie“, versichert der Vereinsmensch.
Grewer arbeitet als Systemadministrator beim Landkreis Merzig-Wadern. Die Fastnacht ist nicht sein einziges Hobby, er ist aktiver Bogenschütze. In der nächsten Session will er in der Bütt wieder die Prominenz ins Visier nehmen. Statt den für dieses Jahr geplanten Ausblick auf die Bundestagswahl gibt’s dann wohl einen lustigen Rückblick. Der eine oder andere Corona-Witz wird sicher auch zum Besten gegeben. Und der traditionelle Schlusssatz jeder Grewer-Rede darf natürlich auch nicht fehlen: „Und ist die Faasend auch irgendwann vorbei, die gute Laune, die ist stets im Herzen dabei.“