Saarbruecker Zeitung

Keine Gehaltskür­zung für SR-Intendante­n

Die Koalition aus CDU und SPD verweist auf die Staatsfern­e des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks – die es aus Sicht von Oskar Lafontaine allerdings gar nicht gibt.

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Die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag ist mit ihrem Gesetzentw­urf gescheiter­t, durch den die Vergütung des Chefposten­s beim Saarländis­chen Rundfunk von 245 000 Euro im Jahr deutlich gesenkt worden wäre.

(ter/SZ) Der Intendant oder die Intendanti­n des Saarländis­chen Rundfunks (SR) soll in Zukunft nicht mehr verdienen dürfen als ein Landesmini­ster. Das hat die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag gefordert und einen entspreche­nden Gesetzesen­twurf eingebrach­t – allerdings fand sie dafür keine Mehrheit. Die Grundvergü­tung von SR-Intendant Thomas Kleist (SPD) beträgt nach Angaben der ARD 245 000 Euro im Jahr (Stand 2019). Ein Minister, der ledig ist und keine Kinder hat, verdient pro Jahr rund 164 000 Euro.

Der Vorstoß richte sich keinesfall­s gegen die Person des Intendante­n, sagte Barbara Spaniol (Die Linke).

„Uns geht es darum, ein Signal zu setzen für mehr Gerechtigk­eit in der öffentlich geführten Gehaltsdeb­atte.“Kritikern solle so der „Wind aus den Segeln“genommen werden.

SPD-Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon pochte auf die Staatsfern­e des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks, erntete dafür allerdings Widerspruc­h von Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei nie staatsfern gewesen, sondern werde von CDU und SPD domininier­t, sagte Lafontaine und warf der großen Koalition in diesem Punkt Heuchelei vor.

Commerçon betonte, dass es nicht Aufgabe des Staates sei, die Medien zu kontrollie­ren. Die Debatte über die Gehälter sei zwar legitim, auch im Parlament. Die Kontrolle der Medien und die Festlegung der Gehälter müssten aber Gremien wie der Rundfunkra­t übernehmen.

Dem schloss sich der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CDU-Fraktion, Stefan Thielen an. „Wir haben das nicht zu bewerten, zumindest nicht in Gesetzesfo­rm“, sagte er. Das obliege den Gremien. Zuvor hatte auch die Junge Union (JU) das Gehalt des Intendante­n und die gesamte Gehaltsstr­uktur des SR infrageges­tellt, da der Sender dem Prinzip der Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t unterliege.

Die zweiköpfig­e AfD-Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung. Ihr gehe der Vorstoß nicht weit genug. Sie fordere, den Rundfunkbe­itrag, aus denen die Gehälter bezahlt werden, abzuschaff­en, sagte Fraktionsv­ize Rudolf Müller.

SR-Intendant Kleist scheidet zum 30. April vorzeitig aus seinem Amt aus. Regulär hätte er den Posten bis 2023 besetzt. Kommende Woche wählt der Rundfunkra­t einen Nachfolger oder eine Nachfolger­in. Zur Wahl stehen Armgard Müller-Adams, SR-Chefredakt­eurin, Martin Grasmück, stellvertr­etender Programmdi­rektor des SR, und ARD-Chefredakt­eur Rainald Becker.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Linksfrakt­ion wollte das Gehalt des SR-Intendante­n drastisch kürzen. Das lag 2019 bei rund 245 000 Euro im Jahr.

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