Ski-Asse bei WM mit weiteren Sensationen
Die deutschen Skirennläufer Kira Weidle und Andreas Sander werden in den Abfahrtsrennen in Cortina d’Ampezzo jeweils Zweite.
Die deutschen Rennfahrer haben bei der alpinen Ski-WM für weitere Sensationen gesorgt. Nach Romed Baumanns Super-G-Silber holten auch Kira Weidle und Andreas Sander in der Abfahrt Silber.
(sid) „Ein Traum“, „der Wahnsinn“, „sensationell“: So langsam gehen den deutschen Skirennläufern die Superlative aus. Als am Sonntag nach Romed Baumann und Kira Weidle im dritten Rennen der Ski-WM auch noch Andreas Sander eine Sensation in Silber gelang, wusste der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier schon gar nicht mehr, was er jetzt noch sagen sollte. „Für unser Team“, kommentierte er die erhofften, aber völlig unerwarteten Podestplatzierungen, „ist das ein absolutes Sensations-Ergebnis. Wir haben viel mehr als nur das Soll erfüllt.“
Die Nationalhymnen werden in Cortina d’Ampezzo für andere gespielt, aber die Deutschen könnten glücklicher kaum sein. „Es war einfach ein perfekter Tag“, sagte der emotionale Sander, der wie 24 Stunden zuvor die coole Weidle im entscheidenden Moment das Abfahrts-Rennen seines Lebens fuhr. Tatsächlich fehlte beiden nicht viel zum ganz großen Coup: Weidle verpasste Gold hinter Corinne Suter (Schweiz) nur um 0,20 Sekunden, Sander lag sogar nur eine Hundertstel hinter dem Super-G-Weltmeister Vincent Kriechmayr.
„Nein“, versicherte er überglücklich, dieser winzige Rückstand auf den mit der Nummer eins gestarteten Österreicher „ärgert mich nicht“. Er habe „nie damit gerechnet, dass ich eine Medaille abhole“. Und das war verständlich: Sander hatte vor 13 Jahren mal Super-G-Gold bei der Junioren-WM gewonnen, allerdings danach im Weltcup nie das Podest erreicht. Drei fünfte Plätze seit 2016 waren sein bester Ertrag, letztmals im Januar in Kitzbühel. Dass er es nun ausgerechnet bei der WM aufs Treppchen schaffte, „das hätte ich mir nie erträumen können“.
Die Hundertstel, „die verschmerzen wir“, sagte auch Alpin-Chef Maier
und betonte: „Für uns ist das wie eine Goldmedaille.“Zum ersten WM-Sieg in der Königsdisziplin seit jenem von Hansjörg Tauscher 1989 in Vail fehlten Sander am Ende der nur 2610 Meter langen Piste Vertigine lediglich 27 Zentimeter. Er beendete aber eine zwei Jahrzehnte währende Durststrecke für die deutschen Abfahrer: Die letzte Medaille hatte 2001 in St. Anton nicht minder sensationell Florian Eckert gewonnen. Er wurde damals Dritter.
Und nun hat der Deutsche Skiverband in der Königsdisziplin sogar ein Königspaar. Denn im Rennen der Frauen war schon Kira Weidle eine Sensation gelungen. Auch die 24 Jahre alte gebürtige Stuttgarterin
erreichte das beste Resultat ihrer Karriere. Maier sprach von einer „Hammerleistung“, für den Deutschen Skiverband sei das „ein Traum“. Weidle sei ja der einzige „Schuss“gewesen, der bei den Frauen für eine Medaille zur Verfügung gestanden habe: „Da kann man nur den Hut ziehen und sagen: Hey, Kira, das hast du klasse gemacht.“
Weidle, für den Ski-Club Starnberg bei München aktiv, reihte sich damit ein in die Galerie großer deutscher Skirennläuferinnen. Die zuvor letzte WM-Medaille in der Abfahrt hatte 2013 Maria Höfl-Riesch als Dritte eingefahren, das letzte Silber gewann 1996 Katja Seizinger. Und das letzte Gold in der Abfahrt gab es 1976 in Innsbruck durch Rosi Mittermaier – die Olympiasieger waren damals automatisch Weltmeister.
Weidle hatte auf einen Coup spekuliert, „klar“, sagte sie, es sei immer das Ziel gewesen, eine Medaille zu gewinnen. „Ich wusste, ich hab’s drauf“, sagte sie strahlend. Und auch nach dem Rennen wusste sie, was sie wollte. Ihre für Samstagnachmittag geplante Abreise aus Cortina d’Ampezzo verschob sie einfach: „Wir verlängern eine Nacht. Eine Medaille muss gefeiert werden.“Das wurde sie auch: erst im Skiraum des Hotels, dann an der Hotelbar. Was da noch keiner ahnte: Es sollte nicht die letzte deutsche Sause bei der WM gewesen sein.