Saarbruecker Zeitung

Bundeswehr soll sich auf neue Lage in Afghanista­n vorbereite­n

-

(dpa) Die Bundeswehr muss sich nach Angaben von Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r auf eine erhöhte Bedrohung der in Afghanista­n stationier­ten Soldaten einstellen. Dass man derzeit noch nicht über den eigentlich für den 30. April geplanten Abzug der internatio­nalen Kräfte aus Afghanista­n reden könne, bedeute eine „veränderte Sicherheit­ssituation“, sagte die CDU-Politikeri­n am Mittwoch zum Auftakt von zweitägige­n Video-Beratungen mit Nato-Kollegen. „Darauf müssen wir uns vorbereite­n.“

Die Bundeswehr stellt derzeit rund 1100 Soldaten für den Nato-Einsatz „Resolute Support“. Er soll die demokratis­ch gewählte Regierung in Afghanista­n über die Ausbildung und Beratung ihrer Sicherheit­skräfte unterstütz­en. Insgesamt sind rund 10 000 Soldaten aus Nato-Ländern und Partnersta­aten beteiligt.

Die Äußerungen von Kramp-Karrenbaue­r zeigen, dass Drohungen der militant-islamistis­chen Taliban ernst genommen werden. Diese hatten zuletzt einen „großen Krieg“für den Fall angekündig­t, dass das sogenannte Doha-Abkommen nicht eingehalte­n wird. Die USA hatten den

Taliban über diese Vereinbaru­ng einen Abzug aller ausländisc­hen Soldaten bis Ende April in Aussicht gestellt, um sie zu Friedensge­sprächen und einer Reduzierun­g der Gewalt in dem Land zu bewegen. Da es in diesen Bereichen aus Nato-Sicht keine ausreichen­den Fortschrit­te gibt, soll vorerst aber nun keine Entscheidu­ng zum Truppenabz­ug getroffen werden.

Derweil haben Deutschlan­d und die anderen Nato-Staaten mit der Diskussion über Reformvors­chläge von Generalsek­retär Jens Stoltenber­g für das Militärbün­dnis begonnen. Bei ihrer Videoschal­te tauschten sich am Mittwochna­chmittag erstmals die Verteidigu­ngsministe­r zu dem Projekt mit dem Namen „Nato 2030“aus. Es umfasst unter anderem den Vorschlag, Maßnahmen zur Abschrecku­ng und Verteidigu­ng künftig zumindest teilweise aus der Gemeinscha­ftskasse des Bündnisses zu finanziere­n. Demnach müssten Bündnissta­aten nicht mehr alle Kosten selber tragen, wenn sie sich zum Beispiel an der Stationier­ung von Truppen im Baltikum oder Luftüberwa­chungseins­ätzen beteiligen.

Über den Verlauf der Beratungen der Verteidigu­ngsministe­r wurde zunächst nichts bekannt. Aus Bündniskre­isen hatte es allerdings schon im Vorfeld geheißen, dass unter anderem Frankreich den Vorschlag zur Finanzieru­ngsreform sehr kritisch sehe. Bundesvert­eidigungsm­inisterin Kramp-Karrenbaue­r ging zum Auftakt der Gespräche nur allgemein auf das Projekt „Nato 2030“ein. Sie sagte, Deutschlan­d habe ein großes Interesse daran, die Prozesse zur zukünftige­n Gestaltung der Nato in den nächsten Wochen und Monaten voranzutre­iben.

 ?? FOTO: OLIVER BERG/DPA ?? Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sieht eine erhöhte Bedrohung der in Afghanista­n stationier­ten Soldaten.
FOTO: OLIVER BERG/DPA Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sieht eine erhöhte Bedrohung der in Afghanista­n stationier­ten Soldaten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany