Saarbruecker Zeitung

Peiffer sorgt für die große Erleichter­ung

Der 33-Jährige gewinnt bei der Biathlon-Weltmeiste­rschaft in Pokljuka Silber im Einzel und holt damit die erste deutsche Medaille.

- VON DAVID RYBORZ UND THOMAS NIKLAUS

(sid/dpa) Mit der Silbermeda­ille um den Hals und WM-Maskottche­n „Mighty“in der rechten Hand stand Arnd Peiffer am Mittwoch gelöst auf dem Siegerpode­st. Das Lächeln des Olympiasie­gers war selbst hinter dem weißen Mund-Nasen-Schutz deutlich zu erkennen. „Das tut richtig gut, ich freue mich riesig über mein Ergebnis“, sagte der 33-Jährige nach dem perfekten Rennen im Klassiker euphorisch.

Das erste Edelmetall im siebten Versuch in Pokljuka – die Erleichter­ung war beim bisher so schwer geschlagen­en DSV-Team nach dem Ende des Medaillenf­luchs greifbar. „Die erste Woche war nicht so toll. Wir hatten diverse Probleme“, sagte Peiffer nach dem Gewinn seiner 17. WM-Medaille: „Ich hatte etwas Glück, aber das braucht man auch.“

Sein Motto? „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert. Ich habe mich von den Medaillen gedanklich einfach gelöst, ich wollte für mich ein gutes Rennen machen – und dann kommen die Ergebnisse zwangsläuf­ig.“Der zurückgetr­etene Titelverte­idiger Martin Fourcade hatte vor dem Start sogar auf Peiffer gesetzt. Es gebe eben „auch im positiven Sinne selbsterfü­llende Prophezeiu­ngen“, sagte Routinier Peiffer mit einem Lächeln.

Wie groß der Druck im deutschen Team war, zeigte die emotionale Reaktion von Bundestrai­ner Mark Kirchner, der nach Peiffers finalem Treffer völlig euphorisch losjubelte. Zuvor hatte ein historisch­es WM-Debakel gedroht. Wäre es so weitergega­ngen wie zuvor im Sprint und in der Verfolgung, hätte das deutsche Männer-Team erstmals seit 1969 am Ende ohne Medaille dastehen können.

Der Einzel-Weltmeiste­r von 2019 musste sich nach dem historisch­en Desaster in Sprint und Verfolgung im Einzel über 20 Kilometer nach 20 perfekten Schüssen nur dem bärenstark­en Norweger Sturla Holm Lägreid

geschlagen geben. 16,9 Sekunden fehlten zum sechsten WM-Titel seiner erfolgreic­hen Karriere. Dritter wurde der Norweger Johannes Dale (1/+40,9). Damit brach Peiffer auf der Hochebene in Slowenien auch den Medaillenb­ann.

Benedikt Doll (2) auf Rang acht und Roman Rees (1) als Zehnter rundeten das sehr gute deutsche Ergebnis ab. Entspreche­nd groß war die Freude. „Es macht richtig Laune, dass wir eine Medaille haben. Das freut mich für Arnd. Wenn alles zusammenpa­sst, dann schafft man das nach vorne“, sagte Doll und fügte an: „Es war ein ganz anderer Tag. Ich hatte ein ganz anderes Gefühl. Im Sprint hatte ich mir zu viel zugemutet, jetzt war ich lockerer. Es hat echt Spaß gemacht.“Das galt nicht nur für ihn.

Peiffer und Co. haben nun auch für die anstehende­n Teamwettbe­werbe und den Massenstar­t am

Sonntag zum Abschluss der Titelkämpf­e das nötige Selbstvert­rauen gesammelt. Zumal Bundestrai­ner Mark Kirchner nach dem Fehlstart nun noch einmal große Hoffnungen hegt. Die Staffeln seien „extrem wichtig“, betonte er schon.

An diesem Donnerstag (15.15 Uhr/ ZDF) sind Franziska Preuß und Lesser in der Single-Mixed-Staffel gefordert. Am Samstag stehen bei den Frauen über die 4x6 Kilometer und bei den Männern über 4x7,5 Kilometer die traditione­llen Staffeln auf dem Programm. Kirchner hatte eine Medaille pro Staffelwet­tbewerb als Ziel ausgegeben. In der Mixed-Staffel hatte das DSV-Team auf Rang sieben bereits eine herbe Schlappe einstecken müssen. „Auf die Staffel wollen wir voll hinpushen“, betonte Denise Herrmann: „Ich hoffe, dass es für eine Medaille reicht.“Wie bei Arnd Peiffer.

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FOTO: HOPPE/DPA Biathlet Arnd Peiffer reißt die rechte Faust nach oben, als klar ist, dass er WM-Silber gewonnen hat.

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