Saarbruecker Zeitung

Der FC Bayern München kehrt als Club-Weltmeiste­r von seiner Dienstreis­e nach Katar zurück.

Der FC Bayern platzt nach seinem historisch­en „Sixpack“fast vor Stolz. Doch der graue Alltag in der Liga wartet schon.

- VON MARCO MADER

(sid) Als die müden Münchner Helden um „Sixpacker“Benjamin Pavard bei eisigen minus 13 Grad aus dem Weltmeiste­r-Flieger stiegen, überrascht­e sie Pep Guardiola mit der nächsten großen Herausford­erung. „Vielleicht kann ich Messi und Co. anrufen und wir spielen um den siebten Titel“, sagte der bislang einzige Alles-Gewinner in einer Videobotsc­haft schmunzeln­d zu seinem Nachfolger Hansi Flick: „Sag mir wann und wo – und wir werden da sein!“

Doch Erfolgstra­iner Flick wollte nach dem strapaziös­en Katar-Trip mit dem Anreise-Chaos und dem Corona-Wirbel um Spätheimke­hrer Thomas Müller nichts mehr von Fußball wissen – und gab zwei Tage frei. „Das war für uns alle am Limit“, sagte er nach dem Final-Triumph bei der Club-WM über Tigres UANL aus Mexiko (1:0) geschafft. Umso stolzer war Flick auf die Mannschaft: „Ich bin begeistert. Es war viel Unruhe da, trotzdem hat sie herausrage­nd gespielt und Historisch­es geleistet.“

Alle sechs möglichen Titel – das war zuvor nur Guardiolas FC Barcelona um Weltstar Lionel Messi 2009 gelungen. Der Katalane sprach in seiner Grußbotsch­aft von einem „unglaublic­hen Erfolg“und schloss mit dem Bayern-Motto „Mia san mia!“. Auch Bundestrai­ner Joachim Löw und DFB-Präsident Fritz Keller reihten sich in die Schar der Gratulante­n ein. Löw freute sich „riesig“für seinen einstigen Assistente­n Flick. Der 55-Jährige hat nun mehr Titel mit den Bayern geholt, als er Pflichtspi­el-Niederlage­n in seiner Amtszeit hinnehmen musste (6:5), im Durchschni­tt gewinnt er alle elf Partien einen Pokal.

Doch Flick schwebte nicht lange im sechsten Himmel. „Es werden Niederlage­n hinzukomme­n, ich denke, dass man das nicht halten kann“, sagte er nüchtern. Zeit zum Genießen bleibe ohnehin nicht, am Montag (20.30 Uhr/DAZN) wartet im Liga-Alltag Aufsteiger Arminia Bielefeld. „Ganz ehrlich: Es geht immer weiter“, sagte Flick fast schon melancholi­sch: „Das ist unser Job, unser Business. Wir müssen gucken, dass wir die Dinge, die wir erleben, so schnell wie möglich abhaken. Es geht Schlag auf Schlag.“

Seine WM-Helden wollten davon aber erst einmal nichts wissen. Matchwinne­r Pavard drückte dem goldenen Erdball auf dem WM-Pokal selig einen dicken Kuss auf. Robert Lewandowsk­i, zum besten Spieler des Turniers gekürt, drückte sich stolz das goldene Weltmeiste­r-Abzeichen aufs Trikot. „Das ist eine große Geschichte für Bayern München“, sagte er: „Wie wir gespielt haben, das bleibt lange Zeit.“

In Gedanken waren die Weltmeiste­r aber auch bei Thomas Müller, der traurig und vom Rest des Teams isoliert in einem Hotel hockte. „Wir haben das Ding auch für ihn geholt und alle anderen, die nicht dabei sein konnten“, sagte Joshua Kimmich. Bei der kurzen Kabinen-Party hielten Kimmich und Co. die Trikots der Abwesenden in die Kamera.

Auch bei der Rückkehr fehlte Müller wie erwartet. Der 31-Jährige musste noch etwas länger in Doha bleiben, um mit Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic seine Heimreise per Sanitätsfl­ieger zu organisier­en. Zuhause muss er in Quarantäne und fällt wie Serge Gnabry (Muskelfase­rriss) erst einmal aus. Müller sei „etwas müde“, berichtete Flick, nach der Corona-Diagnose gehe ihm „einiges durch den Kopf“. Ansonsten sei er wohlauf. Überrasche­nd mit im Teamfliege­r saß dagegen Jérôme Boateng. Seine vorzeitige Abreise aus privaten Gründen war mangels Direktflug nicht zustande gekommen.

In der Bundesliga steuert der Tabellenfü­hrer der neunten Meistersch­aft in Serie entgegen. „Der wichtigste Moment“aber, betonte Lewandowsk­i mit Blick auf die Champions League, „kommt erst noch“. Den Titel in der Königsklas­se zu verteidige­n, hat mit Real Madrid erst eine Mannschaft geschafft.

„Ich bin begeistert. Es war viel Unruhe da. Das war für uns alle

am Limit.“

Hansi Flick

Trainer des FC Bayern München

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FOTO: AP/DPA Bayern Münchens Torhüter Manuel Neuer reißt unter dem Jubel seiner Mannschaft­skollegen die Trophäe für den Gewinn der Club-WM hoch.

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