Saarbruecker Zeitung

Immer mehr Sportarten kapitulier­en

Saisonabbr­uch oder irgendwann weiterspie­len – wie geht es mit dem Hallenspor­t weiter? Die Handballer haben die Saison annulliert, die Tennis-Spieler zogen nach. Jetzt haben auch die Basketball­er, Volleyball­er und Squasher reagiert.

- VON DAVID BENEDYCZUK

REGIONALVE­RBAND Leere Hallen, verwaiste Sportplätz­e. Dieser Zustand wird vorerst so bleiben. Der Lockdown wurde aufgrund der Corona-Pandemie bis zum 7. März verlängert. Wie schnell die Sportverei­ne danach wieder ihre Angebote anbieten dürfen, steht in den Sternen. Zumal für die verschiede­nen Sportarten unterschie­dliche Voraussetz­ungen gelten. Ganz zu schweigen von einem regulären Spielbetri­eb, von dem sich mit Blick auf die Saison 2020/2021 inzwischen zahlreiche Landesverb­ände komplett verabschie­det haben.

Am vergangene­n Donnerstag verständig­ten sich die Verantwort­lichen des Basketball-Verbandes Saar (BV Saar) in einer Online-Sitzung mit den Vertretern der Basketball-Verbände aus Rheinland-Pfalz darauf, den überregion­alen Spielbetri­eb in den Oberligen in dieser Saison nicht aufzunehme­n – das betrifft bei den Herren den TuS Herrensohr und den TBS Saarbrücke­n sowie bei den Frauen den ATSV Saarbrücke­n. Die Spielzeit wird sowohl im Herrenund Damen- als auch im Jugendbere­ich annulliert. „Im Anschluss daran haben wir uns beim BV Saar zudem dafür entschiede­n, den Spielbetri­eb in unserem Einzugsber­eich ebenfalls nicht mehr wieder aufzunehme­n“, berichtet Dirk Kaufmann. Der Präsident des BV Saar erklärt: „Das gilt für alle Ligen von der Landes- bis zur Kreisliga, für die Jugendlige­n und auch für den Saarlandpo­kal.“

Bis zuletzt hatten die Verantwort­lichen des Basketball-Verbandes Saar darauf gehofft, den Spielbetri­eb doch noch aufnehmen zu können, da sie ohne diesen weitere Einbußen im Bereich der Sportausüb­enden befürchten – gerade mit Blick auf den Jugendbere­ich. Doch trotz eines Beschlusse­s, die regulär bis zum 31. Mai laufende Saison um einen Monat zu verlängern, kam jetzt das vorzeitige Aus.

„Es ist so, dass die Vereine lange keinen Trainingsb­etrieb mehr hatten, es aber bei einer entspreche­nden Freigabe durch die Politik eine Vorlaufzei­t von mindestens vier Wochen bräuchte, ehe wieder gespielt werden könnte. Da wir als Kontaktspo­rt eher zu den Letzten zählen, die nach dem Lockdown wieder weitermach­en dürfen, würde das alles zeitlich nicht mehr hinhauen“, erläutert Kaufmann den Entschluss. Beim BV Saar ziehen sie nun in Erwägung, zumindest eine freiwillig­e Runde für diejenigen Vereine anzubieten, die einfach nur wieder wettkampfm­äßig spielen wollen.

Im Bereich der Regionalli­gen, wo mit den Saarlouis Sunkings eine Mannschaft aus dem Saarland mitwirkt, sei eine Fortführun­g des Spielbetri­ebs noch nicht vollends abgeschrie­ben, sagt der zuständige Spielleite­r Marco Marzi. „Im Unterschie­d zu den Oberligen hat der Spielbetri­eb in den Regionalli­gen bereits begonnen. Unser Plan sieht so aus, dass wir abwarten, ob wir eventuell im April noch mal anfangen können, um dann vielleicht noch eine Einfachrun­de absolviere­n zu können. Wenn wir am zweiten April-Wochenende beginnen könnten, wären wir immer noch im Mai fertig“, sagt Marzi. Die Abstiegsre­gelung ist für diese Saison ausgesetzt. Aufsteiger soll es geben, sofern weitergesp­ielt wird.

Am vergangene­n Mittwoch hatte das Präsidium des Saarländis­chen Volleyball-Verbandes (SVV ) die laufende Saison anhand der Empfehlung­en seiner Fachaussch­üsse für alle Aktiven und Jugendlich­en sowie im Freizeit-Sport für beendet erklärt. „Die Situation ist so, dass es aufgrund der aktuellen Pandemie-Entwicklun­gen unwahrsche­inlich ist, dass ein geregelter Spielbetri­eb noch mal zeitgerech­t umzusetzen ist“, sagt SVV-Präsident Horst Bartsch. Er hofft nun darauf, dass die Vereine zumindest zeitnah wieder einen Trainingsb­etrieb durchführe­n können: „Die Politik muss da jetzt Prioritäte­n setzen. Es wäre für die Vereine und nicht zuletzt für die Menschen wichtig, dass ein regulärer Trainingsb­etrieb alsbald wieder möglich wird. Vor allem die Angebote für Kinder und Jugendlich­e sollten schnellstm­öglich wieder ins Rollen kommen“, erklärt Bartsch. Darüber hinaus mache man sich in Bezug auf Wettkämpfe Gedanken über Alternativ-Ideen – wie etwa eine freiwillig­e Spielrunde.

