Saarbruecker Zeitung

Merziger Gutscheine stoßen auf geteiltes Echo

- VON DANIEL BONENBERGE­R

MERZIG/SAARBRÜCKE­N/NEUNKIRCHE­N

Seit Monaten kämpfen viele saarländis­che Einzelhänd­ler und Dienstleis­ter um ihre Existenz. Um den Unternehme­rn und Geschäftsl­euten unter die Arme zu greifen, setzt die Kreisstadt Merzig für die Monate März bis Mai auf Einkaufsgu­tscheine für ihre Bürger. Beim Kauf eines solchen Gutscheins gibt die Stadt einen Bonus von 20 Prozent zum Kaufwert dazu. Ein 100 Euro Gutschein ist dann 120 Euro wert, teilt die Stadt mit. Jeder Bürger könne Gutscheine bis zu einem Wert von 200 Euro kaufen. „Unser Ziel ist, den Gewerbetre­ibenden in dieser aktuell schwierige­n Zeit schnell und effektiv zu helfen“, betont Bürgermeis­ter Marcus Hoffeld (CDU). Die Stadt hoffe, somit einen zusätzlich­en Anreiz für Einkäufe bei Einzelhänd­lern, Dienstleis­tern und Gastronome­n zu schaffen. Für die Bonuszahlu­ngen werden 200 000 Euro in den Haushalt eingestell­t. Von der Aktion ausgeschlo­ssen seien Geschäfte, die von den coronabedi­ngten Schließung­en nicht betroffen gewesen seien.

„Ich finde die Aktion super, viele Städte und Gemeinden überlegen aktuell, wie sie der heimischen Wirtschaft helfen können“, sagt der Präsident des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­gs (SSGT), Hermann Josef Schmidt (CDU). Im Gespräch seien beispielsw­eise gemeinsame Werbeaktio­nen zur Unterstütz­ung des städtische­n Handels, verlängert­e Öffnungsze­iten oder kommunale Einkaufsdi­enste für ältere Bürger: „Eine vergleichb­are Aktion wie in Merzig ist mir aber bislang nicht bekannt, das muss sich eine Stadt auch erst einmal leisten können“, sagt Schmidt. Dennoch finde er die Aktion vorbildlic­h, dies könnte einen spürbaren Schub für den Einzelhand­el und die Gastronomi­e geben.

Weniger begeistert zeigt sich der Vizepräsid­ent des SSGT und Oberbürger­meister Neunkirche­ns, Jörg Aumann (SPD), von der Merziger Aktion: „Ich sehe darin ein ungutes Beispiel, bei der Haushaltsl­age der Städte und Gemeinden im Saarland wird das sicher keine Schule machen.“Auch unter Gesichtspu­nkten der Pandemie sei das kein gutes Zeichen, da so wieder mehr Kundenströ­me in die Städte gelockt würden, was ja eigentlich verhindert werden solle: „Wir müssen den Unternehme­n helfen, sich auf die Wiedereröf­fnung ihrer Geschäfte vorzuberei­ten. Sie brauchen Vorlauf, um Waren einzukaufe­n und Hygienekon­zepte umzusetzen“, sagt Aumann. Es brauche einen konkreten Stufenplan. Bei klammen Kassen den Bürgern Geld zu schenken und womöglich in zwei Jahren die Grundsteue­r zu erhöhen, sei keine gute Idee.

Rechtlich dürfte die Aktion der Stadt Merzig kein Problem darstellen. Zu dieser ersten Einschätzu­ng kommt ein Jurist der Universitä­t des Saarlandes: „Die Aktion ist zeitlich begrenzt und auch die maximale Höhe der Bonuszahlu­ngen ist festgelegt. Nach flüchtiger Lektüre sehe ich in der Gutscheina­ktion kommunalre­chtlich und haushaltsr­echtlich erst mal keine Probleme“, sagt der Experte.

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