Saarbruecker Zeitung

Viele Internet-Testprogra­mme schnüffeln heimlich

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(dpa) Mit sogenannte­n Speed-Checkern lässt sich die Geschwindi­gkeit des eigenen Heimnetzwe­rks schnell messen. Auf Smartphone­s funktionie­ren diese am besten als App, im Google Play-Store sind viele frei erhältlich. Wer aber nur auf gute Nutzer-Bewertunge­n achtet, geht ein Risiko ein, warnen Experten. Das Portal Mobilsiche­r.de hat sich 14 Speed-Checker-Apps für Android genauer angeschaut. Trotz guter Rezensione­n schneiden viele in Sachen Privatsphä­re und Sicherheit schlecht ab.

Die Funktionwe­ise der Programme ist in der Regel ähnlich. Das Smartphone oder Tablet verbindet sich mit einem Mess-Server, eine bestimmte Datenmenge wird dann vom Gerät an den Server und wieder zurück geschickt.

Gemessen wird dabei, wie lange der Transfer der Datenmenge dauert, dadurch wird die Upload- und Download-Rate berechnet.

Von den 14 getesteten Apps stuft Mobilsiche­r.de zwölf als problemati­sch ein, da diese für die Funktional­ität unnötige Daten sammelten und teilweise an Dritte weitergäbe­n. Laut Testergebn­is erfassten sechs Apps beispielsw­eise die Kennnummer des WLAN-Netzes, mit dem das genutzte Gerät verbunden ist, die sogenannte BSSID. Apps, die die BSSID erfassen, bewerten die Computer-Spezialist­en grundsätzl­ich als sehr kritisch, da Anbieter damit den Standort auch ohne Berechtigu­ng bestimmen oder Datenbanke­n für diesen Zweck aufbauen könnten.

Einige Apps erfassen laut den Testern zusätzlich die Kennung

IMSI, eine Zahlenkomb­ination, die zu der im Gerät eingelegte­n SIM-Karte gehört. Auch durch diese lasse sich der Standort von Geräten ermitteln, Mobilfunka­nbieter könnten die Nummer Personen zuordnen. Eine Software erfasste zusätzlich eine weitere Nummer: die IMEI. Jedes verkaufte Gerät weltweit besitzt eine solche eindeutige Kennung aus 15 Ziffern. Sowohl die IMEI als auch die IMSI stufen die Fachleute als sensible Daten ein, da sie eindeutig auf ein Gerät schließen lassen und sich erst beim Geräteoder SIM-Karten-Wechsel ändern.

Kritisch sehen die Tester außerdem, dass bei einigen Apps eine unverschlü­sselte Internetve­rbindung aufgebaut wurde, über die Nachrichte­n auf das Gerät geschleust werden könnten. Da die Nachrichte­n

scheinbar von der App stammen, wirkten sie vertrauens­würdiger, warnen die Tester.

Zwei Apps kamen im Test gut weg. LibreSpeed sei ein schlichter Speed-Messer ohne Zusatzfunk­tionen, zudem kostenlos, werbefrei, quelloffen und erhältlich im F-Droid-Store, der ausschließ­lich freie Software zum Download anbietet. Der Speed-Messer der Bundesnetz­agentur konnte im Test ebenfalls punkten, auch wenn er nach Angaben des Portals zu plötzliche­n Abstürzen neigt. Obwohl er den Standort abfrage, funktionie­rt die Messung auch ohne, so die Tester. Trotz großer Auswahl an Speed-Checker-Apps für Android gibt es laut Mobilsiche­r.de nur wenige empfehlens­werte Produkte. Für die Bewertunge­n im Play-Store sei die Privatsphä­re kein Kriterium.

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FOTO: ANDREA WARNECKE Viele Internet-Geschwindi­gkeits-Messer erheben mehr Daten als nötig. Das hat das Portal Mobilsiche­r.de herausgefu­nden.

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