Live-Improvisationen mit feinnervigem und gepfeffertem Jazz
SAARBRÜCKEN (uhr) Geballte musikalische Energien bahnten sich ihren Weg an jenem Samstag, 5. September 2020, in der Musikbibliothek Wiesbaden, als sich hier unter dem Motto „Sizzle Club mit Rudi“ein überregionales Quartett mit Vehemenz der freien Improvisation hingab. Auf dem CD-Cover des Konzertmitschnitts ist die Besetzung jazztypisch karg als ‚Fischer Böttcher Schmitz + Mahall‘ aufgelistet. Nun, der Sizzle Club wurde 2013 von Uli Böttcher (Elekronik-Livesounds) und Jörg Fischer (Schlagzeug), beide Mitstreiter der Wiesbadener New Jazz Kooperative, für wechselnde personelle Ergänzungen aus der Taufe gehoben – aktueller Dritter im Bund ist der junge saarländische E-Gitarrist Johannes Schmitz. Das Miteinander mit Rudi Mahall, dem interkontinental tourenden Wahl-Berliner Bassklarinettisten, war nun eine Premiere – und die zündete. „Punk Jazz“, dieses Etikett bringen die Clubmitglieder, die sich allesamt experimentellen Noiserock-Schwingungen verbunden fühlen, selbst ins Gespräch, und das trifft ihre wilde und phonstarke Herangehensweise recht gut. Neben ekstatischem Fortissimo, das freilich durchaus feinnervig und durchhörbar bleibt, fehlen auch nicht manche introvertiert-leisen Improvisationspassagen. Unterm Strich sind hier freilich geübte Hörer einer mit harschen Spannungsklängen gepfefferten Kost gefragt – sie sollten diese explosive Scheibe zu schätzen wissen.