Corona verstärkt den Trend zum Lesen
Die digitalen Bibliotheken im Saarland und in Rheinland-Pfalz zählen seit dem vergangenen Jahr mehr Nutzer.
Was tun während der Ausgangsbeschränkungen? Das fragt sich jeder. Und für eine ganze Reihe von Menschen scheint die Antwort „Lesen“zu lauten. Seit 2020 hat jedenfalls das Interesse am Buch zugenommen, geht aus einer Umfrage des Börsenvereins des deutschen Buchhandels hervor. Die Zahl dieser Leser sei seit Beginn der Pandemie um ein Fünftel gestiegen.
Doch nicht nur der Buchhandel freute sich im vergangenen Jahr. Auch das digitale Angebot der Bibliotheken, die sogenannte Onleihe, hat 2020 bundesweit viele Leser dazugewinnen können. Nach Angaben des ekz-Bibliotheksservices stiegen die Nutzerzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 19,8 Prozent auf rund 1,3 Millionen Leser.
Ekz ist die Abkürzung für Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken. Büchereien können über das Unternehmen unter anderem Medien erwerben oder Fortbildungen organisieren. Das Tochterunternehmen der ekz, Divibib, sorgt für die technische Infrastruktur der Onleihe-Portale in mehreren europäischen Ländern. Der Name Onleihe setzt sich aus den Begriffen „online“und „Ausleihe“zusammen.
Etwa 40 Prozent der in Deutschland gelesenen digitalen Bücher werden als E-Books ausgeliehen, berichtet Thomas Koch, Sprecher des Börsenvereins. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz sind Bibliotheken in zwei der virtuellen Verbünde organisiert. Ihre Leser können „über eine zentrale Plattform unentgeltlich E-Books ausleihen“, erklärt Koch. „Grundsätzlich gibt es keine Lizenzgebühr für einzelne Ausleihvorgänge. Vielmehr erhalten die Verlage pro E-Book eine Gebühr.“
Die Büchereien in Saarbrücken, Neunkirchen, St. Ingbert, St. Wendel, Homburg, Merzig, Sulzbach, Völklingen und Wadern haben gemeinsam den Verein Saarland Bibliotheken gegründet und organisieren darüber auch die digitale Ausleihe. In Zeiten geschlossener Büchereien haben die Online-Pendants starken Zuwachs. Im vergangenen Jahr waren 31 940 Leser in der digitalen Bibliothek von Rheinland-Pfalz angemeldet – ein Jahr zuvor waren es erst 28 539 gewesen. Das entspricht einer Zunahme von elf Prozent. Beim saarländischen
Pendant sind 6156 Leser angemeldet. Im Vergleich zu 2019 sind das 19 Prozent mehr Leser.
Die Kataloge der Onleihe-Saar und der Onleihe Rheinland-Pfalz sind derzeit gut gefüllt. Im Saarland können Nutzer 24 344 E-Books ausleihen, in Rheinland-Pfalz 60 729. Bundesweit haben laut ekz im vergangenen Jahr die Mitglieder der Onleihe über 30 Millionen E-Book-Titel ausgeliehen. Das seien rund 18 Prozent mehr gewesen als 2019. Laut Daniela Roos vom Verein Saarland Bibliotheken wurden 2020 im Saarland 222 634 Titel ausgeliehen.
Die Saarländer lesen dieser Tage gerne Krimis, wenn es nach den Bestleiher-Charts der Onleihe-Saar geht. Die vorderen Plätze belegen die Kriminalroman-Autorinnen Nele Neuhaus und Donna Leon. Die Autorin der Taunus-Krimis, Neuhaus, wird aktuell auch in Rheinland-Pfalz am meisten gelesen. Die Schauplätze der Reihe um die Kommissare Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein sind in
Hessen angesiedelt.
Auf Platz zwei folgt bei den Nachbarn des Saarlandes jedoch der Abschlussband, „Mein Herz in zwei Welten“, der Trilogie von Liebesroman-Autorin Jojo Moyes, die mit ihrer Reihe weltweit in den Bestsellerlisten steht. Die Reihe erzählt die Geschichte der Pflegerin Louisa, die im ersten Band „Ein ganzes halbes Jahr“, den Rollstuhlfahrer Will Traynor pflegen soll. Auch die Bestsellerautoren Martin Suter und Jussi Adler-Olsen sind in beiden Bundesländern unter den Top fünf der meistgeliehenen Titel.
Um E-Books auszuleihen, müssen die Nutzer bei einer der teilnehmenden Büchereien angemeldet sein und ihre Benutzernummer kennen. Die steht auf dem Bibliotheksausweis, den jedes Mitglied bei der
Anmeldung erhält. Auf der Webseite klicken die Leser auf „Mein Konto“, wählen ihre Bücherei aus und geben dann diese Nummer ein. Das Standard-Passwort ist in der Regel das Geburtsdatum des Nutzers. Es kann mit oder ohne Punkt hinter Tag und Monat geschrieben werden. Sollten beide Versionen nicht funktionieren, müssen die Leser bei ihrer zuständigen Bücherei nachfragen.
Technische Voraussetzung für die Ausleihe ist ein E-Reader, der das epub-Format unterstützt. Das ist bei Kindle-Geräte nicht der Fall. Sie können für die Onleihe deshalb nicht benutzt werden. Alternativ können Leser auch ihr Smartphone, ihr Tablet oder ihren Computer als Lesegerät verwenden. Dazu gibt es Apps und für den Browser den Onleihe-Reader. „Die E-Books werden auf den Computer oder Reader der Nutzer geladen und sind mit technischem Schutz (Digital Rights Management) versehen“, erklärt Thomas Koch. Das soll verhindern, dass die Bücher illegal kopiert werden. Wie bei gewöhnlichen Ausleihen in einer Bücherei gibt es auch bei der Onleihe eine Leihfrist. Diese beträgt laut Koch 14 Tage. Die Datei werde dann unbrauchbar. Erst dann könne der nächste Nutzer das Buch herunterladen. Bei begehrten Titeln müsse die Bücherei daher mehrere Exemplare anschaffen, erklärt Koch.
Leser können auch, wenn sie vor Ablauf der Frist ein Buch ausgelesen haben, es früher „zurückgeben“. Doch nicht nur die Zeit der Ausleihe ist begrenzt, auch die Menge der Titel wird ist eingeschränkt. Für die digitale Ausleihe zahlen die Nutzer nichts. Es können aber jährliche oder monatliche Nutzungsgebühren der Bibliothek anfallen. Die sind grundsätzlich auf den Webseiten der Büchereien angegeben. onleihe.de/onleihesaar rlp.onleihe.de