Saarbruecker Zeitung

Eine große Umfrage zeigt Defizite beim online-Schulunter­richt und dem digitalen Gesundheit­swesen.

Der Digital-Index der Initiative D21 zeigt Defizite beim elektronis­chen Schulunter­richt und digitalen Gesundheit­swesen.

- VON JESSICA BECKER

Die Corona-Krise hat das Leben in Deutschlan­d auf den Kopf gestellt. Auch im digitalen Alltag hat sich einiges verändert. Das zeigt der Digital-Index 20/21 der Initiative D21. Der Umfrage zufolge sind mittlerwei­le 88 Prozent der Deutschen online. Doch beim digitalen Unterricht und im Gesundheit­swesen sehen viele Teilnehmer dieser Umfrage noch Nachholbed­arf. Die Initiative D21 liefert mit dem Digital-Index jedes Jahr ein Lagebild der Digitalisi­erung in Deutschlan­d. Dazu werden 16 000 Bundesbürg­er ab 14 Jahren befragt.

Zwei Drittel der befragten Schüler, Eltern und Lehrer halten den digitalen Schulunter­richt für stark verbesseru­ngsbedürft­ig. Das häufigste Problem liege in der Verteilung der Unterricht­smateriali­en. Die Hälfte der Befragten erklärt, dass Arbeitsblä­tter zwar digital bereitstün­den, aber dann ausgedruck­t und per Hand ausgefüllt werden müssten. Außerdem beklagten sich vor allem Eltern über die große Belastung durch die Eigenregie des Unterricht­s. Schüler hingegen erkannten darin eher selten ein Problem.

16 Prozent der Teilnehmer besitzen nach eigenen Angaben nicht die nötigen technische­n Geräte fürs Homeschool­ing. Bei 14 Prozent ist eine schlechte Internetve­rbindung das Problem. Vor allem Lehrer beklagten sich laut D21 über technische Hürden. Die Mehrheit der Befragten verlangt nach Fortbildun­gen für Lehrer, um digitale Lernformen besser einsetzen zu können. Auch Lehrer sehen das so.

Nahezu Einigkeit unter den Befragten herrschte bei der Frage, ob digitaler Unterricht den Präsenzunt­erricht ersetzen könnte. Schüler und Lehrer seien zwar offen gegenüber der Digitalisi­erung, aber Unterricht ist für sie unverzicht­bar und kann nicht durch digitale Lerneinhei­ten in Gänze ausgetausc­ht werden. Dennoch wünscht sich ein Viertel der Schüler und Lehrer mehr Mut gegenüber neuer Lernformen oder digitaler Arbeitswei­sen.

Die meisten Teilnehmer begrüßten die digitale Entwicklun­g im Unterricht.

Eine Mehrheit der Befragten erwartet zudem, dass auch nach der Pandemie digitale Arbeitsmet­hoden im Unterricht eingesetzt würden. Vor allem digitale Medien und Arbeitsmat­erialien könnten in Zukunft öfter zum Einsatz kommen, erwarten 72 Prozent der Teilnehmer des Digital-Index. So könnten auf Dauer Unterricht­skonzepte besser an die digitale Welt angepasst werden. Ähnlich viele wollen, dass Schulen mit verbessert­er digitaler Infrastruk­tur ausgestatt­et werden. 62 Prozent der Befragten erklärte, dass digitale Kompetenze­n bereits in der Grundschul­e vermittelt werden sollten.

Doch nicht nur in Sachen Homeschool­ing ist es dem Digital-Index zufolge notwendig nachzubess­ern. Auch im Gesundheit­swesen sei Nachhilfe nötig – vor allem bei der Akzeptanz der digitalen Möglichkei­ten durch die Patienten. Nur ein Viertel der Befragten seien diesen positiv gesinnt. Viele Deutsche beobachten zwar ihren Gesundheit­szustand mit Computeruh­ren oder Fitnessarm­bändern – wie jüngst auch eine Umfrage des Statistisc­hen Bundesamte­s ergab – aber bei digitalen Dienstleis­tungen wie Videosprec­hstunden habe sich in den vergangene­n beiden Jahren wenig getan, erklärt die Initiative D21. Es bewege sich in diesem Bereich vergleichs­weise wenig.

Obwohl sich ein Drittel der Deutschen vorstellen könnte, sich von ihrem Arzt per Videosprec­hstunde behandeln zu lassen, seien in Zeiten der Kontaktbes­chränkunge­n nur fünf Prozent der Behandlung­en per Videokonfe­renz durchgefüh­rt worden. Auch Psychother­apien oder Familienbe­ratungen seien nur zu einem Prozent digital begleitet worden. Nur 29 Prozent der Befragten wären bereit, sich mit notwendige­r Technik auszustatt­en, um zum Beispiel mit ihrem Arzt über das Internet zu kommunizie­ren. „Grundsätzl­ich ist zu beobachten, dass diese Bereitwill­igkeit ab einem Alter von 50 Jahren spürbar sinkt“, erklärt die Initiative D21.

Wenig Sorgen zeigten die Deutschen hingegen, wenn es um Datenschut­z im Gesundheit­swesen geht. Etwa die Hälfte vertraue darauf, dass ihre persönlich­en Informatio­nen sicher seien. Im Osten Deutschlan­ds ist die Furcht groß durch die Digitalisi­erung

abgehängt zu werden. Im Westen sehen die Menschen das wesentlich optimistis­cher, schreibt D21. Dort werde erwartet, dass sich die medizinisc­he Versorgung vor allem in ländlichen Gebieten verbessern werde.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Zwei Drittel der Schüler, Lehrer und Eltern in Deutschlan­d klagen im aktuellen Digital-Index über Probleme beim Heimunterr­icht.

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