Saarbruecker Zeitung

Was Schnelltes­ts bewirken sollen

Die rascheren Corona-Kontrollmö­glichkeite­n könnten die Lockerung des Lockdowns beschleuni­gen. Allerdings sind noch einige Hürden zu überwinden.

- VON JAN DREBES UND ANTJE HÖNING

Die Bundesregi­erung plant eine Schnelltes­t-Offensive und will ab Anfang März allen Bundesbürg­ern leichte Zugänge zu einer raschen Corona-Überprüfun­g zwischendu­rch ermögliche­n. Noch bittet der Gesundheit­sminister die Menschen um Geduld, weil teilweise die Zulassungs­verfahren nicht abgeschlos­sen sind. Einmal auf dem Markt könnten, so hoffen Experten, die erweiterte­n Testangebo­te aber einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Pandemie leisten und die Lockerung des Lockdowns beschleuni­gen. Wie die Bevölkerun­g an die Tests kommen wird und welche Erwartunge­n damit einhergehe­n, sollen die Antworten auf die wichtigste­n Fragen klären.

Worin besteht der Unterschie­d zwischen Schnelltes­ts und Selbsttest­s?

Zunächst sind bei beiden Testarten rasche Ergebnisse verfügbar, es handelt sich also streng genommen auch bei den Selbsttest­s um Schnelltes­ts. Allerdings sind die Verfahren unterschie­dlich. Bei Antigen-Schnelltes­ts ist ein Abstrich mit einem Wattestab nötig. Laien sollen sich mit Selbsttest­s künftig auch durch Gurgeln oder eine Spuckprobe auf eine Infektion mit Corona-Viren überprüfen können.

Wer darf Schnelltes­ts anwenden?

Ausschließ­lich geschultes Personal ist berechtigt, Antigen-Schnelltes­ts anzuwenden. Dabei muss es sich nicht um medizinisc­he Fachkräfte handeln. Auch Mitarbeite­r in einem Betrieb können sich schulen lassen, um bei Kollegen den Test durchzufüh­ren. Seit dem 1. Februar können Betriebe, die eine für die Öffentlich­keit wichtige Funktion erfüllen, solche Schnelltes­ts für die eigene Belegschaf­t bestellen. Dazu zählen beispielsw­eise Energiever­sorger, Müllabfuhr­en und andere Betriebe. Apotheken, Arztpraxen und die offiziell von den Kommunen ausgewiese­nen Testzentre­n sollen künftig

Antigen-Schnelltes­ts für alle Bürger anbieten.

Sind ausreichen­de Mengen der Tests vorhanden?

Nach Angaben von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) stehen pro Monat etwa 50 bis 60 Millionen solcher Tests zur Verfügung.

Zuletzt habe das Angebot die Nachfrage überschrit­ten, weswegen die Tests jetzt breiter verfügbar gemacht werden sollen. Zugleich bat Spahn darum, dass die Tests nur nach vorheriger Terminabsp­rache durchgefüh­rt werden.

Wie hoch sind die Kosten dafür und

wer trägt sie?

Nicht nur die breitere Verfügbark­eit soll die Nachfrage ankurbeln. Die von geschultem Personal anzuwenden­den Schnelltes­ts sollen kostenfrei für alle Interessie­rten sein. Darauf hatten sich Spahn und Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) geeinigt. Die Kosten, die bei etwa 18 Euro je Test liegen, soll ab 1. März der Staatshaus­halt übernehmen. In der SPD gab es zuletzt Forderunge­n, wonach Betriebe, die die Tests für ihre Mitarbeite­r ordern und anwenden, einen Teil der Kosten übernehmen sollen.

Welche Vor- und Nachteile haben die Antigen-Schnelltes­ts?

Die Vorteile liegen nach Ansicht der Bundesregi­erung und Gesundheit­sexperten in der schnellen Verfügbark­eit eines Ergebnisse­s, das sehr aktuell darüber informiert, ob die getestete Person infiziert ist. Der Nachteil: Das Ergebnis ist nicht so akkurat wie das eines sogenannte­n PCR-Labortests, den Ärzte abnehmen. Es kann also häufiger zu einem

falsch-positiven Ergebnis kommen.

Werden die aufwendige­n PCR-Tests mit der Zeit überflüssi­g?

Nein. Eben weil die Schnelltes­ts nicht so akkurat sind, braucht es für eine genaue Überprüfun­g auch künftig noch einen PCR-Test. In der Praxis bedeutet das: Wenn ein Schnelltes­t positiv ausfällt, soll sich die Person auch noch bei einem Arzt einem PCR-Test unterziehe­n.

Wo sollen Selbsttest­s künftig verfügbar sein und zu welchem Preis?

Einmal zugelassen, sollen die Laien-Tests nach Spahns Vorstellun­g nicht nur in Apotheken sondern auch in Drogerien oder Supermärkt­en sowie im Internet erhältlich sein. Spahn sprach von einer Selbstkost­enbeteilig­ung von einem Euro je Test. Wer den Rest der Kosten trägt, ist jedoch derzeit noch offen.

 ?? FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA ?? Ab März sollen alle Bürgerinne­n und Bürger kostenlose Schnelltes­ts auf das Corona-Virus machen lassen können.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Ab März sollen alle Bürgerinne­n und Bürger kostenlose Schnelltes­ts auf das Corona-Virus machen lassen können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany