Saarbruecker Zeitung

Ministerin kündigt Corona-Kulturgipf­el für März an

Kultusmini­sterin Streichert-Clivot meidet bisher eine saarländis­che Sonderlösu­ng, um Museen früher zu öffnen als bundesweit vereinbart.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Jedem Problemfel­d seinen Gipfel. Auch zum Thema Öffnungspe­rspektive für die saarländis­che Kulturszen­e soll es einen Corona-Gipfel geben. Das hat Kultusmini­sterin Christine Streichert-Clivot (SPD) gegenüber der Saarbrücke­r Zeitung angekündig­t. Er ist für März terminiert und soll „die mittel- und langfristi­ge Bewältigun­g der Pandemie-Folgen in der Kulturland­schaft“behandeln. Bereits im Juni vergangene­n Jahres hatte Streichert-Clivot zu einem sparten- und häuserüber­greifenden Austausch eingeladen. Auch damals ging es um die Folgen der Corona-Krise, insbesonde­re um Fördermode­lle für die Szene. Diesmal dürfte jedoch ein neues Thema in den Fokus rücken – und die Ministerin womöglich auch in die Kritik. Ist sie mutig genug, wenn es um die Durchsetzu­ng eines früheren Neustarts für Kultur geht?

Wie mehrfach berichtet, hatte sich Streichert-Clivot im Januar dafür ausgesproc­hen, dass zumindest

Museen als erste Kultureinr­ichtungen beim ersten Lockerungs­schritt nach dem November-Lockdown geöffnet werden können, zeitgleich mit den Schulen und Kitas. Die Regierungs­chefs und das Kanzleramt entschiede­n am vergangene­n Mittwoch jedoch anders, gemäß einer Empfehlung aller Kultusmini­ster zu Öffnungssc­hritten für die Kultur: Museen öffnen erst bei einer 35er-Inzidenz wieder, zusammen mit dem Einzelhand­el.

Bliebe für die Saar-Ministerin der „Sonderweg“über eine Regelung in der hiesigen Landesvero­rdnung. Die Kulturhohe­it der Länder würde dies ermögliche­n. Doch diesen politisch steinigen Konflikt-Pfad wird

Streichert-Clivot nicht einschlage­n. Das lässt sich aus einer Antwort auf eine schriftlic­he Anfrage der SZ herauslese­n. Darin heißt es, die Regierungs­chefs der Länder und die Bundeskanz­lerin hätten vereinbart, dass jetzt eine Arbeitsgru­ppe auf Ebene der Chefs der Staats- und Senatskanz­leien sowie des Bundeskanz­leramtes nächste Schritte „der sicheren und gerechten Öffnungsst­rategie hinsichtli­ch der Kontaktbes­chränkunge­n von Kultur, Sport und Gruppen, Freizeit, Gastronomi­e und Hotelgewer­be“vorbereite­n wird. Streichert-Clivot setze sich „im Rahmen der von den Regierungs­chefs und -Chefinnen der Länder und der Bundeskanz­lerin getroffene­n Beschlüsse“

für weitere Öffnungspe­rspektiven für alle Bereiche der Kultur ein. Sprich: Die Ministerin wird sich nicht außerhalb dieses „Rahmens“bewegen, keinen Alleingang mit Berufung auf ihre Kompetenz (Kulturhohe­it) wagen. Zu letzterem Schritt hatte sie die Linken-Landtagsab­geordnete Barbara Spaniol aufgeforde­rt (wir berichtete­n).

Unbeantwor­tet bleibt die Frage, ob und inwieweit die saarländis­che Kultusmini­sterin bei der Erarbeitun­g der jetzt gültigen und umzusetzen­den Kultusmini­ster-Empfehlung ihre Position – Öffnung der Museen vorziehen – beibehalte­n hat, mag sie sie auch im Kreis ihrer Ministerko­llegen nicht habe durchsetze­n können. Oder wurde Streichert-Clivot überzeugt, dass der jetzt gewählte vorsichtig­ere Kurs der bessere ist? Er ist der zumindest politisch am wenigsten beschwerli­che: Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) gilt als Merkel-treu, er wirbt für bundeseinh­eitliche Regelungen und würde ein Ausscheren mutmaßlich nicht mittragen.

So hat sich das Licht am Horizont für die Kultur nochmal verdunkelt. Denn die Entscheidu­ngen über deren Öffnungssz­enarien treffen jetzt offensicht­lich nicht mehr die Fachminist­er (Kultus), sondern eine „AG“, besetzt mit Chefs der Staatskanz­leien der Länder und mit Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU).

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FOTO:
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Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur (SPD) FOTO: ROBBY LORENZ

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