Saarbruecker Zeitung

Lange-Müller: „Die Kultur ist in den Arsch gekniffen“

-

(epd) Die Berliner Schriftste­llerin Katja Lange-Müller (70, „Drehtür“, „Böse Schafe“) findet, dass die Kultur in der Pandemie schlecht behandelt wird. Sie schätze ja Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) und Berlins Kultursena­tor Klaus Lederer (Linke), aber es reiche „hinten und vorne nicht“, sagte die Autorin dem „Tagesspieg­el“. „Hier mal ein Körbchen“auszuschüt­ten für wirklich bedrohte Künstler sei ja schön und gut. „Doch im Großen und Ganzen ist die Kultur in den Arsch gekniffen“, sagte Lange-Müller.

Die Corona-Zeit sei auch ihrem Schreiben „ganz und gar nicht“zuträglich, sagte sie weiter. Auch bei ihr werde es langsam finanziell eng, existenzie­ll: „Ein Jahr habe ich nichts verdient, außer dass ich den einen oder anderen Zeitungste­xt geschriebe­n habe.“Das reiche nicht mal für die halbe Miete. „Ich brauche Veranstalt­ungen, immerhin sind im April wieder welche anvisiert. Aber wer weiß? Verlass ist gerade auf nichts.“

Die am 13. Februar 1951 in Ost-Berlin geborene Schriftste­llerin war Funktionär­stochter. Ihre Mutter Inge Lange war eine der wenigen führenden Politikeri­nnen in der DDR neben Volksbildu­ngsministe­rin Margot Honecker. Katja Lange-Müller wurde schon mit 16 Jahren wegen „unsozialis­tischen Verhaltens“der Schule verwiesen und studierte nach einer Schriftset­zerinnen-Lehre am Literaturi­nstitut „Johannes R. Becher“in Leipzig. 1984 reiste sie aus der DDR nach West-Berlin aus. Sie lebt in Berlin-Wedding und in der Schweiz und hat zahlreiche Literaturp­reise erhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany