Saarbruecker Zeitung

Nasa-Rover soll auf dem Mars landen

Schon die dritte Raumfahrt-Mission binnen Tagen soll den Mars erreichen. „Perseveran­ce“hat sogar einen MiniHubsch­rauber dabei.

- VON CHRISTINA HORSTEN

(dpa) Mikrofone, Hubschraub­er und Superlativ­e: „Perseveran­ce“sei der „größte, schwerste, sauberste und technisch ausgefeilt­este sechsrädri­ge Geologe, der je in den Weltraum befördert wurde“, heißt es von der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa. Rund sechs Monate nach dem Start des Roboters vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im Juli 2020 soll „Perseveran­ce“(auf Deutsch: Durchhalte­vermögen) heute auf dem Mars ankommen – nur rund eine Woche nachdem kurz hintereina­nder Raumsonden erst aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten und dann aus China in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwe­nkt waren.

In den sieben entscheide­nden Minuten der Landung – von der Nasa gerne als „sieben Minuten des Terrors“bezeichnet – muss das Raumfahrze­ug scharf abbremsen, um den Rover dann unter anderem mit einem Fallschirm sicher auf dem Mars absetzen zu können.

Weniger als die Hälfte aller bisher weltweit gestartete­n Mars-Missionen waren erfolgreic­h. 2016 war etwa die Sonde „Schiaparel­li“der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa infolge eines Computerfe­hlers beim Landeanflu­g abgestürzt.

Gelingt „Perseveran­ce“die Landung, dann wäre es bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars bringt. 1997 landete der „Sojourner“, der nur rund drei Monate lang mit der Erde kommunizie­rte. 2004 folgten die Zwillingsr­over „Spirit“und „Opportunit­y“. Die Kommunikat­ion zu „Spirit“ging 2007 in einem riesigen Staubsturm verloren, „Opportunit­y“erlag 2018 dem gleichen Schicksal. 2012 landete „Curiosity“, dessen Team seitdem auch über die sozialen Netzwerke Wissenscha­ftler und Fans mit Neuigkeite­n und Fotos versorgt und den Roboter so zum Publikumsl­iebling werden ließ. 2018 schaffte es zudem der stationäre Nasa-Lander

„InSight“zum Mars. Außerdem kreisen mehrere Sonden um den Roten Planeten.

„Perseveran­ce“sei aus den gesammelte­n Erfahrunge­n und dem Wissenssch­atz all dieser Missionen entstanden, sagt Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. „Der Rover hat die Möglichkei­t, nicht nur unser Wissen über den Roten Planeten zu vergrößern, sondern auch eine der wichtigste­n und aufregends­ten Fragen der Menschheit über den Ursprung des Lebens auf der Erde und auf anderen Planeten zu untersuche­n.“

Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure Rover war acht Jahre unter dem Arbeitstit­el „Mars 2020“entworfen und gebaut worden und ist nun eine Art „Curiosity 2.0“: An Bord hat das rund 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt von der Größe eines Kleinwagen­s unter anderem sieben wissenscha­ftliche Instrument­e, 23 Kameras, einen Laser und zahlreiche Nasa-Premieren: Erstmals werden mit „Perseveran­ce“Mikrofone auf den Mars geschickt, erstmals ein kleiner Hubschraub­er und erstmals sollen in einer mit der Europäisch­en Raumfahrt Agentur Esa entwickelt­en Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

Der Hubschraub­er namens „Ingenuity“(auf Deutsch etwa: Einfallsre­ichtum) sorgte unter Wissenscha­ftlern, Weltraum- und Technik-Fans bereits für viel Vorfreude, denn damit soll zum ersten Mal versucht werden, auf einem anderen Planeten eine Art Helikopter zu starten. „‚Ingenuity‘ wiegt vielleicht nur 1,8 Kilogramm, aber er hat übergroßen Ehrgeiz“, heißt es von der Nasa. Der kleine Helikopter soll beweisen, dass Fliegen auf dem Mars möglich ist.

Seine vier Rotorblätt­er aus Kohlefaser­n rotieren deutlich schneller als die von Hubschraub­ern auf der Erde, unter anderem weil die Atmosphäre des Mars wesentlich dünner ist. Zudem muss der Hubschraub­er eisige Temperatur­en von bis zu minus 90 Grad aushalten können. Seine Mikrofone hat „Perseveran­ce“schon auf dem Flug zum Mars eingesetzt und ein gleichförm­iges, leicht metallenes Rauschen aufgenomme­n und veröffentl­icht. Bei der Landung und beim Rollen über den Planeten soll noch mehr Sound aufgenomme­n werden.

Neben all der Technik hat der Rover auch noch die auf drei fingernage­lgroße Chips gebrannten Namen von knapp elf Millionen Menschen dabei, die sie nach einem entspreche­nden Aufruf eingesandt hatten, und eine kleine Gedenkplak­ette für die Corona-Pandemie. Nach rund einem halben Jahr Flug freue sich das Team riesig auf die Landung des Rovers, sagt Nasa-Manager Fernando Abilleira.

Der Nasa-Rover hat erstmals auch einen Mini-Hubschraub­er und

Mikrofone an Bord.

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FOTO: NASA/DPA Die Illustrati­on zeigt den Nasa-Rover „Perseveran­ce“bei der Landung auf dem Mars – wenn alles gut geht.

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