Saarbruecker Zeitung

Mehr Kinder, aber verkürzte Öffnungsze­iten

Die Kitas haben den Regelbetri­eb wieder aufgenomme­n. Doch nicht jede Einrichtun­g kann die bisherigen Betreuungs­zeiten weiter anbieten.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Für viele berufstäti­ge Eltern war der Beginn dieser Woche zunächst eine Erleichter­ung: der Aufruf, die Kinder so gut wie möglich zu Hause zu betreuen anstatt in die Kita zu bringen, ist aufgehoben worden. Doch mit den Bedingunge­n, wie sie etwa vor der Corona-Krise gegeben waren, hat die Betreuung im sogenannte­n „Regelbetri­eb unter Pandemiebe­dingungen“wenig zu tun. Denn um Infektione­n in den Einrichtun­gen zu vermeiden, gelten nach wie vor strenge Hygienereg­eln in den Kitas. Unter anderem sollen die Gruppen voneinande­r getrennt bleiben. Wird ein positiver Fall festgestel­lt, müsse dann die Gruppe in Quarantäne, aber meistens nicht die komplette

Einrichtun­g schließen. Durch diese Vorgaben müssen viele Kitas umdisponie­ren. Am meisten davon betroffen sind Eltern, die auf eine Betreuung in den Randzeiten angewiesen sind. „In unserem Kindergart­en stehen Eltern vor großen Herausford­erungen“, erzählt eine Erzieherin, die lieber anonym bleiben möchte. „Eine OP-Krankensch­wester kann nicht rechtzeiti­g auf der Arbeit erscheinen, ebenso kann eine Reinigungs­kraft im Krankenhau­s ihren Dienst nicht rechtzeiti­g antreten. Es gibt noch weitere Fälle, bei denen Eltern im Polizeidie­nst und Schulen tätig sind und nun ihren Dienst nicht rechtzeiti­g ausüben können“, gibt sie einige Beispiele. Träger dieser Einrichtun­g ist der Verband Evangelisc­her Kindertage­seinrichtu­ngen im Saarland. In einem Elternbrie­f informiert­e der Verband die Erziehungs­berechtigt­en vergangene Woche darüber, dass seine Einrichtun­gen ab dieser Wochen Öffnungsze­iten von acht Stunden anbieten werden, in der Regel von 8 bis 16 Uhr. Eltern, die ihren Dienst um 8 Uhr in systemrele­vanten Berufen antreten und bisher auch in die Notbetreuu­ng ihre Kinder noch vor der Arbeit in den Kindergart­en brachten, sehen sich mit neuen Problemen konfrontie­rt.

Doch für die Träger ist die Logistik oft nicht nur schwer zu stemmen. Unter der Vorgabe von getrennten Gruppen wird mehr Personal parallel gebraucht. „Die durch offene Gruppen entstehend­en Randzeiten entfallen somit zwangsläuf­ig, diese sind personell aufgrund der vorstehend­en Situation nicht leistbar“, erklärt Lutz Albersdörf­er, Geschäftsf­ührer des Verbandes Evangelisc­her Kindertage­seinrichtu­ngen im Saarland.

Ein Beginn der Betreuung um 7 Uhr sei zwar denkbar, doch dann müsse die Kita bereits um 15 Uhr schließen. Dadurch wäre das Betreuungs­problem in den Randzeiten nicht gelöst, sondern lediglich verschoben. In der Woche vom 15. bis zum 19. Februar sei die durchschni­ttliche Belegung im Kitabereic­h bei 34 und im Krippenber­eich bei 56 Prozent gewesen. „In dieser

Woche sind wir unter der Annahme 80 Prozent gestartet. An manchen Standorten waren es am Montag bereits 100 Prozent“, so Albersdörf­er.

Auch bei der Katholisch­en KiTa gGmbH Saarland sind die meisten Kinder zurück. „Viele Kitas sind seit Montag wieder zu 80 bis 90 Prozent ausgelaste­t. Der Start in den Regelbetri­eb unter Pandemiebe­dingungen erfolgte unter aktualisie­rten Hygienevor­schriften

seitens des Ministeriu­ms. Diese Vorschrift­en werden unter Berücksich­tigung der individuel­len Begebenhei­ten eines Standortes umgesetzt“, erklärt Pressespre­cherin Petra Oberhauser. Bei einigen der Einrichtun­gen komme es deshalb auch zu Einschränk­ungen bei den Öffnungsze­iten.

Ähnlich verhält es sich bei den Einrichtun­gen der Awo. „Derzeit kommt es wegen verkürzter Öffnungsze­iten im Nachmittag­sbereich aber nicht zu Problemen von Eltern, die uns mitgeteilt wurden“, erklärt Awo-Sprecher Jürgen Nieser. „An den Standorten unserer betriebsna­hen Kitas – insbesonde­re im Unikliniku­m – sind bereits längere Öffnungsze­iten angeboten, aber nur vereinzelt Kinder bis zum Betreuungs­ende in der Einrichtun­g“, so Nieser.

„Die durch offene Grup

pen entstehend­en Randzeiten entfallen zwangläufi­g, diese sind personell auf Grund der vorstehend­en Situation

nicht leistbar.“

Lutz Albersdörf­er,

Geschäftsf­ührer des Verbandes Evangelisc­her Kindertage­seinrichtu­ngen

im Saarland

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FOTO: THISSEN/DPA Wegen der Trennung von Kitagruppe­n wird mehr Personal gebraucht. Fehlt es, werden die Betreuungs­zeiten gekürzt.

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