„Wenn wir was tun, kommen wir da raus“
Melanie Weiler kümmert sich mit ihrer Agentur Rockabella um alles rund ums Konzert. Auch wenn ihr Auftragsbuch leere Seiten hat, lässt sie den Kopf nicht hängen, plant sogar ein Rockfestival.
Melanie Weiler ist als Inhaberin von Rockabella, einer Agentur für Veranstaltungsdienstleistungen, eine taffe Frau innerhalb einer Männerdomäne. Ihren acht Festangestellten gegenüber will sie trotz allem Optimismus ausstrahlen – und dennoch nimmt die Coronakrise sie so mit, dass die Augen mal kurz feucht werden im Gespräch.
„Sorry, ich bin immer so sentimental“, sagt sie dazu, dabei ist es nur zu verständlich: Seit fast einem Jahr ist die Unternehmerin nahezu ohne Auftrag. Zum Großteil lebe sie im Moment vom Ersparten, denn: „Für die Mitarbeiter gibt es Kurzarbeitergeld, fürs Unternehmen gibt es Soforthilfe. Aber für den Unternehmer, also für mich selbst, da ist es am schwierigsten.“
Erst in den neueren Überbrückungshilfen sei so etwas wie ein Geschäftsführergehalt berücksichtigt, aber das sei geradezu lächerlich niedrig.
Weiler hat Rockabella 2008 gegründet. Den Firmennamen hat sie gewählt, weil er Rock, den Musikstil, aber auch das englische Wort für Fels mit etwas Weiblichem verbindet.
Die aus Merchweiler stammende 37-Jährige machte zunächst eine Ausbildung als Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Danach wechselte sie für lange Zeit ins Eventmanagement der Congresszentrum Saar GmbH. Neben der Firmenleitung von Rockabella studiert sie Betriebswirtschaft und hatte eigentlich vor, gelegentliche Weinverkostungen
anzubieten – auch das fällt seit letztem März flach.
Rockabella bietet einen umfassenden Service für Veranstaltungen jeglicher Art an: Das geht vom Personal (etwa Veranstaltungshelfer, Staplerfahrer, Techniker, Lkw-Fahrer) über den Bühnenverleih bis zum Bühnenaufbau und der Künstlerbetreuung.
Neben den acht Angestellten beschäftigt die Firma bis zu 50 Minijobber – wenn Veranstaltungen stattfinden. Weiler erinnert sich noch an den Beginn der Krise: „Ich dachte Anfang März noch, es wird mich nicht so stark betreffen, ich komme irgendwie drumrum. Dann gab es einen Tag, als die erste Absage von einem Kunden kam. Nach diesem Telefonat ging’s rund. Danach war klar, dass bis Sommer erst mal alles gecancelt ist.“
Aus dem vollen Auftragsbuch wurde ein Kalender mit leeren Seiten. Die Unternehmerin meint, ihre Firma könne bis zum Sommer noch durchhalten. Spätestens dann sollte es aber noch einmal gewinnbringend weitergehen.
Um nicht still rumzusitzen, hat sie mit ihrer Firma ein Rockfestival
geplant, das hoffentlich am 23. Oktober in der Congresshalle stattfinden kann. Noch bis Ende des Monats wird dafür über die Crowdfunding-Seite Startnext.com Geld eingesammelt.
Als Hauptact konnte Rockabella die Saarbrücker 80ies-Metalband Slizzard Lizzard verpflichten, außerdem werden die Neunkircher Rockveteranen Satanic Voices, The Teenage Guide To Popularity, Reptilio De La Ratta, LEYF und Sonic Dynamite auftreten.
„Ich dachte, machen wir doch eine eigene Veranstaltung, und zwar ein lokales Rockfestival. Ich kann damit auch gewährleisten, dass mein Azubi ein Projekt hat, sodass ich ihn ausbilden kann.“Man müsse halt bis dahin sehen, was erlaubt ist und sich den Gegebenheiten anpassen.
Vom Staat hätte sie sich gewünscht, dass dieser früher und mit klareren Maßnahmen ihre Branche unterstützt. Die totale Zukunftsangst hat Weiler nicht: „Ich lass’ den Gedanken gar nicht erst zu. Natürlich sollte man auch realistisch bleiben bei allem Optimismus. Aber ich glaube fest daran: Wenn wir was tun, dann kommen wir da noch mal raus.“
„Für die Mitarbeiter gibt
es Kurzarbeitergeld, fürs Unternehmen gibt es Soforthilfe. Aber für den Unternehmer, also für mich selbst, da ist es
am schwierigsten.“
Melanie Weiler
zu ihrer Situation in der Corona-Krise „Ich dachte, machen wir doch eine eigene Veranstaltung, ein lokales Rockfestival.“
Melanie Weiler
plant Großes für den Oktober