Würde gegen Milliardengeschäft
In einer 3sat-Dokumentation wird die Arbeit in der Palliativmedizin genauer beleuchtet.
SAARBRÜCKEN (ry) Palliativmedizin bezeichnet laut Definition von Oxford Languages die „Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren, (weit) fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung mit dem Ziel, die Lebensqualität des Kranken zu erhalten oder zu verbessern“. Sie stellt also die Lebensqualität an die erste Stelle, nicht die Verlängerung des Lebens um jeden Preis. Oft steht sie jedoch in Konflikt mit lebenserhaltenden Maßnahmen.
Mediziner kämpfen mit allen Mitteln gegen Krankheit und Tod. Das Lebensende ist ein Milliardengeschäft mit modernster Medizintechnik, die bei Sterbenden manchmal mehr Leiden verursachen kann als Linderung. Wann ist überhaupt der richtige Zeitpunkt, um sich gegen eine lebensverlängernde und für eine palliative Behandlung zu entscheiden? Und was muss man über den Sterbeprozess wissen, um diese Entscheidung treffen zu können? Um diese Frage zu beantworten, begleitet der Beitrag „Hoffnung Palliativmedizin – selbstbestimmt sterben“Betroffene wie den 47-jährigen Frank Desens, der unheilbar an Blasenkrebs erkrankt ist, besucht eine Palliativstation in Offenbach und befragt einen der führenden Spezialisten Europas, Gian Domenico Borasio. Er hat den Ausdruck des „liebevollen Unterlassens“geprägt. „Nicht alles, was die Hochleistungsmedizin kann, muss auch gemacht werden“, so Borasio.
Erst seit 2014 gehört die Palliativmedizin als fester Bestandteil zum Medizinstudium. Schmerzen, Übelkeit und Angst sollen minimiert, und auf individuelle Wünsche soll eingegangen werden. Der Neurologe und Palliativmediziner Raymond Voltz war Ende der 1980er-Jahre einer der ersten in Deutschland, die sich für den
Fachbereich interessierten. In seiner aktuellen „Last Year Of Life Study“untersucht er, was Menschen am Lebensende wichtig ist.
Im Anschluss widmet sich auch Gert Scobel dem Thema. Denn Sterben gelingt nicht immer so, wie man sich das wünscht. Für manche schwerkranke Menschen würde die Möglichkeit des assistierten Suizids eine große Entlastung bedeuten. Gert Scobel diskutiert das kontroverse Thema mit dem Schweizer Palliativmediziner
Gian Domenico Borasio, der einen entsprechenden Gesetzesvorschlag erarbeitet hat, mit der Medizinethikerin und Vorsitzenden des Ethikrats, Alena Buyx, die für eine Neuregelung der Sterbehilfe plädiert und gleichzeitig die Suizidprävention stärken will, und mit dem Strafrechtler und Rechtsphilosophen Reinhard Merkel.
Hoffnung Palliativmedizin – selbstbestimmt sterben / scobel, ab 20.15 Uhr, 3 SAT