Mehr Kinder, aber verkürzte Öffnungszeiten
Die Kitas haben den Regelbetrieb wieder aufgenommen. Doch nicht jede Einrichtung kann die bisherigen Betreuungszeiten weiter anbieten.
Für viele berufstätige Eltern war der Beginn dieser Woche zunächst eine Erleichterung: der Aufruf, die Kinder so gut wie möglich zu Hause zu betreuen anstatt in die Kita zu bringen, ist aufgehoben worden. Doch mit den Bedingungen, wie sie etwa vor der Corona-Krise gegeben waren, hat die Betreuung im sogenannten „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“wenig zu tun. Denn um Infektionen in den Einrichtungen zu vermeiden, gelten nach wie vor strenge Hygieneregeln in den Kitas. Unter anderem sollen die Gruppen voneinander getrennt bleiben. Wird ein positiver Fall festgestellt, müsse dann die Gruppe in Quarantäne, aber meistens nicht die komplette
Einrichtung schließen. Durch diese Vorgaben müssen viele Kitas umdisponieren. Am meisten davon betroffen sind Eltern, die auf eine Betreuung in den Randzeiten angewiesen sind. „In unserem Kindergarten stehen Eltern vor großen Herausforderungen“, erzählt eine Erzieherin, die lieber anonym bleiben möchte. „Eine OP-Krankenschwester kann nicht rechtzeitig auf der Arbeit erscheinen, ebenso kann eine Reinigungskraft im Krankenhaus ihren Dienst nicht rechtzeitig antreten. Es gibt noch weitere Fälle, bei denen Eltern im Polizeidienst und Schulen tätig sind und nun ihren Dienst nicht rechtzeitig ausüben können“, gibt sie einige Beispiele. Träger dieser Einrichtung ist der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland. In einem Elternbrief informierte der Verband die Erziehungsberechtigten vergangene Woche darüber, dass seine Einrichtungen ab dieser Wochen Öffnungszeiten von acht Stunden anbieten werden, in der Regel von 8 bis 16 Uhr. Eltern, die ihren Dienst um 8 Uhr in systemrelevanten Berufen antreten und bisher auch in die Notbetreuung ihre Kinder noch vor der Arbeit in den Kindergarten brachten, sehen sich mit neuen Problemen konfrontiert.
Doch für die Träger ist die Logistik oft nicht nur schwer zu stemmen. Unter der Vorgabe von getrennten Gruppen wird mehr Personal parallel gebraucht. „Die durch offene Gruppen entstehenden Randzeiten entfallen somit zwangsläufig, diese sind personell aufgrund der vorstehenden Situation nicht leistbar“, erklärt Lutz Albersdörfer, Geschäftsführer des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland.
Ein Beginn der Betreuung um 7 Uhr sei zwar denkbar, doch dann müsse die Kita bereits um 15 Uhr schließen. Dadurch wäre das Betreuungsproblem in den Randzeiten nicht gelöst, sondern lediglich verschoben. In der Woche vom 15. bis zum 19. Februar sei die durchschnittliche Belegung im Kitabereich bei 34 und im Krippenbereich bei 56 Prozent gewesen. „In dieser
Woche sind wir unter der Annahme 80 Prozent gestartet. An manchen Standorten waren es am Montag bereits 100 Prozent“, so Albersdörfer.
Auch bei der Katholischen KiTa gGmbH Saarland sind die meisten Kinder zurück. „Viele Kitas sind seit Montag wieder zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet. Der Start in den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen erfolgte unter aktualisierten Hygienevorschriften
seitens des Ministeriums. Diese Vorschriften werden unter Berücksichtigung der individuellen Begebenheiten eines Standortes umgesetzt“, erklärt Pressesprecherin Petra Oberhauser. Bei einigen der Einrichtungen komme es deshalb auch zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten.
Ähnlich verhält es sich bei den Einrichtungen der Awo. „Derzeit kommt es wegen verkürzter Öffnungszeiten im Nachmittagsbereich aber nicht zu Problemen von Eltern, die uns mitgeteilt wurden“, erklärt Awo-Sprecher Jürgen Nieser. „An den Standorten unserer betriebsnahen Kitas – insbesondere im Uniklinikum – sind bereits längere Öffnungszeiten angeboten, aber nur vereinzelt Kinder bis zum Betreuungsende in der Einrichtung“, so Nieser.
„Die durch offene Grup
pen entstehenden Randzeiten entfallen zwangläufig, diese sind personell auf Grund der vorstehenden Situation
nicht leistbar.“
Lutz Albersdörfer,
Geschäftsführer des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen
im Saarland