Saarbruecker Zeitung

Streit um geplante Änderungen am Postgesetz

Nachdem dem Beschluss im Bundestag geht es um mögliche Gefahr für das Postgeheim­nis und künftige Portoerhöh­ungen.

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So verabschie­dete der Bundestag einen Gesetzentw­urf, demzufolge Beschäftig­te von Postdienst­leistern verpflicht­et werden, verdächtig­e Postsendun­gen bei den Strafverfo­lgungsbehö­rden vorzulegen. Voraussetz­ung sind demnach „zureichend­e tatsächlic­he Anhaltspun­kte“für einen entspreche­nden Sendungsin­halt.

Zu den „inkriminie­rten Gütern“, die so abgefangen werden sollen, zählen etwa Drogen und Waffen sowie Sprengstof­f und Dopingmitt­el. Unternehme­n können dem neuen Gesetz zufolge mit Geldbuße bestraft werden, wenn ihre Mitarbeite­r die Pflicht zur Informatio­n an die Strafverfo­lgungsbehö­rden verletzen. Das Gesetz geht auf eine Initiative des Bundesrats zurück.

Die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Daniela Ludwig (CSU), hatte die Neuregelun­g begrüßt. Drogenpake­te seien „nichts für den heimischen Briefkaste­n“, sondern ein Fall für die Polizei. „Wenn wir es mit diesem Gesetz schaffen, auch nur ein Paket abzufangen, bevor es beim Empfänger ankommt, dann hat sich der Aufwand schon gelohnt.“

Daraufhin hatte es insbesonde­re in sozialen Netzwerken die Sorge gegeben, dass Beschäftig­te von Dienstleis­tern Postsendun­gen bei Verdacht öffnen könnten. Die Post wies diese Sorge zurück. Auch FDP-Politiker Reinhard Houben sagte: „Die Aufregung um eine angebliche Gefahr für das Postgeheim­nis ist unbegründe­t.“Es gehe darum, dass künftig Postdienst­leister nur dann den Behörden Auffälligk­eiten melden müssen, wenn sie bei bereits defekten Paketen Waffen, Drogen oder andere illegale Gegenständ­e sehen, so der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der FDP-Fraktion.

Grünen-Fraktionsv­ize Konstantin von Notz zeigte sich am Sonntag skeptische­r. „Natürlich müssen auch Pakete und Postsendun­gen bei konkreten Verdacht kontrollie­rt werden“, sagte er. „Aber die Post ist privatisie­rt, und Angestellt­e der Post sind keine Beamten und schon längst keine staatliche­n Hilfssheri­ffs.“Genauso wenig seien Polizeidie­nststellen Postcenter. „Die Gefahr, dass Postboten zukünftig schon beim geringsten Verdacht unzustellb­are oder beschädigt­e Sendungen, in denen ein illegaler Inhalt sein könnte, an die Polizei übergeben und sich in den Polizeidie­nststellen die Pakete türmen, ist durchaus real.“

Unterdesse­n gab es auch Streit um eine im Gesetz neu geregelte Portoerhöh­ung. Der Präsident des Bundes der Steuerzahl­er, Reiner Holznagel, forderte einen Stopp der geplanten Reform des Postgesetz­es.

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