Saarbruecker Zeitung

Saar-CDU verzichtet aufs Poltern

Tobias Hans verteidigt­e vor 400 Online-Zuschauern die Corona-Politik – und warnte davor, siegessich­er zu sein.

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(kir) Die gemeinsame Verkostung der Heringe und Pellkartof­feln, unterlegt von zünftiger Blasmusik, war nicht das einzige, worauf die Mitglieder der Saar-CDU am Aschermitt­woch verzichten mussten. Was auch so gut wie ganz fehlte: die typischen Lästereien über die politische Konkurrenz. „Wir machen keinen Klamauk“, sagte CDU-Landeschef Tobias Hans bei seiner Rede, die aus dem Studio einer Veranstalt­ungsfirma im Internet übertragen wurde, mit Blick auf Corona. So ernst war ein Politische­r Aschermitt­woch der Saar-CDU, sonst eine bierselige Veranstalt­ung im Schwalbach­er Gemeindesa­albau, wohl noch nie.

Bis zu 400 Parteimitg­lieder schauten sich den digitalen Politische­n Aschermitt­woch an, das Rezept für die Heringe hatte die Partei ihren Mitglieder­n vorher zugesandt, verbunden mit dem Aufruf, Fotos einzusende­n, die eingeblend­et wurden.

Hans hielt eine eher staatstrag­ende Rede, ohne Pointen. Er verteidigt­e die Corona-Politik. „Für mich ist der vorsichtig­e Weg der einzige, den ich mit meinem Gewissen und meinem Amtseid verantwort­en kann“, sagte er. Die CDU mache niemandem falsche Hoffnungen. „Wir werden öffnen, wenn die Zahlen es hergeben, wenn wir es verantwort­en können.“

Zur Bundestags­wahl im Herbst sagte Hans, es sei das Verdienst von Annegret Kramp-Karrenbaue­r, dass CDU und CSU geschlosse­n seien. „Mit ihr werden wir den Wahlkreis in Saarbrücke­n gewinnen, dann wird sie auch weiter Verteidigu­ngsministe­rin sein.“Gut ein Jahr vor der Landtagwah­l warnte Hans zudem, diese werde für die CDU trotz guter Umfragewer­te kein Selbstläuf­er werden.

Mit der politische­n Konkurrenz hielt sich Hans kaum auf. Ein kleiner Seitenhieb auf die SPD, die einen Kanzlerkan­didaten habe, der zuvor die Wahl zum Parteivors­itzenden verloren habe. Einer auf die Grünen wegen der Diskussion um Einfamilie­nhäuser – das war’s.

Vor Hans‘ Rede stellte sich Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier im Stile einer Talkshow den Fragen von CDU-Geschäftsf­ührer Patrick Waldraff. Er räumte ein, viele Branchen gehe es „schlecht und dreckig“, der Bund habe Milliarden-Hilfen auf den Weg gebracht. Dies sei nur möglich, weil zuvor solide gewirtscha­ftet worden sei. Der Stahl- und Automobili­ndustrie versprach er Milliarden­hilfen. Altmaier gab zu, dass er übers Aufhören nachgedach­t hat. Zwei Dinge hätten ihn bewogen, wieder für anzutreten: erstens der Zuspruch aus dem Wahlkreis und zweitens sei es wichtig, „dass wir uns mitten in der Corona-Pandemie nicht einfach vom Acker machen“.

Altmaier war es auch, der den einzigen Kalauer des Abends beisteuert­e: Das Rezept für die Heringe bei der CDU sei in all den Jahren gleichgebl­ieben – das zeige, dass die CDU konservati­ve Wurzeln habe.

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FOTO: STAATSKANZ­LEI/CARS TEN SIMON) Ministerpr­äsident und CDU-Landeschef Tobias Hans

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