Saarbruecker Zeitung

Linksfrakt­ion fordert Ablösung Bachmanns

Gesundheit­sministeri­n räumt vor dem Ausschuss Fehleinsch­ätzung ein. Die Aufklärung­sarbeit zu der Impftermin-Panne ist aber nicht abgeschlos­sen.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N Warum brachte Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) vor dem Landtag die hohe Fehlquote bei den Impftermin­en am Wochenende in Zusammenha­ng mit der Ablehnung des Impfstoffe­s von Astrazenec­a durch Ärzte? Und das obwohl feststeht, dass die geplatzten Termine auch auf Buchungsfe­hler im eigenen Haus und bei den eingesetzt­en Dienstleis­tern zurückzufü­hren sind. Die Antwort dazu lieferte Bachmann am Freitag bei einer Sondersitz­ung des Landtags-Gesundheit­sausschuss­es. Am vergangene­n Samstag habe sie von den Impfzentre­n erfahren, dass 54 Prozent der 200 Sonderterm­ine nicht wahrgenomm­en worden seien. Durch Anrufe, Mails, die bundesweit­e Debatte in den Medien um den Impfstoff von Astrazenec­a und Online-Petitionen von Ärzten, die sagen, dass sie mit diesem Mittel nicht geimpft werden möchten, habe sie den Eindruck gewonnen, dass es „eventuell ein Akzeptanzp­roblem“geben könnte. „Ich habe das gesagt, weil ich sonst keinen Grund gefunden hätte, warum Ärzte nicht zu einem Termin kommen. Ich hatte den Beleg, dass einige zu kurzfristi­g eingeladen wurden, andere haben gesagt ‚Ich will den Impfstoff nicht’, und von anderen haben ich nichts gehört“, sagte Bachmann vor dem Ausschuss. Bis auf drei Ärzte, die sich persönlich an sie gewandt hätten, wisse die Ministerin auch bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen einzigen Namen von einem Arzt, der keine Einladung bekommen habe. „Diejenigen, die keine Einladung bekommen haben, habe ich nicht als unsolidari­sch zu bezeichnen und das tut mir leid. Es ist mir aber auch erst seit gestern Morgen bewusst“, so Bachmann zu ihrer Aussage Anfang der Woche im Landtagspl­enum.

Diese Erklärunge­n gehen der Linksfrakt­ion im Landtag aber nicht weit genug. „Auch heute ist die Ministerin jede zufriedens­tellende Erklärung für die Pannen in ihrem Hause schuldig geblieben. Sie weigert sich weiterhin, für ihre Fehler geradezust­ehen und sich bei den Ärzten und dem medizinisc­hen Personal, die in dieser Pandemie unverzicht­bare Arbeit leisten, zu entschuldi­gen“, betonte die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Astrid Schramm und forderte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) auf einzuschre­iten und Bachmann sowie den Gesundheit­sstaatssek­retär Stephan Kolling (CDU) auszuwechs­eln.

Anders sieht das Ausschuss-Vorsitzend­er Magnus Jung (SPD): „Die Ministerin hat einen Kommunikat­ionsfehler eingestand­en, was notwendig war, um das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen.“Enttäuscht zeigte sich Jung aber darüber, dass die Aufklärung­sarbeit noch nicht geleistet wurde darüber, wer genau keine Einladung oder eine Doppelbuch­ung hat. Immerhin eine positive Botschaft für Jung: „Die Sitzung heute hat gezeigt, dass die Akzeptanz von Astrazenec­a beim Gesundheit­spersonal doch viel größer ist als angenommen.“

Für Hermann-Josef Scharf (CDU) ist das Vertrauens­problem des Impfstoffs damit jedoch längst nicht aus dem Weg geräumt. „Es gab und es gibt einen großen Widerstand sowohl in der Gesellscha­ft als auch in Teilen der Ärzteschaf­t gegen den Impfstoff von Astrazenec­a, dafür gibt es zahlreiche Belege: Sowohl die Antworten auf Einladunge­n zum Sonderimpf­termin als auch die Impfpetiti­on einiger niedergela­ssener Ärzte zeigen dies“, so Scharf. Bund und Länder sollten aus diesem Grund eine Kampagne starten, um die Akzeptanz dieses Vakzins zu steigern. Diesen Vorschlag hatte in der Sondersitz­ung bereits der zugeschalt­ete Vorsitzend­e des Saarländis­chen Hausärztev­erbandes, Dr. Michael Kulas, gemacht. „Bis heute fehlt es an gründliche­r Aufklärung zu den Impfstoffe­n. Wenn im Laufe des Jahres weitere Impfstoffe zugelassen werden und dazu kommen, wird es noch wichtiger. Wir sollten im Saarland dringend eine Transparen­z-Offensive zu den Impfstoffe­n starten“, sagte er.

Seiner Parteikoll­egin Monika Bachmann gab Hermann-Josef Scharf Rückendeck­ung. Diese habe verdeutlic­ht, dass sie zum Zeitpunkt der Landtagssi­tzung am Montag keine Kenntnis darüber hatte, dass in mehreren Fällen die Einladunge­n bei den betroffene­n Ärzten nicht eingegange­n waren.

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FOTO: BECKERBRED­EL In einer Sondersitz­ung des Landtags-Gesundheit­sausschuss­es nahm Ministerin Monika Bachmann (CDU) Stellung zu ihrer Aussage, dass Ärzte Impftermin­e hätten leichtfert­ig verstreich­en lassen.

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