Im „Energiespar-Modus“ins Duell mit Djokovic
Tennis-Star Alexander Zverev fordert im Viertelfinale der Australian Open die Nummer eins heraus. Auch Serena Williams marschiert.
„Ob er so angeschlagen ist, weiß ich nicht“, sagte Zverev, der es als „eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt im Sport“ansieht, den 17-maligen Grand-Slam-Champion in Melbourne zu schlagen – schon acht Mal stemmte Djokovic Down Under die Trophäe in die Höhe. Zverev hat eine 2:5-Bilanz gegen den Branchenprimus, müsste sich mit seiner derzeitigen Klarheit und Konsequenz im Spiel aber sicher nicht verstecken.
„Ich habe ein ziemlich gutes Match gespielt bei nicht so einfachen Bedingungen, es war deutlich kälter als zuletzt“, sagte Zverev, der am Sonntag seinen 50. Sieg überhaupt bei Major-Turnieren einfuhr. Er ist nun nur noch zwei Schritte von seinem zweiten Grand-SlamEndspiel entfernt. Und er absolviert seine Matches im „Energiespar-Modus“, erst einen Satz hat er bislang im Turnierverlauf abgegeben und damit Kraft gespart, die bei früheren Anläufen auf den ersten GrandSlam-Titel am Ende oft fehlte. „Man muss seine Matches schnell beenden, damit man körperlich und geistig in der zweiten Woche in der Lage ist, gegen die besseren Gegner eine Schippe draufzulegen“, sagte Experte Boris Becker bei Eurosport.
Nach seinem glatten Drittrunden-Sieg gegen Adrian Mannarino hatte sich Zverev noch geärgert, dass er unter dem Radar fliegt und aus seiner Sicht von den Experten zu selten als ernster Titelanwärter genannt wird – doch das dürfte sich nun ändern. Er spielt nicht nur seine Physis aus, sondern bewies gegen Lajovic auch taktisches Geschick. Zverev variierte bei der
Aufschlaghärte und streute neben peitschenden Grundlinienschlägen auch immer wieder Stops ein. Aus Konzentrations-Löchern fand er schnell wieder heraus und arbeitete mit Nachdruck an dem Erfolg, den er nach 2:21 Stunden bejubelte.
Zuvor hatte Zverev, der sein fünftes Grand-Slam-Viertelfinale erreichte und in der deutschen Bestenliste damit nur noch Becker (23), Michael Stich (10) und Tommy Haas (8) vor sich hat, beim Aufwärmen Thiems böses Erwachen mitbekommen. „Ich bin keine Maschine“, sagte der Weltranglisten-Dritte geknickt nach der 4:6, 4:6, 0:6-Pleite gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow, der nun auf den sensationell weiter siegenden Qualifikanten Aslan Karazew aus Russland trifft.
Bei den Frauen ging es äußerst knapp zu. Die US-Open-Siegerin Naomi Osaka aus Japan wehrte bei ihrem Dreisatz-Sieg gegen die frühere Weltranglisten-Erste Garbiñe Muguruza aus Spanien zwei Matchbälle ab. Und Superstar Serena Williams brauchte beim 6:4, 2:6, 6:4-Sieg gegen Aryna Sabalenka (Belarus) mehr als zwei Stunden, bis ihr 54. Viertelfinal-Einzug feststand. Nach dem Erfolg über Sabalenka, die bei Williams’ erstem Grand-Slam-Auftritt 1998 in Melbourne nicht einmal geboren war, schickte die US-Amerikanerin eine Botschaft um die Tenniswelt. „Unstoppable Queen“stand auf ihrem T-Shirt.
Ob die Königin ihren Lauf bis mit dem historischen 24. Grand-SlamTitel krönen kann, ist allerdings offen. Auch die Konkurrenz präsentiert sich in Top-Form und hat – anders als Sabalenka – mehr als pure Power zu bieten. Im Viertelfinale wartet nun die starke Rumänin Simona Halep auf Serena Williams. „Es gibt so viele Spielerinnen, die einen Grand-Slam-Titel haben und weiter gewinnen. Das ist gut zu sehen“, sagte Williams: „Und es ist gut, dass ich auch dazugehöre.“