Wie Armin Laschet die CSU umgarnt
Der neue CDU-Chef streichelt die Seele der Schwesterpartei mit Lobhudeleien auf Franz Josef Strauß und einem Aschermittwochspaket aus Bierkrug und Brezeln.
Das Drumherum hat gestimmt. Zwei Bierkrüge standen vor Armin Laschet, zwei ungeöffnete Flaschen Helles, ein Ständer mit Brezeln, dazu kleine CSU-Fähnchen. Sein Aschermittwochspaket aus Bayern. Auch Laschets Krawatte schien farblich auf seinen Aufritt abgestimmt zu sein – dezent blau. Der CDU-Chef ging eindeutig auf Kuschelkurs mit der Schwester. Sein Pendant, Markus Söder, nicht ganz so.
Es war ein historisches Grußwort, das der Aachener beim digitalen politischen Aschermittwoch der Christsozialen per Video hielt. Es gab schon gemeinsame Klausuren, Parteitage, 2002 sogar einmal ein gemeinsames Frühstück, bei dem die Unions-Kanzlerkandidatur
zugunsten der CSU – damals Edmund Stoiber – entschieden wurde. Doch noch kein CDU-Vorsitzender durfte in den letzten 70 Jahren beim „Hochamt“der Christsozialen sprechen. Laschet schon. Die Bundestagswahl steht im September an – und im Corona-Jahr ist sowieso alles anders.
Laschet tat das, was man in Passau von ihm erwartete. Er lobte die Geschlossenheit beider Parteien und versuchte, die CSU-Seele zu streicheln, indem er mehrfach den Übervater Franz-Josef Strauß erwähnte. Dessen „Fan“sei er gewesen. Man hörte und staunte. Dass er nun als neu gewählter CDU-Vorsitzender „auf diesem Olymp des politischen Lebens“reden dürfe, fühle sich an wie in Schillers Ode an die Freude: „Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum.
Und das ist heute der politische Aschermittwoch in Passau“, so der nordrhein-westfälische Ministerpräsident. Ultimativer kann man nicht lobhudeln.
Auch als CDU-Chef ist halt Demut angesagt, wenn einem schon die bajuwarische Bühne geboten wird. Markus Söder habe es geschafft, betonte Laschet, die CSU wieder stark zu machen. Bleibe man weiter so eng beieinander, „dann werden wir auch dieses wichtige Wahljahr für Deutschland gemeinsam bestehen“. Nach der Wahl müsse die Union dann „ein Modernisierungsjahrzehnt“gestalten, „mit Lust, mit Freude, mit neuen Ideen, so wie es die CSU immer gekonnt hat“. Konflikte, wie die Frage der Kanzlerkandidatur, oder aber seine Corona-Äußerungen von Anfang der Woche, als er beklagt hatte, die Bürger würden wie „unmündige Kinder“behandelt, ließ Laschet lieber weg.
Söder aber nicht. Der CSU-Chef machte deutlich, bei der Bundestagswahl gebe es die Merkel-Stimmen „nur mit Merkel Politik“. Der Kanzlerin habe man es zu verdanken, dass man bisher relativ gut durch die Krise gekommen sei. Außerdem sei es Unsinn, wenn behauptet werde, die einen redeten über Öffnungen, die anderen wollten sie nicht. Er bleibe lieber im „Team Vorsicht“. Wer wollte, konnte zwischen Söders Zeilen zumindest die eine oder andere Abgrenzung zum NRW-Mann heraushören.
Laschet wurde am Ende seines knapp neun Minuten langen Auftritts noch gefragt, warum „an so einem tollen Tag“die normalerweise unverschlossenen Bierflaschen neben ihm zu seien. In Passau war das sofort aufgefallen. Er habe gedacht, „jeder Tropfen Alkohol verhindert jetzt, dass du eine gute Botschaft an die CSU sendest“, antwortete der CDU-Chef ziemlich verdattert. Sobald die Kamera aus sei, würden die Flaschen aber geöffnet „und dann wird auf die CSU angestoßen“. Da gab es sogar virtuellen Applaus der Christsozialen.