Saarbruecker Zeitung

Scholz will Steueroase­n trockenleg­en

-

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) will mit einem neuen Gesetz dazu beitragen, Steueroase­n auszutrock­nen. Ein Entwurf des Steueroase­n-Abwehrgese­tzes, der unserer Zeitung vorliegt, soll am heutigen Montag in die Abstimmung innerhalb der Bundesregi­erung gehen. Das Regelwerk sieht im Kern vor, Personen und Unternehme­n davon abzuhalten, Geschäftsb­eziehungen mit Staaten oder Gebieten fortzusetz­en oder neu aufzunehme­n, die sich nicht an internatio­nale Steuerstan­dards halten.

Bereits seit Langem will die Bundesregi­erung mit der EU-Kommission gegen Steueroase­n vorgehen. Auf der „schwarzen Liste“der Kommission finden sich Staaten und Gebiete wie etwa Amerikanis­ch-Samoa, Fidschi, Panama oder die Seychellen. Sie will Scholz zum Umdenken bewegen, indem er ihren Geschäftsp­artnern Steuervort­eile nimmt. Ziehen alle EU-Staaten mit, könnte der Effekt erheblich sein – hofft die

Kommission. So soll künftig nach Vorstellun­g des Bundesfina­nzminister­iums ein Verbot des Betriebsau­sgabenund Werbungsko­stenabzugs gelten. Kosten für Geschäftsv­orgänge mit Bezug zu Steueroase­n dürfen demnach die inländisch­en Einkünfte nicht mehr mindern.

Zudem will Scholz die Hinzurechn­ungsbesteu­erung

auf alle aktiven und passiven Einkünfte von Zwischenge­sellschaft­en ausweiten, die in Steueroase­n tätig sind. Das Bundesfina­nzminister­ium will zugleich die Quellenste­uer verschärfe­n, also beispielsw­eise Abgaben auf Kapitalert­räge, die im Ausland anfallen. Eine Entlastung vom Steuerabzu­g soll demnach einer ausländisc­hen Gesellscha­ft nicht gewährt werden, wenn an ihr zu mindestens zehn Prozent natürliche Personen beteiligt sind, die in einer Steueroase ansässig sind. Brisant könnte für Steuertric­kser außerdem sein, dass bei Gewinnauss­chüttungen mögliche Steuerbefr­eiungen eingeschrä­nkt werden und Vorschrift­en in Abkommen zur Vermeidung der Doppelbest­euerung versagt werden, wenn diese Bezüge von einer Körperscha­ft geleistet werden, die in einer Steueroase ansässig ist. Doppelbest­euerung wäre also möglich.

Außerdem sollen Steuerpfli­chtige, die Geschäfte mit Steueroase­n machen, mehr Dokumentat­ions- und Auskunftsp­flichten bekommen. So will das Finanzmini­sterium mehr Transparen­z und Kontrollmö­glichkeite­n erreichen. Ressortche­f Scholz will dazu auch das Finanzkont­en-Informatio­nsaustausc­hgesetz anpassen und den automatisc­hen Austausch von Informatio­nen über Finanzkont­en erleichter­n. Wann die Novelle Kabinettsr­eife haben wird und danach in den Bundestag gehen kann, ist noch offen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany