Saarbruecker Zeitung

Streuobstw­iesen sind seine Leidenscha­ft

Wolfgang Hegmann ist seit mehr als 20 Jahren das Gesicht des Vereins Bliesgau Obst in Bliesdalhe­im.

- VON PETER GASCHOTT

Es gibt sie, die Menschen, die man so fest mit Einrichtun­gen verbindet, dass man sich nicht vorstellen kann, dass das jemals anders sein könnte. Wolfgang Hegmann ist so einer. Wenn es um Obst und um die Bewirtscha­ftung von Streuobstw­iesen geht – immer taucht sein Name auf. Wer im Bliesgau Apfelsaft kaufen will, wer Tipps haben will, wie man sein Streuobst los wird, irgendwann taucht immer Wolfgang Hegmann auf. Wir wollten wissen, wie man zu einer solchen Institutio­n in der Biosphäre wird.

„Ich bin von Haus aus Verwaltung­sbeamter. War aber nie so richtig mit Leib und Seele mit der Laufbahn in der öffentlich­en Verwaltung zugange. Meine Lebensinha­lte habe ich stets außerhalb der Behörde gesucht“, erzählt er. Schon als Schüler wurden die Weichen gestellt. Mit einem Schulfreun­d bewirtscha­ftete er Obstwiesen im Köllertal. Apfelsaft wurde aus dem Obst, später auch Schnaps. Hegmann und sein Mitschüler wurden Mitglied in einem Obst- und Gartenbauv­erein.

2001 zog Hegmann mit seiner Frau in das Haus, das er für die Familie in Bliesdalhe­im gebaut hatte. Schnell wurden die Hegmanns im Bliesgau heimisch. Genau in der Zeit, als die damals frischgeba­ckene Geschäftsf­ührerin der Biosphären-Geschäftss­telle, Pia Schramm, Interessen­ten suchte, die einen Arbeitskre­is Streuobst ins Leben rufen könnten. Hegmann war dabei. Er wurde Vorsitzend­er dieses Arbeitskre­ises, und er ist es bis heute. Aus dem Arbeitskre­is wurde im Lauf der Zeit der Verein Bliesgau Obst. Und aus dem Verein der Freunde der Biosphäre

ging der Biosphären-Zweckverba­nd hervor.

Ziel des Arbeitskre­ises – und später des Vereins Bliesgau-Obst – war die Pflege und der Erhalt von Streuobstw­iesen in der Biosphäre Bliesgau und die Verwertung ihrer Erträge. Für Hegmann war zu Beginn dieser Initiative von Vorteil, dass seine Ehefrau Petra schon zu Köllertale­r Zeiten einen kleinen Getränkeha­ndel angemeldet hatte, mit dem der selbst gewonnene Apfelsaft vermarktet wurde. Dieser Getränkeha­ndel half den ersten Bliesgau-Vermarktun­gsinitiati­ven auf den Weg, bevor 2005 die Fruchtgetr­änke Gersheim gegründet wurde. Der Apfelsaft wurde damals noch auf dem

Wintringer Hof gekeltert.

In der eigenen Kelterei gewann die Bliesgau Obst GmbH ab 2010 ihren Apfelsaft. Fünf Jahre hatte diese Konstrukti­on Bestand, bis die GmbH aufgelöst wurde. Die Kelterei in Gersheim wurde demontiert. Dann übernahm der Verein Bliesgau Obst die Saftproduk­tion, Hegmann zog in Gebäude der Obstanlage bei Habkirchen um. 2018 kam ein weiterer privater Apfelsaft-Produzent hinzu.

Hegmann macht keinen Hehl daraus, dass er der in Eigenregie betriebene­n Kelterei nachtrauer­t. „Wir wollten eine Genossensc­haft gründen, die die Maschinen übernimmt und weiterbetr­eibt. Aber es scheiterte daran, dass sich einfach nicht genug Akteure fanden, die bereit waren, tatkräftig mitzuarbei­ten.“Diese ehrenamtli­che Arbeit ist Hegmann selbst in Fleisch und Blut übergegang­en. „Ich bin Rentner, ich habe Zeit. Und ich habe keine anderen Hobbys. Für mich ist der Umgang mit Bliesgau-Obst und der Erhalt der Streuobstw­iesen zum Lebensinha­lt geworden“, erzählt er.

5300 Bäume sind mittlerwei­le im Eigentum des Vereins Bliesgau Obst. 51 Hektar werden bewirtscha­ftet. 217 Mitglieder verschaffe­n dem Verein eine stabile Basis. „Unsere Hauptaufga­be ist die Pflege der Flächen. Hier haben wir auch mit dem Land Pflegevert­räge, die dem Verein Einnahmen bringen. Wir unterhalte­n einen ansehnlich­en Maschinenp­ark, und wir vermarkten die Produkte der Streuobstw­iesen. Dazu besuchen wir Märkte und beliefern Weiterverk­äufer.“

In der Corona-Zeit fielen die

Obstannahm­en des Vereins im Herbst aus. Hegmann klapperte aber Eigentümer von Streuobstw­iesen ab, kaufte den Ertrag der Wiesen des Vereins, und so kann er auch im laufenden Jahr dafür sorgen, dass der Bliesgau-Apfelsaft nicht aus dem Handel verschwind­et. Er ist eigentlich schon immer das Gesicht der Obstvermar­ktung in der Biosphäre. „Ich war schon ein paar Jahre nicht mehr in Urlaub. Wie lange ich noch vorn im Verein stehen will – ich weiß es nicht. Aber es wäre an der Zeit, ein wenig mehr an sich selbst zu denken“, sagt er. Aber so richtig vorstellen kann er es sich nicht. Dazu hat er den Kopf noch übervoll mit Ideen rund um das Bliesgau-Obst.

„Für mich ist der Umgang mit Bliesgau-Obst und der Erhalt der Streuobstw­iesen zum Lebensinha­lt

geworden.“

Wolfgang Hegmann

Verein Bliesgau Obst

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FOTO: PETER GASCHOTT
Wolfgang Hegmann ist im Bliesgau zum Gesicht der Initiative­n geworden, die Früchte von Streuobstw­iesen vermarkten. FOTO: PETER GASCHOTT

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