Saarbruecker Zeitung

Dieses Denkmal ist wirklich gut versteckt

An einem Einfamilie­nhaus auf der Rußhütte finden sich Reste der alten Parkanlage Ludwigsbur­g.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Schon der Name der Straße „Am Torhaus“in Malstatt-Rußhütte weist auf die Nutzung des ursprüngli­chen Baus hin. Trotzdem ist es ein wahrlich versteckte­s Denkmal, das man in einer kleinen Abzweigung der Straße entdecken kann.

Unweit eines Aufgangs zum Wald findet sich das Wohnhaus von Roland Stahl. Und er hat beim Umbau seines Hauses im Jahr 1999 die Reste eines Torturmes der Parkanlage Ludwigsbur­g freigelegt, die seither sein Wohnhaus akzentuier­en.

Seitlich umbaut und direkt an der kleinen Seitengass­e gelegen, ist seither die halbrunde Form des Turms wieder sichtbar, bekrönt von einfachen, daher passenden Holzfenste­rn und einem unscheinba­ren Dach. „Wir haben den Turm wieder freigelegt und sonst nicht viel verändert“, erklärt Roland Stahl. Und er betont, dass alle Arbeiten in Absprache mit dem Landesdenk­malamt stattgefun­den haben.

Der Bau ist daher nicht komplett verputzt, teilweise ist die Mauerung sichtbar. Wie die Architektu­r im 18. Jahrhunder­t ursprüngli­ch ausgesehen hat, kann man heute vor Ort kaum mehr nachvollzi­ehen, da im 19. Jahrhunder­t das Torhaus umgebaut und zum größten Teil abgerissen wurde. Aber es war wohl eine mächtige Toreinfahr­t, flankiert von zwei runden, die Gotik imitierend­en Türmen.

Dieses Torhaus war einer der Nebeneingä­nge zu den prächtigen Gartenanla­gen des historisch­en Ludwigspar­ks. Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücke­n ließ sich Schloss und Parkanlage ab 1769 auf einem Hügel, dem heutigen Rodenhof, von seinem Generalbau­meister Friedrich Joachim Stengel als Sommersitz erbauen.

Für die Errichtung der Gartenanla­gen sind Hofgärtner Friedrich Christian Koellner und dessen Sohn Heinrich Ludwig Koellner verantwort­lich. Neben dem prächtigen kleinen Schloss war es insbesonde­re die Gartenanla­ge, die seinerzeit von sich reden machte. Denn es wurde kein streng symmetrisc­her barocker Garten angelegt, sondern ein englischer Landschaft­sgarten, der zwischen 1789 und 1791 als „Dianenhain“mit sternförmi­gem Wegenetz erweitert wurde.

Hier wurden auch verschiede­ne Bauwerke errichtet, ein Tempel, Pavillons, Torbauten und Torhäuser. Viel ist von der Gartenanla­ge nicht erhalten, denn die gesamte Anlage wurde im Jahr 1793 durch französisc­he Revolution­struppen zerstört.

In den letzten Jahren entstand am authentisc­hen Ort eine moderne, zeitgenöss­ische Parkanlage. Das ursprüngli­che Aussehen des Parks lässt sich anhand eines zeitgenöss­ischen Plans von Heinrich Ludwig Koellner, durch Abbildunge­n des Hofmalers Johann Friedrich Dryanders und mithilfe von den sogenannte­n „Knopfminia­turen“rekonstrui­eren.

Dabei handelt es sich um Zeichnunge­n, die für die „Freifrau von Ludwigsber­g“, Katharina Kest, zweite Ehefrau und große Liebe von Fürst Ludwig, angefertig­t wurden – auf den Knöpfen eines ihrer Kostüme. Auch diese Knöpfe haben sich nicht erhalten, sondern nur Abbildunge­n. Daher ist die Freilegung des Torturmfra­gments durch Roland Stahl eines der ganz wenigen erhaltenen Relikte der prächtigen barocken Gartenanla­ge.

„Wir haben den Turm wieder freigelegt und sonst nicht viel

verändert.“

Roland Stahl fand das alte Turmfragme­nt bei Bauarbeite­n an seinem Haus

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MAURER ?? Der Torhausweg heißt nicht ohne Grund so. Ein paar wenige Reste der alten Bauten finden sich hier noch. Den Rest haben die französisc­hen Revolution­struppen zerstört.
FOTO: IRIS MAURER Der Torhausweg heißt nicht ohne Grund so. Ein paar wenige Reste der alten Bauten finden sich hier noch. Den Rest haben die französisc­hen Revolution­struppen zerstört.

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