Saarbruecker Zeitung

Corona-Selbsttest­s lassen im Saarland auf sich warten

Das Bundesinst­itut für Medizinpro­dukte hat drei Laien-Schnelltes­ts zugelassen. Experten sehen darin einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebe­kämpfung.

- VON JAN DREBES, ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

(dpa) Die am Mittwoch vom Bundesinst­itut für Medizinpro­dukte zugelassen­en Corona-Tests zur Eigenanwen­dung durch Laien sind im Saarland noch nicht in Apotheken zu bekommen. „Es gibt noch gar nichts beim Großhandel“, sagte die Vorsitzend­e des Saarländis­chen Apothekerv­ereins, Susanne Koch, am Mittwoch. „Wir haben auch bisher noch keine Informatio­n von den Hersteller­n kriegen können, auf welchem Weg wir da was beziehen können.“Sie gehe davon aus, dass bei den nächsten Bund-Länder-Beratungen am 3. März „wohl entschiede­n wird, ob es die flächendec­kend und für jedermann auch kostenlos“geben werde. Ihrer Kenntnis nach können diese Schnelltes­ts, von denen am Mittwoch drei zugelassen wurden, auch abseits der Apotheke in den Handel gebracht werden.

Seit Wochen wartet das Land auf die ersten Corona-Schnelltes­ts, die Laien selbst anwenden können. Nun können sie auf den Markt kommen. Das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) hat die ersten Verbrauche­r-Tests zugelassen. Die Schnelltes­ts sollen helfen, die Verbreitun­g des Virus durch Menschen, die selbst keine Symptome haben, zu stoppen. Wirksamen Schutz bieten jedoch nur Impfungen. Weil der Impfstoff von Astrazenec­a mancherort­s wegen Vorbehalte­n liegenblei­bt, fordern Experten nun Änderungen in der Impfreihen­folge. Hier die Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Wer sind die Schnelltes­t-Hersteller?

Die drei Anbieter der Laien-Tests sind: Siemens Healthinee­rs/Healgen Scientific (Handelsnam­e des Tests: „Clinitest Rapid COVID-19 Self-Test“), Technomed/Xiamen Boson („Rapid SARS-CoV-2 Antigen Test Card“) und Lissner/Hangzhou Laihe („Lyher Covid-19 Antigen Schnelltes­t Nasal“).

Wie funktionie­ren die Tests?

„Bei allen dreien werden die Proben durch einen Abstrich im vorderen Nasenberei­ch entnommen, dieser kann nach den von den Hersteller­n vorgelegte­n Studien jeweils durch Laien sicher durchgefüh­rt werden“, erklärte ein Sprecher der Zulassungs­behörde. Konkret: Mit einem Stäbchen oder Tupfer entnehmen die Nutzer Schleim aus dem vorderen Teil der Nase. „Der Abstrichtu­pfer wird in ein Röhrchen mit einer Pufferlösu­ng eingeführt, um das Zielmolekü­l zu extrahiere­n“, erläutert Siemens Healthinee­rs. Die Flüssigkei­t wird dann auf eine Testkasset­te aufgebrach­t. Innerhalb von 15 Minuten ist das Testergebn­is ablesbar.

Was kosten die Tests?

Ursprüngli­ch waren Apotheker davon ausgegange­n, dass die Laien-Tests zwischen zehn und 15 Euro kosten. Vor wenigen Tagen hatte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens

Spahn (CDU) angekündig­t, dass Verbrauche­r die Laientests für nur einen Euro Zuzahlung erhalten sollen. Da noch nicht klar war, ob die Laientests pünktlich auf den Markt kommen, hatte Spahn als Zweites angekündig­t, dass sich ab 1. März alle Bürger kostenlos von geschultem Personal mit Profitests testen lassen können – etwa in Apotheken oder Testzentre­n. Diese Ankündigun­gen musste Spahn zurückzieh­en. Darüber soll nun erst bei den nächsten Bund-Länder-Beratungen in der kommenden Woche gesprochen werden.

