„Es war wirklich sehr schwer zu ertragen“
Katharina von Oetinger muss Niederlage von Volleyball-Zweitligist TV Holz beim TV Planegg-Krailling auf der Couch verfolgen.
HOLZ/SAARBRÜCKEN
Widerwillig musste Katharina von Oetinger akzeptieren, dass ihr keine andere Wahl bleiben würde, als das Spiel des Volleyball-Zweitligisten TV Holz beim TV Planegg-Krailling von der Couch aus zu verfolgen. Sie war im Abschlusstraining umgeknickt, konnte ihren Fuß nicht mehr belasten und musste von zu Hause mitansehen, wie ihre Mannschaft ihre Sache zuerst gut machte – und dann einbrach. Der TV Holz verlor die Partie nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 (29:27, 25:23, 12:25, 20:25, 6:15).
Wie es ihr damit ging? „Ohh…“, antwortet sie seufzend auf die Frage. Und fügt nach kurzem Innehalten hinzu: „Grauenhaft.“Es sei einfach frustrierend, wenn einem die Hände gebunden sind, meint Katharina von Oetinger, die im Alter von 13 Jahren beim SV Sitterswald begann, Volleyball zu spielen. Aus der Landesliga wechselte sie 2016 zum TV Holz. Damals war sie 23 Jahre alt. „Ich habe mir gedacht: Du kannst es ja mal ausprobieren“, erzählt sie. „In Holz war es eine komplette Umstellung. Ich war gar nicht gewohnt, einen Trainer zu haben. In Sitterswald waren wir immer autodidaktisch unterwegs“, erinnert sich Katharina von Oetinger: „Es ist schon schwierig, in dem Alter alles nochmal umzulernen. Aber ich habe beim TV Holz einen Riesen-Fortschritt gemacht.“
Eine Saison lang spielte Katharina von Oetinger in der Landesliga-Mannschaft des TV Holz. Sie stieg mit dieser auf und verdiente sich so Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft, die damals in der 3. Liga spielte – bis sie sich im Januar 2018 das Kreuzband riss. „Das war sehr frustrierend, weil ich gerade angefangen hatte, mehr Spielanteile zu bekommen. Dann sind wir auch noch in die 2. Liga aufgestiegen, was wieder einen Riesen-Unterschied macht. Und dann war es nochmal schwerer, sich in die Mannschaft zu kämpfen.“
Mit Sara Davis und Caroline Grund hatte sie zwei Konkurrentinnen auf der Mittelblocker-Position, denen Katharina von Oetinger körperlich um einige Zentimeter unterlegen war. Sie misst für ihre Position eher kleine 1,76 Meter. „Aber auch in der 2. Liga habe ich nach und nach wieder mehr Spielanteile bekommen. Es war nicht so, als hätte ich mich auf das Abstellgleis gestellt gefühlt. Aber es war definitiv ein schwieriger Weg“, meint die 27-Jährige, die in Vollzeit arbeitete.
Nachdem sie zunächst Sport in Saarbrücken studierte, schlug Katharina von Oetinger einen anderen Weg ein: Sie absolvierte im Familien-Unternehmen
binnen 1,5 Jahren eine Ausbildung zur Fachverkäuferin im Lebensmittel-Handwerk mit dem Schwerpunkt Bäckerei. 2019 gewann sie den Titel der besten Bäckerei-Fachverkäuferin der Bundesrepublik. Über Fortbildungen ist sie im Unternehmen, das im Raum Saarlouis etwa 130 Mitarbeiter beschäftigt, zur Assistentin der Geschäftsleitung und stellvertretenden Verkaufsleiterin aufgestiegen.
„Man kommt selten mit einer 40-Stunden-Woche aus“, berichtet die 27-Jährige. Die „Team-Oma“, wie sie sich selbst mit ihren 27 aufgrund des Durchschnittsalters der Mannschaft scherzhaft bezeichnet, schätzt sich glücklich darüber, dass sie trotzdem Beruf und Sport in Einklang bringen kann. Katharina von Oetinger sagt: „Die Familie steht hinter einem und unterstützt das Ganze. Es geht, wenn man sich ordentlich organisiert und gut planen kann.“Und sie erklärt: „Die Leidenschaft muss für beides da sein. Sonst schafft man es nicht. Da opfert man für den Sport halt auch mal seine Urlaubstage.“
Umso schmerzhafter war für die Mittelblockerin, dass sie ihre Bänderverletzung
– die finale Diagnose steht noch aus – dazu zwang, die Begegnung beim TV Planegg-Krailing vom Sofa aus zu verfolgen. „Ich habe die ersten zwei Sätze im Livestream gesehen und war da noch entspannt“, berichtet sie. „Satz drei hat dann meinen Puls hochgehen lassen. Und als das Spiel am Ende für Planegg.Krailing ausging – es war wirklich sehr schwer zu ertragen. . . Es macht einen extremst nervös und ein bisschen wütend, zu Hause zu sitzen und nichts ausrichten zu können“, sagt Katharina von Oetinger nach der 2:3-Niederlage ihrer Mannschaft. Sie kann jedoch weiterhin nur abwarten, bis der aufgrund der Bänderverletzung angeschwollene „Knöchel wieder sichtbar wird“. Und wird sich deshalb vorerst darauf beschränken müssen, die Mannschaft mental zu unterstützen.
Unterstützung kann ihre Mannschaft nach der zweiten Niederlage in Folge auch gebrauchen. Denn an diesem Samstag, 20. Februar, muss der Tabellenneunte um 19 Uhr beim Spitzenreiter VC Neuwied antreten. Gegen die Mannschaft aus Neuwied konnte der TV Holz in den vergangenen zweieinhalb Jahren nur einen Satz gewinnen.