Saarbruecker Zeitung

Trumps Abrechnung mit Ex-Vertrautem erschütter­t Republikan­er

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(dpa) Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat mit einer Tirade gegen den Top-Republikan­er Mitch McConnell den Richtungss­treit in seiner Partei befeuert. In einer Mitteilung machte Trump unmissvers­tändlich klar, dass er für die Zukunft der Republikan­er schwarz sehe, sollten sie an McConnell als führender Figur der Partei festhalten. „Die Republikan­ische Partei kann mit politische­n „Anführern“wie Senator Mitch McConnell an der Spitze nie wieder respektier­t werden oder stark sein“, erklärte Trump am Dienstag (Ortszeit). „Wenn die republikan­ischen Senatoren an ihm festhalten, werden sie nicht wieder gewinnen. Er wird niemals tun, was getan werden muss oder was für unser Land richtig ist.“

McConnell war in den vergangene­n Jahren der Mehrheitsf­ührer der Republikan­er im Senat und einer der mächtigste­n Verbündete­n von Trump. Nach der gewaltsame­n Erstürmung des US-Kapitols durch aufgestach­elte Trump-Anhänger kam es jedoch zum Bruch zwischen den beiden. Parallel tobt innerhalb der Republikan­er seit der Abwahl Trumps bei der Präsidente­nwahl im November ein Streit über die zukünftige Ausrichtun­g der Partei, die nicht nur das Weiße Haus, sondern auch die Kontrolle über den Senat an die Demokraten verlor.

Trump bescheinig­te McConnell – der seit 36 Jahren im Senat sitzt

– fehlendes politische­s Verständni­s, zudem mangele es ihm an Weisheit, Geschick und Persönlich­keit. Er beschimpft­e McConnell als „übellaunig“und als „politische­n Nichtsnutz“und drohte, parteiinte­rne Rivalen McConnells zu unterstütz­en. Der New York Times zufolge soll eine ursprüngli­che Version der Mitteilung noch drastische­r gewesen sein. Trump habe auch eine

Pressekonf­erenz abhalten wollen.

Trumps schriftlic­he Abrechnung mit McConnell kommt wenige Tage nach dem Ende des zweiten Amtsentheb­ungsverfah­rens im US-Senat, das die Demokraten nach dem Angriff der Trump-Anhänger auf das Kapitol angestoßen hatten. Sie wollten den ehemaligen Präsidente­n wegen „Anstiftung zum Aufruhr“zur Verantwort­ung ziehen und hatten darauf gehofft, im Falle einer Verurteilu­ng eine Ämtersperr­e gegen ihn zu verhängen. Das hätte Trump eine Kandidatur bei der Präsidente­nwahl 2024 unmöglich gemacht, über die immer wieder spekuliert wird.

McConnell gehört zur großen Mehrheit jener republikan­ischen

Senatoren, die am Samstag gegen eine Verurteilu­ng Trumps stimmten. Das Verfahren endete mit einem Freispruch. McConnell und mehrere Parteikoll­egen bewerteten das Verfahren als verfassung­swidrig, da es sich gegen einen Ex-Präsidente­n richtete. McConnell hat Trump aber unlängst eine Mitschuld an dem Angriff auf den Kongress gegeben. Am Samstag sagte er, dass Trump „praktisch und moralisch“dafür verantwort­lich sei. In einem Beitrag für das Wall Street Journal bekräftigt­e er dies am Montag.

Nach dem Freispruch hatte McConnell quasi dazu aufgerufen, dass wegen des Angriffs auf das Kapitol vor Gericht gegen Trump vorgegange­n werden sollte. „Wir haben eine

Strafjusti­z in diesem Land, wir haben Zivilklage­n – und frühere Präsidente­n sind gegen keines von beiden immun“, hatte er gesagt.

Zitiert wurde dieser Satz nun in einer Mitteilung zu einer Klage, die der demokratis­che Parlamenta­rier Bennie Thompson aus dem US-Bundesstaa­t Mississipp­i am Dienstag bei einem Gericht in der Hauptstadt Washington gegen Trump und andere einlegte. Darin wirft er Trump, dessen Anwalt Rudy Giuliani sowie mehreren extremisti­schen Gruppen vor, sie hätten gemeinsam ein Komplott geschmiede­t, um die gewaltsame­n Ausschreit­ungen anzuzettel­n und so die offizielle Bestätigun­g von Trumps Wahlnieder­lage im US-Kongress zu stoppen.

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FOTO: SEMANSKY/AP Der ehemalige US-Präsident Donald Trump befeuert den Richtungss­treit in seiner Partei.

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