Immer mehr Sportarten kapitulieren
Saisonabbruch oder irgendwann weiterspielen – wie geht es mit dem Hallensport weiter? Die Handballer haben die Saison annulliert, die Tennis-Spieler zogen nach. Jetzt haben auch die Basketballer, Volleyballer und Squasher reagiert.
REGIONALVERBAND Leere Hallen, verwaiste Sportplätze. Dieser Zustand wird vorerst so bleiben. Der Lockdown wurde aufgrund der Corona-Pandemie bis zum 7. März verlängert. Wie schnell die Sportvereine danach wieder ihre Angebote anbieten dürfen, steht in den Sternen. Zumal für die verschiedenen Sportarten unterschiedliche Voraussetzungen gelten. Ganz zu schweigen von einem regulären Spielbetrieb, von dem sich mit Blick auf die Saison 2020/2021 inzwischen zahlreiche Landesverbände komplett verabschiedet haben.
Am vergangenen Donnerstag verständigten sich die Verantwortlichen des Basketball-Verbandes Saar (BV Saar) in einer Online-Sitzung mit den Vertretern der Basketball-Verbände aus Rheinland-Pfalz darauf, den überregionalen Spielbetrieb in den Oberligen in dieser Saison nicht aufzunehmen – das betrifft bei den Herren den TuS Herrensohr und den TBS Saarbrücken sowie bei den Frauen den ATSV Saarbrücken. Die Spielzeit wird sowohl im Herrenund Damen- als auch im Jugendbereich annulliert. „Im Anschluss daran haben wir uns beim BV Saar zudem dafür entschieden, den Spielbetrieb in unserem Einzugsbereich ebenfalls nicht mehr wieder aufzunehmen“, berichtet Dirk Kaufmann. Der Präsident des BV Saar erklärt: „Das gilt für alle Ligen von der Landes- bis zur Kreisliga, für die Jugendligen und auch für den Saarlandpokal.“
Bis zuletzt hatten die Verantwortlichen des Basketball-Verbandes Saar darauf gehofft, den Spielbetrieb doch noch aufnehmen zu können, da sie ohne diesen weitere Einbußen im Bereich der Sportausübenden befürchten – gerade mit Blick auf den Jugendbereich. Doch trotz eines Beschlusses, die regulär bis zum 31. Mai laufende Saison um einen Monat zu verlängern, kam jetzt das vorzeitige Aus.
„Es ist so, dass die Vereine lange keinen Trainingsbetrieb mehr hatten, es aber bei einer entsprechenden Freigabe durch die Politik eine Vorlaufzeit von mindestens vier Wochen bräuchte, ehe wieder gespielt werden könnte. Da wir als Kontaktsport eher zu den Letzten zählen, die nach dem Lockdown wieder weitermachen dürfen, würde das alles zeitlich nicht mehr hinhauen“, erläutert Kaufmann den Entschluss. Beim BV Saar ziehen sie nun in Erwägung, zumindest eine freiwillige Runde für diejenigen Vereine anzubieten, die einfach nur wieder wettkampfmäßig spielen wollen.
Im Bereich der Regionalligen, wo mit den Saarlouis Sunkings eine Mannschaft aus dem Saarland mitwirkt, sei eine Fortführung des Spielbetriebs noch nicht vollends abgeschrieben, sagt der zuständige Spielleiter Marco Marzi. „Im Unterschied zu den Oberligen hat der Spielbetrieb in den Regionalligen bereits begonnen. Unser Plan sieht so aus, dass wir abwarten, ob wir eventuell im April noch mal anfangen können, um dann vielleicht noch eine Einfachrunde absolvieren zu können. Wenn wir am zweiten April-Wochenende beginnen könnten, wären wir immer noch im Mai fertig“, sagt Marzi. Die Abstiegsregelung ist für diese Saison ausgesetzt. Aufsteiger soll es geben, sofern weitergespielt wird.
