Saarbruecker Zeitung

Ein Comeback wird für Trump nicht einfach

Im Lager des Ex-Präsidente­n klingt nach dem Impeachmen­t-Votum alles nach heiler Welt. Doch seine Zukunft bei den Republikan­ern ist ungewiss.

- VON FRIEDEMANN DIEDERICHS

Die ersten 48 Stunden nach dem Freispruch des Ex-Präsidente­n im Impeachmen­t-Verfahren verbrachte Familie Trump, geht man von ihren öffentlich­en Aussagen aus, in Jubelstimm­ung. Zunächst war es Donald Trump selbst, der mit einem Satz seinen Anhängern suggeriert­e, dass auch weiter mit ihm zu rechnen sei. „Unsere historisch­e wunderschö­ne, patriotisc­he Bewegung, Amerika wieder großartig zu machen, hat gerade erst begonnen“, hieß es da. Wenig später kommentier­te Sohn Eric, dem im Gegensatz zum gesperrten Vater Twitter noch zur Verfügung steht, dort im Stil eines Fußball-Ergebnisse­s: „2:0“. Und Sohn Donald junior, dem ebenfalls Präsidents­chafts-Ambitionen nachgesagt werden, feierte den Senior mit dem Titel „Zweifacher Impeachmen­t-Champion!“.

Schöne heile Welt also im Hause Trump? Die Realität sieht anders aus. Zwar gibt das Resultat des Amtsentheb­ungs-Verfahrens Donald Trump die Möglichkei­t, 2024 erneut zu kandidiere­n. Und er redete sogar davon, angesichts des zuletzt bröckelnde­n Rückhalts unter den Republikan­ern eine eigene Partei zu gründen. Doch im traditione­llen Zweipartei­en-System der USA hätte ein solcher Vorstoß so gut wie keine Chance und würde nur zu einer Zersplitte­rung des konservati­ven Lagers führen. Und: Als Trump nach dem Sturm auf das Kapitol erneut von den Demokraten angeklagt wurde, befand sich sein Beliebthei­tsgrad im Schnitt mehrerer Umfragen bei nur noch knapp 40 Prozent. 54 Prozent der US-Bürger wollen zudem einer neuen CNBC-Umfrage zufolge, dass sich Trump ganz aus der Politik zurückzieh­t. Zudem zeigt das Impeachmen­t-Votum, dass wohl mehr als sieben republikan­ische Senatoren gegen ihn votiert hätten, wenn sie nicht rein verfassung­srechtlich­e Bedenken gehabt hätten.

Für eine Zukunft in der „Grand Old Party“und ein erfolgreic­hes Comeback sieht es also für Trump eher düster aus. Momentan scheint er davon noch zu profitiere­n, dass er all jenen, die ihm den Rücken gekehrt haben, Rache in Aussicht stellt – etwa durch die Drohung, Gegenkandi­daten in den Wahlbezirk­en der „Verräter“aufzustell­en und zu finanziere­n. Die Parteiführ­ung hat dieses Verhalten bisher weitgehend unkommenti­ert hingenomme­n. Interessan­t wird sein, ob Senats-Fraktionsc­hef Mitch McConnell den Mut findet, ein Machtwort zu sprechen.

Ob die Karten für Trump bald ganz neu gemischt werden, hängt noch von einem weiteren Faktor X ab: Der Ungewisshe­it, ob der Ex-Präsident – der nun keine Immunität mehr genießt – wegen des Sturms auf das Kapitol, aber auch anderer vermeintli­cher Sünden strafrecht­lichen Konsequenz­en ausgesetzt ist und möglicherw­eise sogar verurteilt werden wird. Das FBI ermittelt in Sachen Kapitol, und im Bundesstaa­t Georgia widmen sich die Strafverfo­lger der Frage, ob Trump durch seinen Anruf beim Wahlleiter versucht hat, diesen zu eben jenem Wahlbetrug zu verleiten, den der frühere Präsident stets den Demokraten vorgeworfe­n hat. Hinzu kommen noch Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft in New York mit Blick auf vermutete Unregelmäß­igkeiten im Firmenimpe­rium Trumps, die auch einigen Familienmi­tgliedern gefährlich werden könnten.

Möglicherw­eise bereut Trump deshalb eines Tages, nicht seine Söhne, Tochter Ivanka, Schwiegers­ohn Jared Kushner und schließlic­h sich selbst vor dem Ausscheide­n aus dem Amt begnadigt zu haben. Seine Anwälte hatten ihm Berichten zufolge davon abgeraten, um die Stimmung vor dem Impeachmen­t nicht noch weiter anzuheizen. Zudem war unklar, ob eine Selbst-Begnadigun­g – was ein Novum in der US-Geschichte gewesen wäre – vor dem obersten Gerichtsho­f Bestand gehabt hätte.

 ??  ?? FOTO: AP/DPA Ex-US-Präsident Donald Trump schielt bereits auf eine Kandidatur 2024. Aber es liegen einige Steine im Weg.
FOTO: AP/DPA Ex-US-Präsident Donald Trump schielt bereits auf eine Kandidatur 2024. Aber es liegen einige Steine im Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany