„Der Amtsschimmel musste durchgaloppieren“
Referendare profitieren von dem Frühsport-Projekt am Rotenbühl-Gymnasium. Das Bildungsministerium bekommt Kritik ab.
(zen) Nicht nur die Schüler profitieren von dem Frühsport-Projekt am Rotenbühl-Gymnasium in Saarbrücken. Auch die Sport-Referendare. Sie tragen die Idee in ihre Ausbildungsschulen. Und einige haben signalisiert, ähnliche Angebote einrichten zu wollen. Angesichts der Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie ist normaler Sportunterricht quasi nicht möglich.
„Gerade wir haben es im Moment echt schwer, praktische Erfahrung im Lehrerberuf zu sammeln“, erklärt Referendarin Alexandra Hector vom Rotenbühl-Gymnasium. Sie ergänzt: „Durch dieses Angebot wurde uns eine gute Möglichkeit geschaffen, uns selbst testen zu können und durch die fehlende Praxis keine Rückschritte in der Ausbildung zu machen.“Das sieht auch Referendarin Louisa Maas vom Peter-Wust-Gymnasium in Merzig so
– und veranstaltet wie ihre Kollegin Lisa Lößlein vom Stadtgartengymnasium in Saarlouis schon eigenen Online-Sportunterricht. „Meine fünfte Klasse in Merzig ist in Bezug auf Videokonferenzen extrem motiviert“, berichtet Louisa Maas. Lisa Lößlein ergänzt: „Ich habe meinen Schülern einen Ausdauerplan mit verschiedenen Aufgaben zur Verfügung gestellt. Ich biete auch freiwilliges Online-Training zu der Unterrichtszeit an, das gut angelaufen ist. Später kann ich das Ergebnis mit einem Cooper-Test abprüfen.“
Ausbilderin Bärbel Ehses kritisiert angesichts der Notwendigkeit solcher Alternativen das Bildungsministerium. „Wir Fachleiter hatten darum gebeten, die Einstellung von Referendaren in dieser Zeit auszusetzen. Einfach, weil wir keine normale Ausbildung garantieren können“, sagt sie und erklärt: „Diejenigen, die jetzt im zweiten Semester sind, lernen ihre Schüler entweder gar nicht oder nur online kennen. Was das für das Lehrer-Schüler-Verhältnis bedeutet, kann man sich vorstellen.“Mit ihrer Initiative sei sie allerdings „auf taube Ohren gestoßen. Der Amtsschimmel musste auf der gewohnten Bahn geradeaus durchgaloppieren. Wir warten auch schon seit Wochen auf eine klare Ansage, wie es nach den Winterferien weitergeht. Im Gegenzug werden von uns höchste Flexibilität und maximaler Einsatz verlangt“.
Auf SZ-Nachfrage beteuert die Pressestelle des saarländischen Bildungsministeriums, man wisse um die „herausfordernden Bedingungen“in der Ausbildung von Sport-Lehrkräften in der Pandemie. Das Aussetzen der Einstellung von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst für das Fach Sport „war aber keine Option. Wir brauchen im Saarland gut ausgebildete Sport-Lehrer und haben deshalb ein großes Interesse daran, dass diese ihren Dienst im Saarland antreten und nicht in andere Bundesländer abwandern“.
Die Vorgabe der Kultusministerkonferenz, wonach Studierenden und Lehrkräften im Vorbereitungsdienst keine Pandemie-bedingten Nachteile entstehen sollen, werde im Saarland umgesetzt. Hierzu stehe die Seminarleitung in engem Kontakt sowohl mit den Fachleitungen als auch mit den Referendaren. Um die Ausbildung „in der schwierigen Situation bestmöglich zu gewährleisten“, würden unter anderem Fachseminare online gehalten, Prüfungsleistungen in alternativen Formaten abgelegt und eigens für das Fach Sport „praktikable Lösungen im Seminar entwickelt und den Schulen zur Verfügung gestellt“. Dazu zählten nach Ministeriums-Angaben beispielsweise Portfolio-Arbeit, interaktive Wochenpläne, Gesundheitssport, Pandemie-angepasste Bewegungsangebote wie Tabata und Yoga sowie Morgensport, wie er in freiwilliger Form am Gymnasium am Rotenbühl angeboten wird.
„Wir warten auch schon seit Wochen auf eine klare Ansage, wie es nach den Winterferi
en weitergeht. Im Gegenzug werden von uns höchste Flexibilität und maximaler Einsatz
verlangt.“
Bärbel Ehses
Gymnasium am Rotenbühl