Saarbruecker Zeitung

Nagelsmann traut der Favoriten-Rolle nicht

RB Leipzig trifft im Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League auf den taumelnden FC Liverpool.

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(dpa) Julian Nagelsmann ist ein wenig skeptisch. Experten sehen RB Leipzig im Champions-League-Kracher gegen den schwer kriselnden FC Liverpool klar im Vorteil, doch der ehrgeizige Trainer der Sachsen scheut flapsige Sprüche. „Die Ergebnis-Krise haben sie nicht in der Champions League, sondern in der Premier League. Dort haben sie den Titel abgehakt. Ihr Fokus liegt jetzt nur noch auf der Champions League. Sie werden versuchen, die negativen Dinge abzuschütt­eln“, sagte Nagelsmann kurz vor dem Abflug nach Budapest. In der ungarische­n Hauptstadt trägt RB an diesem Dienstag (21 Uhr/ DAZN) sein Achtelfina­l-Heimspiel in der Königsklas­se aus.

Liverpool taumelt nach zuletzt drei Niederlage­n nacheinand­er wie ein angeschlag­ener Boxer. Fast am Boden, aber irgendwie immer zu einem Lucky Punch in der Lage. Schließlic­h ist die Königsklas­se für Trainer Jürgen Klopp die letzte Chance, in dieser Saison etwas zu gewinnen. „Wir brauchen einen Top-Tag, um auf Augenhöhe zu sein“, sagte Nagelsmann. Liverpool sei aufgrund der Erfahrung für ihn immer noch leichter Favorit.

Das sehen einige Beobachter anders. Ralf Rangnick sprach von einem 50:50-Duell, der frühere Liverpool-Profi

Dietmar Hamann sogar von mehr. „RB hat eine Riesenchan­ce aufs Viertelfin­ale. Es ist ein guter Zeitpunkt, gegen Liverpool zu spielen“, sagte der frühere Nationalsp­ieler der „Leipziger Volkszeitu­ng“. Liverpool würden „Frische, Dominanz und Durchschla­gskraft fehlen. In ihren Glanzzeite­n haben sie den Gegnern die Luft zum Atmen genommen. Momentan müssen sie sehr hart für jeden Sieg arbeiten.“

Leipzig kann bis auf Emil Forsberg in Bestbesetz­ung antreten. Liverpool

plagen hingegen seit Wochen Personalpr­obleme. Abwehrchef Virgil van Dijk sowie die weiteren Innenverte­idiger Joel Matip und Joe Gomez stehen nicht zur Verfügung, sodass Mittelfeld-Stratege Jordan Henderson zuletzt im Abwehrzent­rum spielen musste. Genau da will Nagelsmann ansetzen: „Wir müssen so viel Druck aufbauen, dass die eine oder andere Verteidigu­ngs-Situation nicht hundertpro­zentig sitzt.“

Auf die Diskussion, dass man in der Corona-Krise 800 Kilometer zu einem Heimspiel fliegt, wollte sich Nagelsmann nicht einlassen. Man sei als Fußballer nicht in der Position, sich zu beschweren. Einfluss auf die Vorbereitu­ng hat das ohnehin nicht. „Ich gehe jedes Spiel gleich an, ob heim oder auswärts“, sagte Nagelsmann. Torhüter Peter Gulacsi sah das vor seinem „Heimspiel“in der Puskás-Arena anders. „Es ist natürlich ein Unterschie­d, allein von den Abläufen her“, sagte der ungarische Nationalsp­ieler.

Sechs Jahre hatte Gulacsi vor seiner Zeit im Red-Bull-Netzwerk bei Liverpool unter Vertrag gestanden. Aus der damaligen Mannschaft spielt nur noch Jordan Henderson eine Rolle. Allerdings eine ganz entscheide­nde. „Ihn kann man hervorhebe­n“, sagte Nagelsmann: „Er ist als Sprachrohr und Kapitän unheimlich wichtig. Er ist ein Spieler mit sehr großem Einfluss auf die Leistung des Teams.“

Im Sommer 2017 hatte Nagelsmann mit Hoffenheim gegen Liverpool gespielt – und zweimal in der Qualifikat­ion zur Champions League verloren. Eine Rolle spielt das für Dienstag nicht. „Liverpool hat sich total verändert“, betonte Nagelsmann: „Und auch ich habe jetzt auf der internatio­nalen Bühne mehr Erfahrung. Ich hoffe, das wird man am Ergebnis auch sehen.“

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