Eine große Umfrage zeigt Defizite beim online-Schulunterricht und dem digitalen Gesundheitswesen.
Der Digital-Index der Initiative D21 zeigt Defizite beim elektronischen Schulunterricht und digitalen Gesundheitswesen.
Die Corona-Krise hat das Leben in Deutschland auf den Kopf gestellt. Auch im digitalen Alltag hat sich einiges verändert. Das zeigt der Digital-Index 20/21 der Initiative D21. Der Umfrage zufolge sind mittlerweile 88 Prozent der Deutschen online. Doch beim digitalen Unterricht und im Gesundheitswesen sehen viele Teilnehmer dieser Umfrage noch Nachholbedarf. Die Initiative D21 liefert mit dem Digital-Index jedes Jahr ein Lagebild der Digitalisierung in Deutschland. Dazu werden 16 000 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt.
Zwei Drittel der befragten Schüler, Eltern und Lehrer halten den digitalen Schulunterricht für stark verbesserungsbedürftig. Das häufigste Problem liege in der Verteilung der Unterrichtsmaterialien. Die Hälfte der Befragten erklärt, dass Arbeitsblätter zwar digital bereitstünden, aber dann ausgedruckt und per Hand ausgefüllt werden müssten. Außerdem beklagten sich vor allem Eltern über die große Belastung durch die Eigenregie des Unterrichts. Schüler hingegen erkannten darin eher selten ein Problem.
16 Prozent der Teilnehmer besitzen nach eigenen Angaben nicht die nötigen technischen Geräte fürs Homeschooling. Bei 14 Prozent ist eine schlechte Internetverbindung das Problem. Vor allem Lehrer beklagten sich laut D21 über technische Hürden. Die Mehrheit der Befragten verlangt nach Fortbildungen für Lehrer, um digitale Lernformen besser einsetzen zu können. Auch Lehrer sehen das so.
Nahezu Einigkeit unter den Befragten herrschte bei der Frage, ob digitaler Unterricht den Präsenzunterricht ersetzen könnte. Schüler und Lehrer seien zwar offen gegenüber der Digitalisierung, aber Unterricht ist für sie unverzichtbar und kann nicht durch digitale Lerneinheiten in Gänze ausgetauscht werden. Dennoch wünscht sich ein Viertel der Schüler und Lehrer mehr Mut gegenüber neuer Lernformen oder digitaler Arbeitsweisen.
Die meisten Teilnehmer begrüßten die digitale Entwicklung im Unterricht.
Eine Mehrheit der Befragten erwartet zudem, dass auch nach der Pandemie digitale Arbeitsmethoden im Unterricht eingesetzt würden. Vor allem digitale Medien und Arbeitsmaterialien könnten in Zukunft öfter zum Einsatz kommen, erwarten 72 Prozent der Teilnehmer des Digital-Index. So könnten auf Dauer Unterrichtskonzepte besser an die digitale Welt angepasst werden. Ähnlich viele wollen, dass Schulen mit verbesserter digitaler Infrastruktur ausgestattet werden. 62 Prozent der Befragten erklärte, dass digitale Kompetenzen bereits in der Grundschule vermittelt werden sollten.
Doch nicht nur in Sachen Homeschooling ist es dem Digital-Index zufolge notwendig nachzubessern. Auch im Gesundheitswesen sei Nachhilfe nötig – vor allem bei der Akzeptanz der digitalen Möglichkeiten durch die Patienten. Nur ein Viertel der Befragten seien diesen positiv gesinnt. Viele Deutsche beobachten zwar ihren Gesundheitszustand mit Computeruhren oder Fitnessarmbändern – wie jüngst auch eine Umfrage des Statistischen Bundesamtes ergab – aber bei digitalen Dienstleistungen wie Videosprechstunden habe sich in den vergangenen beiden Jahren wenig getan, erklärt die Initiative D21. Es bewege sich in diesem Bereich vergleichsweise wenig.
Obwohl sich ein Drittel der Deutschen vorstellen könnte, sich von ihrem Arzt per Videosprechstunde behandeln zu lassen, seien in Zeiten der Kontaktbeschränkungen nur fünf Prozent der Behandlungen per Videokonferenz durchgeführt worden. Auch Psychotherapien oder Familienberatungen seien nur zu einem Prozent digital begleitet worden. Nur 29 Prozent der Befragten wären bereit, sich mit notwendiger Technik auszustatten, um zum Beispiel mit ihrem Arzt über das Internet zu kommunizieren. „Grundsätzlich ist zu beobachten, dass diese Bereitwilligkeit ab einem Alter von 50 Jahren spürbar sinkt“, erklärt die Initiative D21.
Wenig Sorgen zeigten die Deutschen hingegen, wenn es um Datenschutz im Gesundheitswesen geht. Etwa die Hälfte vertraue darauf, dass ihre persönlichen Informationen sicher seien. Im Osten Deutschlands ist die Furcht groß durch die Digitalisierung
abgehängt zu werden. Im Westen sehen die Menschen das wesentlich optimistischer, schreibt D21. Dort werde erwartet, dass sich die medizinische Versorgung vor allem in ländlichen Gebieten verbessern werde.