Saarbruecker Zeitung

Kritik an Altmaiers Förderprog­ramm

Dringend benötigte Mittel etwa für die Umrüstung von Lüftungsan­lagen würden zu langsam fließen, bemängeln die Linken.

- VON BIRGIT MARSCHALL

Das von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) Mitte Oktober aufgelegte Förderprog­ramm zur Corona-gerechten Um- und Aufrüstung von Klimaanlag­en in öffentlich­en Gebäuden wird bisher kaum angenommen. Von den zur Verfügung stehenden 500 Millionen Euro an Fördermitt­eln seien bisher erst 4,8 Millionen Euro durch Zuwendungs­bescheide gebunden, heißt es in der Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestags­fraktion. Im Rahmen des Programms sei es bis Mitte Februar noch zu keinen Auszahlung­en gekommen. Die Linke kritisiert zudem, dass Altmaier ein 200-Millionen-Euro-Förderprog­ramm zur Herstellun­g von Corona-Schnelltes­ts erst Mitte Dezember aufgelegt hat, obwohl der Bundesregi­erung

der Mangel an Schnelltes­ts bereits seit Frühjahr 2020 bekannt gewesen sein müsse.

Altmaier hatte im Oktober die „Bundesförd­erung Corona-gerechte Um- und Aufrüstung von raumluftte­chnischen Anlagen in öffentlich­en Gebäuden und Versammlun­gsstätten“in Kraft gesetzt. Insgesamt stehen für die Umrüstung der Lüftungsan­lagen zur Vermeidung von Coronavire­n in der

Raumluft 500 Millionen Euro bis 2024 zur Verfügung, im Jahr 2021 sollen 200 Millionen fließen. „Bis zum 11. Februar 2021 ist ein Volumen von 4,8 Millionen Euro durch Zuwendungs­bescheide gebunden. Mangels eingereich­ter Verwendung­snachweise kam es noch zu keinen Auszahlung­en. Die Bundesregi­erung eruiert derzeit mögliche Anpassunge­n der Richtlinie“, heißt es in der Antwort.

Das Förderprog­ramm ist nicht geeignet, um die dringend erwünschte Anschaffun­g von neuen Raumfilter­anlagen in Schulen und Kitas zu finanziere­n. Hierfür wären die Länder zuständig. Der Bundesregi­erung liegen laut dem Wirtschaft­sministeri­um auch „keine Informatio­nen über den finanziell­en Bedarf für eine flächendec­kende Ausstattun­g der genannten Einrichtun­gen mit antivirale­n Luftfilter­n vor“, wie es in der Antwort heißt.

Die Regierung hatte zudem zwei Förderprog­ramme für Hersteller von medizinisc­hen Schutzmask­en aufgelegt, die besser ausgeschöp­ft worden sind. „Im sogenannte­n Sprintermo­dul des Förderprog­ramms wurden 135 Förderzusa­gen erteilt. Damit konnte das Ziel von jährlich 2,5 Milliarden Schutzmask­en erreicht werden. Davon stehen dem deutschen Markt jetzt zusätzlich­e Produktion­skapazität­en von 758 Millionen FFP2/3-Masken zur

Verfügung“, heißt es in dem Papier. Allerdings komme es auch hier zu Auszahlung­en erst nach der Vorlage der Verwendung­snachweise.

„Nicht nur bei den Corona-Hilfen, sondern auch bei der Förderung medizinisc­h wichtiger Güter wird das Bundeswirt­schaftsmin­isterium zum Nadelöhr. Denn die dringend benötigten Fördergeld­er für die Produktion von Schnelltes­ts und Luftfilter­anlagen wurden viel zu spät bewilligt und fließen nicht ab“, sagte Alexander Ulrich, industriep­olitischer Sprecher der Linken-Fraktion. „Jetzt wo die Schnelltes­ts kurz vor der Zulassung stehen, fehlen die nötigen Kapazitäte­n. Dass das Bundeswirt­schaftsmin­isterium erst ein Jahr nach Beginn der Pandemie mit der Förderung von Produktion­skapazität­en von Tests beginnt und auch bei anderen Förderprog­rammen noch keine Gelder ausgezahlt worden sind, zeigt einmal mehr die mangelnde Vorausscha­u und Schläfrigk­eit der Bundesregi­erung in dieser Pandemie.“

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FOTO: NIETFELD/DPA Die Regierung prüfe zurzeit Anpassunge­n der Richtlinie, heißt es aus dem von Peter Altmaier geführten Bundeswirt­schaftsmin­isterium (CDU).

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