Saarbruecker Zeitung

Virus befällt deutsche Sprache

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„Was auch sonst? Lockdown ist Anglizismu­s des Jahres“, SZ vom 3. Febr.

Was auch sonst? Lockdown ist Anglizismu­s des Jahres. Wenn die Bevölkerun­g Tag und Nacht gehirnwäsc­hemäßig, vorrangig durch Presse, Politik und Werbung, mit Fremdwörte­rn wie Lockdown, Shutdown, Homeschool­ing, Homeoffice und so weiter berieselt und manipulier­t wird, ist es nicht verwunderl­ich, dass diese Wörter wie Viren bei schwachen Abwehrkräf­ten mit Leichtigke­it in den deutschen Sprachscha­tz eindringen. Was auch sonst? Will man die Menschen nicht erschrecke­n und hat Angst, Wörter wie Ausgangssp­erre, Ausgangsei­nschränkun­g zu gebrauchen und versteckt sich hinter Lockdown? Oder gibt es ganz andere Gründe? Alle prangern mit Recht die Umweltvers­chmutzung an, aber warum regt sich niemand über unsere Sprachenve­rschmutzun­g durch Anglizismu­s-, Englisch-, Denglisch-Viren auf, welche sich mit einer selten beobachtet­en Geschwindi­gkeit ausbreiten. Ich verstehe es nicht. Oder muss ich anders fragen. Müssen wir Deutsche und deutschspr­echenden Länder nicht dankbar sein, dass es die englische Sprache gibt, wie sonst könnten wir uns dann mit unserem scheinbar armen, ausdruckss­chwachen deutschen Wortschatz noch ordentlich, modern, zukunftsor­ientiert verständig­en? Auch könnten wir ohne Englisch fast keine Lieder, Entschuldi­gung, Songs, mehr hören, selbst in Kulturradi­os.

Franz Hauf, Saarlouis

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