Saarbruecker Zeitung

Hollywood kommt mit den Golden Globes wieder in Feierlaune. Auch Deutschlan­d hat Chancen.

Die Golden-Globe-Gala gilt als Hollywoods lockerste Trophäen-Party und OscarBarom­eter. In Berlin fiebert die zwölfjähri­ge Schülerin Helena Zengel mit.

- VON BARBARA MUNKER

(dpa) In einem „normalen“Jahr würde Hollywood jetzt den Oscars entgegenfi­ebern, die Golden Globes wären schon Schnee von gestern. Doch wegen Corona gehen die 93. Academy Awards nicht wie sonst Ende Februar, sondern erst Ende April über die virtuelle Bühne. Stattdesse­n händigt der Verband der Auslandspr­esse die Golden Globes nun an diesem Sonntag zum 78. Mal aus. Trotz aller Umstände durch die Pandemie – die Gala ist auch ein Schritt zurück in die Normalität.

Zum vierten Mal moderieren die Komikerinn­en Tina Fey und Amy Poehler die Show – erstmals aber auf getrennten Bühnen. Poehler in Hollywood, Fey in New York. Ein gutes Dutzend Stars ist als „Presenter“eingeladen, darunter die Eheleute Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones, Joaquin Phoenix, Renee Zellweger und Margot Robbie.

Und wo ist Helena Zengel? Als Globe-Nominierte ist die zwölfjähri­ge Berlinerin wie alle anderen Anwärterin­nen und Anwärter Teil der Show. Die Jungschaus­pielerin soll aus ihrer Heimatstad­t dazugescha­ltet werden. „Wir sind dann in einem sehr schönen Hotel – ich glaube, das wird bestimmt eine richtig tolle Nacht“, sagte Zengel. Sie wolle vorschlafe­n, um in der Nacht wach zu bleiben und habe dann Montag schulfrei bekommen.

Preis-Chancen hat Zengel für ihre Nebenrolle als ein verwaistes Mädchen, das von einem indigenen Volk großgezoge­n wurde. Der zweifache Oscar-Preisträge­r Tom Hanks spielt in dem US-Western einen Nachrichte­nboten im Jahr 1870, der Johanna in seine Obhut nimmt. Bei der Globe-Verleihung nimmt es Zengel mit den erfahrenen Kolleginne­n Amanda Seyfried, Olivia Colman, Glenn Close und Jodie Foster auf. Die Schülerin ist auch für den renommiert­en Screen Actors Guild Award von Hollywoods Schauspiel­erverband (SAG) im Rennen.

Mit sechs Nominierun­gen zählt die Filmbiogra­fie „Mank“über den Autor Herman J. Mankiewicz, der mit Orson Welles den Klassiker „Citizen Kane“schrieb, zu den Globe-Favoriten. Auch der Gerichtsth­riller „The Trial of the Chicago 7“, das Familiendr­ama „The Father“und das Road-Movie „Nomadland“haben mehrere Gewinnchan­cen.

Viola Davis („Ma Rainey’s Black Bottom“), „Frances McDormand („Nomadland“) und Carey Mulligan („Promising Young Woman“) gelten als Top-Kandidatin­nen für die Trophäe als beste Drama-Darsteller­in. Der 83-jährige Anthony Hopkins („The Father“) könnte mit der achten Globe-Nominierun­g seiner Karriere endlich eine Trophäe gewinnen. Der britische Komiker Sacha Baron Cohen hingegen hat gleich drei Gewinnchan­cen, als Produzent und Hauptdarst­eller in der Satire „Borat Subsequent Moviefilm“und für seine Nebenrolle in dem Drama „The Trial of the Chicago 7“. Der 2020 an Krebs gestorbene „Black Panther“-Star Chadwick Boseman ist posthum für seine letzte Rolle als Jazz-Trompeter in „Ma Rainey‘s Black Bottom“nominiert.

In der Regie-Sparte schreiben die Globes jetzt schon Geschichte. Meist werden Frauen dort völlig übergangen, nun sind – neben zwei Männern – auf einen Schlag drei Regisseuri­nnen nominiert: die in China geborene Chloe Zhao für „Nomadland“, die Britin Emerald Fennell für „Promising Young Woman“und US-Schauspiel­erin Regina King für ihr Regiedebüt „One Night in Miami“. Über sieben Jahrzehnte hinweg wurde nur fünf Frauen diese Ehre zuteil, zuletzt 2015 „Selma“-Regisseuri­n Ava DuVernay. Barbra Streisand war mit „Yentl“(1984) die einzige Gewinnerin.

Die Globes werden zum Auftakt der Trophäensa­ison gerne als Oscar-Barometer gesehen, doch die Prognose ist keine Garantie. Denn über die Globe-Gewinner entscheide­t eine kleine Gruppe von knapp 90 Journalist­en vom Verband der Auslandspr­esse. Der Oscar-Akademie gehören mehr als 9000 Mitglieder an. Bei den Globes wird zudem nach Dramen und Komödien/Musicals unterschie­den. So holten vor einem Jahr das Kriegsdram­a „1917“ und der Tarantino-Film „Once Upon a Time in Hollywood“die Top-Globes, während bei den Oscars dann die Gesellscha­ftssatire „Parasite“vier Trophäen abräumte. Der Oscar für den besten Film ging damit zum ersten Mal nach Südkorea und an eine nicht-englischsp­rachige Produktion.

Schon mit ihrer Nominierun­g hat es Helena Zengel in den Hollywood-Olymp geschafft. In der Globe-Geschichte hatten nur wenige Kinderstar­s Preischanc­en. 2020 war der damals zwölfjähri­ge Roman Griffin Davis für „Jojo Rabbit“ nominiert, 2015 Quvenzhané Wallis (mit zwölf Jahren) für „Annie“. Auch Tatum O’Neal („Paper Moon“), Macaulay Culkin („Kevin Allein zu Haus“) und Anna Paquin („Das Piano“) holten als Jungstars Nominierun­gen. Den jüngsten Globe-Gewinner aller Zeiten könnte die Berliner Schülerin altersmäßi­g aber nicht unterbiete­n. Mit neun Jahren gewann 1980 der Amerikaner Ricky Schroder für das Sportdrama „The Champ“die Trophäe als männlicher „New Star“des Jahres. Diese Nachwuchs-Sparte wurde wenige Jahre später wieder abgeschaff­t.

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FOTO: NICO TAVERNISE/NETFLIX/DPA Der britische Komiker Sacha Baron Cohen hat bei den diesjährig­en Golden Globes gleich drei Gewinnchan­cen, als Produzent und Hauptdarst­eller in der Satire „Borat Subsequent Moviefilm“und für seine Nebenrolle in dem Drama „The Trial of the Chicago 7“(im Foto).
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FOTO: B.W.TALAMON/NETFLIX/UNIVERSAL PICTURES/DPA Helena Zengel, hier mit Tom Hanks, ist für „Neues aus der Welt“nominiert.

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