Saarbruecker Zeitung

Nach Frankreich nur noch mit negativem Test

Die Einreisere­geln werden ab Montag deutlich verschärft. Auch Berufspend­ler sind betroffen.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

PARIS/SAARBRÜCKE­N (hem) Die Grenze zwischen dem Saarland und seinem Nachbarn Frankreich wird ab Montag wieder deutlich spürbarer. Aber es ist nicht – wie seit Tagen erwartet – die deutsche Seite, die neue Einreisehü­rden errichtet, sondern die Regierung in Paris. Ab dem 1. März muss jeder, der ins Départemen­t Moselle mit seiner Grenze zum Saarland einreist, einen negativen Corona-PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Das teilten der französisc­he Gesundheit­sminister Olivier Véran und Europa-Sekretär Clément Beaune mit. Auch Berufspend­ler sollen sich einem Test unterziehe­n. Sie müssen ihn allerdings nur einmal pro Woche machen. Außerdem sollen deutsch-französisc­he Polizeistr­eifen verstärkt an der Grenze zwischen dem Saarland und dem Départemen­t Moselle eingesetzt werden, um die Einhaltung der

Regeln zu kontrollie­ren. In Moselle bereiten sich derzeit die Corona-Mutationen besonders stark aus, die Virologen Sorgen bereiten.

Allerdings dürfte es bei den einseitige­n Maßnahmen Frankreich­s wohl nicht bleiben. Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) sagte am Donnerstag, auch von deutscher Seite

müsse es ähnlich wirkende Maßnahmen geben. Regierungs­sprecher Alexander Zeyer sprach gegenüber der SZ von einer „reziproken Umsetzung“der französisc­hen Regelungen. Es werde voraussich­tlich zu einer Test- und Nachweispf­licht für nicht beruflich bedingte Einreisen nach Deutschlan­d kommen. „Die saarländis­che Landesregi­erung befindet sich mit den Vertretern des französisc­hen Staats in Gesprächen im Hinblick auf die konkrete rechtliche Umsetzung, da auf Basis der heutigen Ankündigun­gen noch wichtige Fragen offen sind“, so Zeyer am Donnerstag.

Deutschlan­d und Frankreich hatten diese Woche eine hochrangig­e Taskforce eingesetzt, um neue Grenzschli­eßungen zu vermeiden. Die Abriegelun­g vieler Grenzüberg­änge hatte im Frühjahr 2020 für massiven Unmut gesorgt.

Tagelang war befürchtet worden, dass Berlin das Départemen­t Moselle an der Grenze zum Saarland als „Virusmutat­iongebiet“einstufen könnte und von jedem, der von dort einreist, einen PCR-Test verlangen würde. Nun hat aber Frankreich diesen Schritt gemacht. Ab Montag gelten verschärft­e Einreisebe­dingungen, wie Gesundheit­sminister Olivier Véran und Europa-Staatssekr­etär Clément Beaune in einer gemeinsame­n Erklärung am Donnerstag mitgeteilt haben. Ein paar Stunden später kündigte das Saarland ebenfalls strengere Einreisebe­schränkung­en an. Die SZ fasst zusammen, wer jetzt aus welchen Gründen und unter welchen Bedingunge­n die Grenze überqueren darf: Müssen Saarländer, die nach Frankreich fahren, zuvor einen Corona-Test machen? Ja, jedes Mal, wenn sie in Frankreich einkaufen, spazieren gehen oder Freunde besuchen. Ab Montag muss jeder, der von Deutschlan­d aus nach Frankreich einreist, einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 72 Stunden ist. Bisher gab es Ausnahmen für Bewohner im Grenzgebie­t. Sie waren von dieser Testpflich­t ausgenomme­n, wenn sie sich maximal 24 Stunden in Frankreich aufhalten und das in einem Umkreis von 30 Kilometern um ihren Wohnort. Diese Ausnahme entfällt ab dem kommenden Montag. Ob es andere Ausnahmen geben wird, wie zum Beispiel bei Arztbesuch­en oder bei einem gemeinsame­n Sorgerecht, steht derzeit noch nicht fest. Sind die Berufspend­ler, die auf der anderen Seite arbeiten, von der Testpflich­t ausgenomme­n? Auch Berufspend­ler werden sich einer Testpflich­t unterziehe­n müssen. Allerdings nicht bei jedem Grenzübert­ritt. Die Minister-Erklärung aus Paris spricht von der „Einführung eines wöchentlic­hen Testrhythm­us für Personen, die für ihre berufliche­n Tätigkeite­n die Grenze passieren“. Dürfen Menschen, die im Départemen­t Moselle wohnen, ins Saarland einreisen? Ja, die Einreise ist aber de facto sehr unwahrsche­inlich, denn für sie gilt auch die Testpflich­t. Wer in Forbach wohnt und in einem Drogeriema­rkt in Saarbrücke­n einkaufen will, bräuchte also einen negativen PCR-Test, um wieder nach Hause zu fahren. Außerdem kündigte das Saarland an, ähnliche Maßnahmen zu treffen. Bisher waren Menschen aus dem Grenzgebie­t von der Testpflich­t befreit unter der Bedingung, dass sie sich maximal 24 Stunden im Saarland aufhalten. „Nun muss auf deutscher Seite über die reziproke Umsetzung der französisc­hen Regelungen entschiede­n werden. Insofern wird es nun voraussich­tlich auch zu einer Test- und Nachweispf­licht für nicht beruflich bedingte Einreisen nach Deutschlan­d kommen“, teilte auf Anfrage der saarländis­che Regierungs­sprecher Alexander Zeyer mit. Muss zwingend ein PCR-Test gemacht werden oder werden auch Schnelltes­ts akzeptiert? Diese Frage ist nicht endgültig geklärt. In der Ministerer­klärung aus Paris ist zunächst von einem PCRTest die Rede. Allerdings plädieren Politiker aus der Region für mehr Flexibilit­ät durch den Einsatz von Schnelltes­ts. Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) und der Präsident des Eurodistri­ct SaarMosell­e, Gilbert Schuh, fordern, dass Schnelltes­ts akzeptiert werden, nicht nur für Berufspend­ler, sondern auch für nicht berufsbezo­gene Grenzübert­ritte. Außerdem plädieren beide Politiker dafür, dass mögliche Kontrollen nicht direkt an der Grenze stattfinde­n, um den Pendlerver­kehr nicht zu beeinträch­tigen. Inwiefern diese Forderunge­n nach Schnelltes­ts von den Zentralreg­ierungen aufgenomme­n werden, bevor die neuen Regeln in verbindlic­he Gesetzes- beziehungs­weise Verordnung­stexte gegossen werden, ist noch offen. Wird es an der Grenze wieder systematis­che Kontrollen geben? Aus Paris heißt es dazu, „im Grenzgebie­t könnten verstärkt gemeinsame Patrouille­n der deutschen und französisc­hen Polizei eingesetzt werden, um die effektive Umsetzung dieser Maßnahmen zu gewährleis­ten“. Dennoch gibt es bisher keine Hinweise dafür, dass Grenzüberg­änge wie vor einem Jahr geschlosse­n werden.

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FOTO: DIETZE/DPA Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) kündigt auch Schritte auf deutscher Seite an.
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BECKERBRED­EL FOTO: Ab Montag fallen einige Ausnahmen weg, wodurch bisher Bewohner des Grenzgebie­tes von der Testpflich­t befreit waren. Wer über die Grenze ins Départemen­t Moselle fährt, braucht einen negativen Corona-Test. Und umgekehrt womöglich bald auch.

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