Rosenmontag, wie es ihn noch nicht gab
Stille statt Narrenlärm. Leere statt Lebenslust. Aber nicht überall. Denn Narren setzten trotzig Akzente. Und in Quierschied griffen sie sogar nach der Macht.
In Burbachs Hochstraße ist nix los. Wenige Passanten und ein paar Autofahrer alle erleben einen historischen Moment: einen Rosenmontag ohne Umzug. „Wir sind ganz schön traurig. Aber in meinen Augen trifft es vor allem die Kleinen besonders hart“, sagt Josef Weiß, Präsident der Burbacher Karnevalsgesellschaft „Mir sin do“. „Für die Jugendgarde, die Minis und für die Kinder im Allgemeinen ist es einfach schlimmer als für alle anderen. Sie konnten nicht trainieren und dürfen nicht auftreten. Wir Alten können das noch verkraften.“Für den Rosenmontag sei ohnehin Eisregen gemeldet worden, dann müsse man nicht mit dem Wettergott
pokern. Die Narren haben sich offenbar in ihr Schicksal gefügt.
Rosenmontag ohne Umzug, das gab es seit Jahrzehnten nicht. Nur einmal wegen eines Orkans – und das war ja wohl was anderes, sagt Ober-Narr Weiß. Er ergänzt: „Natürlich hoffen wir, dass wir im nächsten Jahr wieder zusammen feiern können, wie es sich gehört.“
Die digitale Alternative, die viele andere Vereine angeboten haben, ist in seinen Augen kein Ersatz für eine richtige Sitzung. Und einen digitalen Umzug könne er sich nicht vorstellen, der habe keinen Sinn. Ohne Publikum komme ohnehin keine Stimmung auf. Daher habe sich die „Mir sin do“gegen eine virtuelle Faasend entschieden.
In Burbach zeigten die Karnevalisten gestern eine Mini-Präsenz. Sie verteilten am Burbacher Markt vor der Schaltzentrale der närrischen Macht, dem Burbacher Bürgerhaus, Tütchen für den Umzug zuhause.
Die Stadt hatte die Tüten mit dem Motto „Faasendumzuch für Dehemm“herstellen und mit Luftschlangen, Konfetti, Bonbons, Lutschern und dem Songtext für das Saarbrücker Lied „Mir sinn Saarbrigger…“füllen lassen.
Verschiedene Karnevalsvereine trugen die Fastnachts-Alternative an sieben Standorten in Saarbrücken mit. Für rosenmontagsbegeisterte Fastnachter war das natürlich dennoch kein annähernder Ersatz für einen Umzug mit tausenden Zuschauern. Die Burbacher Karnevalisten haben aber wenigstens kein Geld verloren: „Der Umzug ist ja teuer und ohnehin nur über einen städtischen Zuschuss finanzierbar. Das haben wir gespart. Auch haben wir keine Broschüre und keinen Orden aufgelegt“, sagt Weiß.
Bei den Saarbrücker „M’r sin nit so“sieht es hingegen anders aus. Albert Kindel steht mit Gardemädchen Mara Sofie Herrmann am Saarbrücker Rathaus und verteilt dort die Tütchen: „Wir haben schon Verluste. Aus Veranstaltungen, die nicht stattfinden, können wir keine Erlöse bekommen. Und Vorbereitungskosten hatten wir trotzdem noch“, sagt der
Fastnachter. Am 11.11.21 soll mit einem Empfang im Rathaus das Jubiläum „15 mal 11 Jahre M’r sin nit so“nachgefeiert und das neue Prinzenpaar vorgestellt werden. „Den Optimismus haben wir, der Festsaal ist geblockt“, sagt Kindel zuversichtlich. Für Mara Sofie lohnte sich die Verteilaktion: viele Passanten gaben ihr ein paar Münzen „Fastnachtsgeld“, obwohl die Tüten gratis abgegeben wurden.
Spätestens nach Ostern brauchen die Vereine Planungssicherheit für die nächste Session. Übereinstimmend sagten Kindel und die Burbacher Gardeleiterin Francis Jager, das Training müsse spätestens im April starten. Die Mädchen, die 2021 keine Tänze aufführungsreif hätten einstudieren können, wünschten sich nichts sehnlicher, als wieder gemeinsam trainieren zu können.
Die Quierschieder Fastnachter ließen selbst in der Corona-Session den Rathaus-Regenten Lutz Maurer nicht in Ruhe. Er musste sogar in Unterhosen um sein Amt kämpfen. Der närrische Umsturzversuch steht auf Youtube. https://www.youtube.com/