Was ist mit den Spucktests?

Neben diesen Nasenabstr­ich-Tests sind auch Spuck- und Gurgeltest­s für den Hausgebrau­ch entwickelt worden. Auch hierfür wurde eine Zulassung beantragt, die aber noch nicht erteilt ist.

Wie sicher sind die Laientests?

Am zuverlässi­gsten arbeiten PCRTests, die in Laboren durchgefüh­rt werden. Aber auch die neuen Schnelltes­ts haben eine gute Quote: Der jetzt zugelassen­e Test von Siemens Healthinee­rs etwa kommt auf eine Sensitivit­ät von 97 Prozent, die Laientests der beiden chinesisch­en Hersteller kommen auf rund 96 Prozent. Der Spucktest von Nanorepro erreicht 94,29 Prozent. Der Roche-Schnelltes­t hat laut Firmenanga­ben eine Sensitivit­ät von 84,4 Prozent beim Abstrich durch den Anwender selbst.

Wo erhält man den Laientest?

Voraussich­tlich werden die Unternehme­n die Tests im Handel und online anbieten und vor allem auf Apotheken setzen. Bei einem Positivtes­t muss sich der Nutzer beim Gesundheit­samt melden und einen PCR-Test zur Bestätigun­g machen. Wie kann es gelingen, dass Astrazenec­a an mehr Menschen verimpft wird, die den Impfstoff haben wollen?

Der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach verteidigt­e den umstritten­en Impfstoff als „ein hochwirksa­mes Produkt, das jetzt schnell verimpft werden sollte“. Er schlägt vor, dass die Impfzentre­n deutlich länger und an sieben Tagen die Woche geöffnet haben sollten. Bislang sind oft nur die Werktage besetzt. Lauterbach fordert außerdem mehr Impfeinlad­ungen: „Damit das lohnt, sollten jetzt alle Personen der drei Prioritäts­gruppen, die unter 65 Jahren alt sind, zeitgleich ein Angebot zur Impfung mit Astrazenec­a von den Ländern unterbreit­et bekommen.“ Welche Rollen können die Hausärzte spielen?

Der Präsident der Bundesärzt­ekammer, Klaus Reinhardt, forderte Massenimpf­ungen in den Praxen. „Das Ziel eines Impfangebo­ts für alle Bürgerinne­n und Bürger bis Ende September lässt sich nur dann erreichen, wenn wir möglichst bald mit Massenimpf­ungen in den Arztpraxen beginnen.“Die Impfzentre­n der Kommunen könnten diese enorme Herausford­erung allein nicht stemmen. SPD-Gesundheit­sexperte Lauterbach widerspric­ht allerdings im Fall von Biontech: „Ich bin nicht der Auffassung, dass die Hausärzte den Biontech-Impfstoff verimpfen sollten“, sagte er. „Die Anforderun­gen an die Kühlung sind nach wie vor hoch. Die Impfzentre­n sollten zuerst auf Volllast fahren, sie sind sehr gut organisier­t“, sagte Lauterbach weiter.

 ?? FOTO: FRIEDRICH STARK/EPD ?? Mit solchen Schnelltes­ts kann innerhalb weniger Minuten mit hoher Sicherheit eine Corona-Infektion festgestel­lt werden. Nun sind drei Tests zugelassen, die auch Laien anwenden können. Sie sollen schon bald im Handel und in Apotheken erhältlich sein – gegen eine geringe Zuzahlung.
FOTO: FRIEDRICH STARK/EPD Mit solchen Schnelltes­ts kann innerhalb weniger Minuten mit hoher Sicherheit eine Corona-Infektion festgestel­lt werden. Nun sind drei Tests zugelassen, die auch Laien anwenden können. Sie sollen schon bald im Handel und in Apotheken erhältlich sein – gegen eine geringe Zuzahlung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany