Dieses Denkmal ist wirklich gut versteckt
An einem Einfamilienhaus auf der Rußhütte finden sich Reste der alten Parkanlage Ludwigsburg.
SAARBRÜCKEN Schon der Name der Straße „Am Torhaus“in Malstatt-Rußhütte weist auf die Nutzung des ursprünglichen Baus hin. Trotzdem ist es ein wahrlich verstecktes Denkmal, das man in einer kleinen Abzweigung der Straße entdecken kann.
Unweit eines Aufgangs zum Wald findet sich das Wohnhaus von Roland Stahl. Und er hat beim Umbau seines Hauses im Jahr 1999 die Reste eines Torturmes der Parkanlage Ludwigsburg freigelegt, die seither sein Wohnhaus akzentuieren.
Seitlich umbaut und direkt an der kleinen Seitengasse gelegen, ist seither die halbrunde Form des Turms wieder sichtbar, bekrönt von einfachen, daher passenden Holzfenstern und einem unscheinbaren Dach. „Wir haben den Turm wieder freigelegt und sonst nicht viel verändert“, erklärt Roland Stahl. Und er betont, dass alle Arbeiten in Absprache mit dem Landesdenkmalamt stattgefunden haben.
Der Bau ist daher nicht komplett verputzt, teilweise ist die Mauerung sichtbar. Wie die Architektur im 18. Jahrhundert ursprünglich ausgesehen hat, kann man heute vor Ort kaum mehr nachvollziehen, da im 19. Jahrhundert das Torhaus umgebaut und zum größten Teil abgerissen wurde. Aber es war wohl eine mächtige Toreinfahrt, flankiert von zwei runden, die Gotik imitierenden Türmen.
Dieses Torhaus war einer der Nebeneingänge zu den prächtigen Gartenanlagen des historischen Ludwigsparks. Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken ließ sich Schloss und Parkanlage ab 1769 auf einem Hügel, dem heutigen Rodenhof, von seinem Generalbaumeister Friedrich Joachim Stengel als Sommersitz erbauen.
Für die Errichtung der Gartenanlagen sind Hofgärtner Friedrich Christian Koellner und dessen Sohn Heinrich Ludwig Koellner verantwortlich. Neben dem prächtigen kleinen Schloss war es insbesondere die Gartenanlage, die seinerzeit von sich reden machte. Denn es wurde kein streng symmetrischer barocker Garten angelegt, sondern ein englischer Landschaftsgarten, der zwischen 1789 und 1791 als „Dianenhain“mit sternförmigem Wegenetz erweitert wurde.
Hier wurden auch verschiedene Bauwerke errichtet, ein Tempel, Pavillons, Torbauten und Torhäuser. Viel ist von der Gartenanlage nicht erhalten, denn die gesamte Anlage wurde im Jahr 1793 durch französische Revolutionstruppen zerstört.
In den letzten Jahren entstand am authentischen Ort eine moderne, zeitgenössische Parkanlage. Das ursprüngliche Aussehen des Parks lässt sich anhand eines zeitgenössischen Plans von Heinrich Ludwig Koellner, durch Abbildungen des Hofmalers Johann Friedrich Dryanders und mithilfe von den sogenannten „Knopfminiaturen“rekonstruieren.
Dabei handelt es sich um Zeichnungen, die für die „Freifrau von Ludwigsberg“, Katharina Kest, zweite Ehefrau und große Liebe von Fürst Ludwig, angefertigt wurden – auf den Knöpfen eines ihrer Kostüme. Auch diese Knöpfe haben sich nicht erhalten, sondern nur Abbildungen. Daher ist die Freilegung des Torturmfragments durch Roland Stahl eines der ganz wenigen erhaltenen Relikte der prächtigen barocken Gartenanlage.
„Wir haben den Turm wieder freigelegt und sonst nicht viel
verändert.“
Roland Stahl fand das alte Turmfragment bei Bauarbeiten an seinem Haus