Vorsicht vor Schnäppchen im Internet
Auf Online-Portalen wie Ebay-Kleinanzeigen tummeln sich auch Betrüger mit gefälschten Inseraten. Für Käufer gibt es jedoch einige Möglichkeiten, ziemlich sicher an ihre Ware zu kommen – oder ihr Geld zumindest nicht zu verlieren.
DÜSSELDORF Wenn ein Schnäppchen lockt, überstimmt der Jäger- und Sammlerinstinkt gerne mal den gesunden Menschenverstand und will Beute machen. Das gilt in diesen Lockdown-Zeiten natürlich besonders für den Online-Einkauf, speziell Gebrauchtwaren bei Online-Portalen, die ja ihrerseits nur Plattform für Anbieter aller Art sind.
Was gelegentlich zu bösen Überraschungen führen kann, wie auch der Verfasser dieser Zeilen feststellen musste. Denn das günstig über Ebay-Kleinanzeigen erworbene gebrauchte Elektrogerät stellte sich als nicht existent heraus; die Ware kam nie an. Dabei hatte der Verkäufer am Telefon einen guten Eindruck hinterlassen.
Auf Betrüger hereinzufallen, passiere selbst Profis aus dem eigenen Haus, beruhigt Pierre Du Bois, Sprecher von Ebay-Kleinanzeigen. Statt sich hinterher zu grämen, sollte man vorab alles tun, um nicht auf gefälschte Anzeigen hereinzufallen. Eine Anleitung.
Falsche Angebote entlarven Eine gefälschte Anzeige zu erkennen, sei extrem schwierig, sagt Ivona Husemann von der Verbraucherberatung Nordrhein-Westfalen. Oft kaperten die Betrüger einen realen Account und nutzten diesen, um ihre Identität zu verschleiern. Ein Anhaltspunkt dafür, dass etwas nicht stimme, könne der Preis sein, sagt der Wuppertaler Polizeihauptkommissar Stefan Weiand: „Ist er auffällig niedrig, sollte man aufhorchen.“Gängige Preise könnten Verbraucher vorab recherchieren.
Widersprüche entdecken In der Kommunikation mit dem Verkäufer gilt es, auf Details zu achten. Weiche etwas von den Angaben in der Anzeige ab, sollte der Verbraucher die Finger davon lassen, rät Du Bois. „Bei aller Professionalität schaffen es die Betrüger meist nicht, unser Bauchgefühl auszutricksen“, sagt er, „wir tricksen uns in der Situation nur selbst aus.“
Versand vermeiden Wenn es irgendwie geht, sollte das Produkt abgeholt und bar bezahlt werden. So seien Portale wie Ebay-Kleinanzeigen und andere einst als Handelsforum für die Nachbarschaft gedacht gewesen, sagt Husemann. Vor Ort lässt sich die Ware dann prüfen und bei Mängeln nachverhandeln. Auch habe der Verbraucher einen Ansprechpartner, wenn das Produkt nicht funktioniere. Zudem gehe beim Versand das Transportrisiko auf den Käufer über, erklärt die Verbraucherschützerin. Kann der Verkäufer nachweisen, dass er die Ware verschickt hat, sieht es schlecht aus für den Käufer, dessen Ansprechpartner nun das Transportunternehmen ist.
Verkäufer überprüfen Polizist Weiand rät, die Angaben des Verkäufers zu prüfen. Dies sei besonders bei Einzelpersonen schwierig. „Der Kunde sollte aber schon abklopfen, mit wem er es zu tun hat“, sagt Weiand. Bei Bedenken: Finger weg.
Sicher bezahlen Entscheidet sich der Verbraucher doch für den Versand, muss er eine Bezahlmethode wählen. Husemann empfiehlt Paypal nur bedingt, weil die kostenlose Variante keine Absicherung
biete.
Gegen Gebühr gibt es aber auch bei Paypal einen Käuferschutz. Den bietet neuerdings auch Ebay-Kleinanzeigen mit einem Bezahldienst, bei dem der Käufer laut Du Bois eine Gebühr von weniger als fünf Prozent des Kaufpreises zahlt. Dafür ist er versichert, wenn er die Ware nicht erhält, und der Verkäufer muss nachweisen, dass er das Produkt verschickt hat. Absolut abzuraten ist von Banküberweisungen. Erstens lassen sich diese nicht rückgängig machen, zweitens kann die Polizei bei Konten im Ausland meistens nicht den Kontoinhaber ermitteln.
Anzeige erstatten Ist der Betrug vollzogen, empfehlen Polizei, Verbraucherberatung und Ebay-Kleinanzeigen gleichermaßen, Anzeige zu erstatten. Und das möglichst schnell, weil Telekommunikationsdienste verpflichtet sind, IP-Adressen nur sieben Tage lang zu speichern. In Deutschland gebe es einen Strafverfolgungszwang, sagt Weiand. Das heiße, die Polizei gehe der Sache auf jeden Fall nach. Je mehr Angaben zum Betrüger vorliegen, also etwa Mobilnummer oder Iban, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, ihn auch zu erwischen. Wird der mutmaßliche Täter ermittelt, müssen die Ansprüche des Käufers in einem zivilrechtlichen Verfahren geklärt werden. Wichtig sei es auch, das Portal zu informieren, das den Betrüger sofort sperrt und andere mögliche Käufer warnen kann.
Statistik
kennen
Eine Zunahme der
Fälle seit Beginn der Pandemie und der Zahl der damit verbundenen Lockdowns können weder Verbraucherberatung noch Polizei mit Zahlen belegen. Gefühlt sei aber eine Zunahme zu verzeichnen, sagt Weiand. Ebay-Kleinanzeigen hat im vergangenen Jahr eine gestiegene Nutzung festgestellt und daraufhin auch die Zahl der Schadensmeldungen, unter denen auch Betrug firmiert, ausgewertet:
„Eine Zunahme haben wir nicht gesehen“, betont Du
Bois. Den Anteil der registrierten Betrugsfälle schätzt er auf unter ein Prozent der insgesamt von Nutzern eingestellten Anzeigen.
Allerdings sind allein bei Ebay-Kleinanzeigen etwa 47 Millionen Inserate gleichzeitig verfügbar – das bedeutet im Umkehrschluss auch Zigtausende potenzielle Betrugsfälle täglich.