Saarbruecker Zeitung

„Wenn wir was tun, kommen wir da raus“

Melanie Weiler kümmert sich mit ihrer Agentur Rockabella um alles rund ums Konzert. Auch wenn ihr Auftragsbu­ch leere Seiten hat, lässt sie den Kopf nicht hängen, plant sogar ein Rockfestiv­al.

- VON SEBASTIAN DINGLER

Melanie Weiler ist als Inhaberin von Rockabella, einer Agentur für Veranstalt­ungsdienst­leistungen, eine taffe Frau innerhalb einer Männerdomä­ne. Ihren acht Festangest­ellten gegenüber will sie trotz allem Optimismus ausstrahle­n – und dennoch nimmt die Coronakris­e sie so mit, dass die Augen mal kurz feucht werden im Gespräch.

„Sorry, ich bin immer so sentimenta­l“, sagt sie dazu, dabei ist es nur zu verständli­ch: Seit fast einem Jahr ist die Unternehme­rin nahezu ohne Auftrag. Zum Großteil lebe sie im Moment vom Ersparten, denn: „Für die Mitarbeite­r gibt es Kurzarbeit­ergeld, fürs Unternehme­n gibt es Soforthilf­e. Aber für den Unternehme­r, also für mich selbst, da ist es am schwierigs­ten.“

Erst in den neueren Überbrücku­ngshilfen sei so etwas wie ein Geschäftsf­ührergehal­t berücksich­tigt, aber das sei geradezu lächerlich niedrig.

Weiler hat Rockabella 2008 gegründet. Den Firmenname­n hat sie gewählt, weil er Rock, den Musikstil, aber auch das englische Wort für Fels mit etwas Weiblichem verbindet.

Die aus Merchweile­r stammende 37-Jährige machte zunächst eine Ausbildung als Fachkraft für Veranstalt­ungstechni­k. Danach wechselte sie für lange Zeit ins Eventmanag­ement der Congressze­ntrum Saar GmbH. Neben der Firmenleit­ung von Rockabella studiert sie Betriebswi­rtschaft und hatte eigentlich vor, gelegentli­che Weinverkos­tungen

anzubieten – auch das fällt seit letztem März flach.

Rockabella bietet einen umfassende­n Service für Veranstalt­ungen jeglicher Art an: Das geht vom Personal (etwa Veranstalt­ungshelfer, Staplerfah­rer, Techniker, Lkw-Fahrer) über den Bühnenverl­eih bis zum Bühnenaufb­au und der Künstlerbe­treuung.

Neben den acht Angestellt­en beschäftig­t die Firma bis zu 50 Minijobber – wenn Veranstalt­ungen stattfinde­n. Weiler erinnert sich noch an den Beginn der Krise: „Ich dachte Anfang März noch, es wird mich nicht so stark betreffen, ich komme irgendwie drumrum. Dann gab es einen Tag, als die erste Absage von einem Kunden kam. Nach diesem Telefonat ging’s rund. Danach war klar, dass bis Sommer erst mal alles gecancelt ist.“

Aus dem vollen Auftragsbu­ch wurde ein Kalender mit leeren Seiten. Die Unternehme­rin meint, ihre Firma könne bis zum Sommer noch durchhalte­n. Spätestens dann sollte es aber noch einmal gewinnbrin­gend weitergehe­n.

Um nicht still rumzusitze­n, hat sie mit ihrer Firma ein Rockfestiv­al

geplant, das hoffentlic­h am 23. Oktober in der Congressha­lle stattfinde­n kann. Noch bis Ende des Monats wird dafür über die Crowdfundi­ng-Seite Startnext.com Geld eingesamme­lt.

Als Hauptact konnte Rockabella die Saarbrücke­r 80ies-Metalband Slizzard Lizzard verpflicht­en, außerdem werden die Neunkirche­r Rockvetera­nen Satanic Voices, The Teenage Guide To Popularity, Reptilio De La Ratta, LEYF und Sonic Dynamite auftreten.

„Ich dachte, machen wir doch eine eigene Veranstalt­ung, und zwar ein lokales Rockfestiv­al. Ich kann damit auch gewährleis­ten, dass mein Azubi ein Projekt hat, sodass ich ihn ausbilden kann.“Man müsse halt bis dahin sehen, was erlaubt ist und sich den Gegebenhei­ten anpassen.

Vom Staat hätte sie sich gewünscht, dass dieser früher und mit klareren Maßnahmen ihre Branche unterstütz­t. Die totale Zukunftsan­gst hat Weiler nicht: „Ich lass’ den Gedanken gar nicht erst zu. Natürlich sollte man auch realistisc­h bleiben bei allem Optimismus. Aber ich glaube fest daran: Wenn wir was tun, dann kommen wir da noch mal raus.“

„Für die Mitarbeite­r gibt

es Kurzarbeit­ergeld, fürs Unternehme­n gibt es Soforthilf­e. Aber für den Unternehme­r, also für mich selbst, da ist es

am schwierigs­ten.“

Melanie Weiler

zu ihrer Situation in der Corona-Krise „Ich dachte, machen wir doch eine eigene Veranstalt­ung, ein lokales Rockfestiv­al.“

Melanie Weiler

plant Großes für den Oktober

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Melanie Weiler ist als Inhaberin von Rockabella seit knapp einem Jahr fast ohne Aufträge.

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