Am vergangenen Mittwoch hatte das Präsidium des Saarländischen Volleyball-Verbandes (SVV ) die laufende Saison anhand der Empfehlungen seiner Fachausschüsse für alle Aktiven und Jugendlichen sowie im Freizeit-Sport für beendet erklärt. „Die Situation ist so, dass es aufgrund der aktuellen Pandemie-Entwicklungen unwahrscheinlich ist, dass ein geregelter Spielbetrieb noch mal zeitgerecht umzusetzen ist“, sagt SVV-Präsident Horst Bartsch. Er hofft nun darauf, dass die Vereine zumindest zeitnah wieder einen Trainingsbetrieb durchführen können: „Die Politik muss da jetzt Prioritäten setzen. Es wäre für die Vereine und nicht zuletzt für die Menschen wichtig, dass ein regulärer Trainingsbetrieb alsbald wieder möglich wird. Vor allem die Angebote für Kinder und Jugendliche sollten schnellstmöglich wieder ins Rollen kommen“, erklärt Bartsch. Darüber hinaus mache man sich in Bezug auf Wettkämpfe Gedanken über Alternativ-Ideen – wie etwa eine freiwillige Spielrunde.
Die Handballer im Saarland waren unlängst die Ersten, die sich zum Abbruch der Saison durchgerungen hatten. Vor gut zwei Wochen entschied der Handball-Verband Saar (HVS), dass unter seinem Dach nicht mehr gespielt wird (wir berichteten). Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs mache unter sportlichen wie gesundheitlichen Aspekten keinen Sinn, hieß es von Seiten des HVS.
Der Vorstand des Saarländischen Tennis-Bundes (STB) zog kurz darauf nach. Wegen der Corona-bedingten Schließungen der Hallen habe man sich „schweren Herzens dazu entschlossen, die Winter-Hallenrunde 2020/2021 mit sofortiger Wirkung komplett abzusagen“, hieß es in dem Beschluss. Jürgen Lässig, der Vizepräsident des STB, hatte in diesem Zusammenhang Kritik an der saarländischen Landesregierung geübt. Er erklärte: „Beim Tennis lässt sich die Abstandsregel leichter einhalten als bei den sogenannten Körperkontakt-Sportarten. Leider hat das Sportministerium jedoch bei der verfügten Schließung von Sport- und Tennis-Hallen diese besondere Situation bei der Ausübung des Tennissports nicht berücksichtigt. Wir hatten auf eine differenzierte Betrachtungsweise gehofft.“Und Lässig sagte außerdem: „Weil die Runde zeitlich nicht mehr zu Ende gespielt werden könnte, blieb uns nur die Entscheidung für den sofortigen Stopp.“Die Freiluft-Saison solle aber wie geplant im Mai anlaufen.
Im Bereich des Squash-Sports wurde inzwischen ebenfalls die Reißleine gezogen. „Die Bundesliga-Saison mit dem saarländischen Vertreter SC Güdingen soll ab dem 20. März gestartet werden. Die Saison mit den restlichen Mannschaften unter dem Dach des SaarSquash-Racket-Verbands ist abgebrochen und beendet worden. Wir hoffen auf den Start der neuen Saison im September 2021“, so Chris Ulrich, der Marketingbeauftragte des Verbandes.
Beim Saarländischen Badminton-Verband (SBV) war noch keine finale Entscheidung gefällt worden, wie mit der Saison verfahren wird. „Wir befinden uns nach wie vor im Austausch mit den verschiedenen Gremien“, sagte der SBV-Vorsitzende Thomas Dettweiler. Er hielt einen Abbruch der Saison aber durchaus für wahrscheinlich.
„Wir befinden uns nach wie vor im Austausch mit den verschiedenen
Gremien.“
Thomas Dettweiler Vorsitzender des Saarländischen Badminton-Verbandes
„Da wir als Kontaktsport eher zu den Letzten zählen,
die nach dem Lockdown wieder weitermachen dürfen, würde das alles zeitlich nicht mehr hinhauen.“
Dirk Kaufmann Präsident des Basketball-Verbandes Saar
„Die Politik muss da jetzt Prioritäten setzen.
Es wäre für die Vereine und nicht zuletzt für die Menschen wichtig, dass ein regulärer Trainingsbetrieb alsbald wieder möglich wird. Vor allem die Angebote für Kinder und Jugendliche sollten schnellstmöglich wieder ins Rollen kommen.“
Horst Bartsch Präsident des Saarländischen Volleyball-Verbandes