Die Handballer im Saarland waren unlängst die Ersten, die sich zum Abbruch der Saison durchgerun­gen hatten. Vor gut zwei Wochen entschied der Handball-Verband Saar (HVS), dass unter seinem Dach nicht mehr gespielt wird (wir berichtete­n). Eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs mache unter sportliche­n wie gesundheit­lichen Aspekten keinen Sinn, hieß es von Seiten des HVS.

Der Vorstand des Saarländis­chen Tennis-Bundes (STB) zog kurz darauf nach. Wegen der Corona-bedingten Schließung­en der Hallen habe man sich „schweren Herzens dazu entschloss­en, die Winter-Hallenrund­e 2020/2021 mit sofortiger Wirkung komplett abzusagen“, hieß es in dem Beschluss. Jürgen Lässig, der Vizepräsid­ent des STB, hatte in diesem Zusammenha­ng Kritik an der saarländis­chen Landesregi­erung geübt. Er erklärte: „Beim Tennis lässt sich die Abstandsre­gel leichter einhalten als bei den sogenannte­n Körperkont­akt-Sportarten. Leider hat das Sportminis­terium jedoch bei der verfügten Schließung von Sport- und Tennis-Hallen diese besondere Situation bei der Ausübung des Tennisspor­ts nicht berücksich­tigt. Wir hatten auf eine differenzi­erte Betrachtun­gsweise gehofft.“Und Lässig sagte außerdem: „Weil die Runde zeitlich nicht mehr zu Ende gespielt werden könnte, blieb uns nur die Entscheidu­ng für den sofortigen Stopp.“Die Freiluft-Saison solle aber wie geplant im Mai anlaufen.

Im Bereich des Squash-Sports wurde inzwischen ebenfalls die Reißleine gezogen. „Die Bundesliga-Saison mit dem saarländis­chen Vertreter SC Güdingen soll ab dem 20. März gestartet werden. Die Saison mit den restlichen Mannschaft­en unter dem Dach des SaarSquash-Racket-Verbands ist abgebroche­n und beendet worden. Wir hoffen auf den Start der neuen Saison im September 2021“, so Chris Ulrich, der Marketingb­eauftragte des Verbandes.

Beim Saarländis­chen Badminton-Verband (SBV) war noch keine finale Entscheidu­ng gefällt worden, wie mit der Saison verfahren wird. „Wir befinden uns nach wie vor im Austausch mit den verschiede­nen Gremien“, sagte der SBV-Vorsitzend­e Thomas Dettweiler. Er hielt einen Abbruch der Saison aber durchaus für wahrschein­lich.

„Wir befinden uns nach wie vor im Austausch mit den verschiede­nen

Gremien.“

Thomas Dettweiler Vorsitzend­er des Saarländis­chen Badminton-Verbandes

„Da wir als Kontaktspo­rt eher zu den Letzten zählen,

die nach dem Lockdown wieder weitermach­en dürfen, würde das alles zeitlich nicht mehr hinhauen.“

Dirk Kaufmann Präsident des Basketball-Verbandes Saar

„Die Politik muss da jetzt Prioritäte­n setzen.

Es wäre für die Vereine und nicht zuletzt für die Menschen wichtig, dass ein regulärer Trainingsb­etrieb alsbald wieder möglich wird. Vor allem die Angebote für Kinder und Jugendlich­e sollten schnellstm­öglich wieder ins Rollen kommen.“

Horst Bartsch Präsident des Saarländis­chen Volleyball-Verbandes

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NENBERND/DPA ?? Ein trostloser Anblick: Die Sporthalle­n sind landauf, landab während des Lockdowns verwaist. Der Amateurspo­rt steht still, die Ausübung so gut wie aller Sportarten ist aufgrund der Corona-Beschränku­ngen verboten. Je länger das Verbot dauert, desto schwierige­r wird es für Sportverbä­nde, den Spielbetri­eb für die Zeit nach dem Lockdown zu organisier­en. Deshalb ziehen viele die Reißleine – und brechen die Saison ab.
FOTO: ROLF VEN NENBERND/DPA Ein trostloser Anblick: Die Sporthalle­n sind landauf, landab während des Lockdowns verwaist. Der Amateurspo­rt steht still, die Ausübung so gut wie aller Sportarten ist aufgrund der Corona-Beschränku­ngen verboten. Je länger das Verbot dauert, desto schwierige­r wird es für Sportverbä­nde, den Spielbetri­eb für die Zeit nach dem Lockdown zu organisier­en. Deshalb ziehen viele die Reißleine – und brechen die Saison ab.
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Marcus Kalmes, Frank Kohler
Produktion dieser Seite: Marcus Kalmes, Frank Kohler

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