Saarbruecker Zeitung

Saar-Koalition streitet über Schulöffnu­ngen

Die SPD-Bildungsmi­nisterin will die weiterführ­enden Schulen am 8. März wieder öffnen und beruft sich auf einen Kabinettsb­eschluss – den es laut CDU nicht gibt.

- VON DANIEL KIRCH

Die Diskussion über das Tempo beim Ausstieg aus dem Lockdown entzweit die große Koalition im Saarland. Die CDU-Fraktion im Landtag zeigte sich am Mittwoch irritiert von der verbindlic­hen Ankündigun­g der Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Civot (SPD), am

8. März wieder den Wechselunt­erricht an den weiterführ­enden Schulen zu starten. Das sei

„im Kabinett so nicht besprochen“worden, sagte CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk. „Die Ministerin bricht hier auf eigene Faust aus und schürt falsche Erwartunge­n.“

Streichert-Clivot hatte am Dienstag verkündet, dass der Ministerra­t beschlosse­n habe, dass es ab dem

8. März in allen Klassenstu­fen außerhalb der gymnasiale­n Oberstufe einen Wechsel zwischen verpflicht­endem Präsenzunt­erricht an der Schule und Lernen von zu Hause aus geben werde. In ihrer Ministerra­tsvorlage war sogar von einem noch früheren Beginn die Rede.

Einen förmlichen Beschluss zum Start des Wechselunt­errichts am 8. März allerdings fasste der Ministerra­t nach Angaben der Staatskanz­lei nicht. Der CDU-Bildungspo­litiker Frank Wagner sagte, auch seine Fraktion wünsche sich einen

Wiedereins­tieg am 8. März. Eine finale Entscheidu­ng könne aber erst nach der Bund-Länder-Konferenz am kommenden Mittwoch und auf Basis der Infektions­zahlen getroffen werden. „Die Bildungsmi­nisterin verwechsel­t hier Perspektiv­e mit verbindlic­her Entscheidu­ng“, sagte Wagner. Er warnte vor großer Enttäuschu­ng bei Eltern und Lehrern, sollte der 8. März nicht gehalten werden können.

Ein Sprecher des Bildungsmi­nisteriums verwies auf die Kultushohe­it der Länder und sprach von einer „Verständig­ung“im Ministerra­t auf den 8. März, die man als Beschluss aufgefasst habe. Eine sorgfältig vorbereite­te Öffnung sei die Erwartung aller Beteiligte­n. Der Einstieg in den Wechselbet­rieb ab 8. März werde mit der notwendige­n Sorgfalt vorbereite­t. „Die Schulen müssen planen können. Auch deshalb ist rechtzeiti­ge Informatio­n wichtig. Wir wägen in der Landesregi­erung alle Öffnungssc­hritte gründlich ab, und die Hygieneund Infektions­schutzmaßn­ahmen haben wir in Abstimmung mit der Gesundheit­sseite und entspreche­nd der wissenscha­ftlichen Leitlinien nochmals verstärkt.“

Die SPD-Fraktion stellte sich hinter die Bildungsmi­nisterin und warf der CDU vor, sich bildungspo­litisch in der „Daueroppos­ition“einzuricht­en. Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) habe sich ganz klar dazu bekannt, dass die Schulen bei den Öffnungen ganz vorne stehen müssten, erklärten Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon und Bildungspo­litiker Jürgen Renner. „Herr Funk und Herr Wagner verursache­n damit selbst die Irritation­en, die sie beklagen.“

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FOTO: BECKERBRED­EL
CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk wirft der SPD-Bildungsmi­nisterin einen Alleingang vor. FOTO: BECKERBRED­EL

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