Der Dschungel im Wohnzimmer
Auch im Haus können Pflanzenfreunde richtig kreativ sein. Der große Vorteil dabei: Hier ist es immer warm.
BERLIN/BONN/DÜSSELDORF (dpa) Ein paar Blumentöpfe auf dem Fensterbrett sind vielen Pflanzenfreunden zu langweilig. Heute wird die Wohnung gerne mal zum Dschungel. Zimmerpflanzen trendbewusster Bewohner sind zahlreich, üppig und dekorativ. Lange führten exotische Pflanzen wie Orchideen die Liste der beliebtesten Zimmerpflanzen an. „Sie hatten in den vergangenen zehn bis 15 Jahren ihre große Zeit. Seit etwa drei Jahren kommen nun aber die Grünpflanzen“, sagt Leo Thissen vom Bundesverband Zierpflanzen in Bonn. Gefragt sind vor allem Sorten mit großen Blättern wie das Fensterblatt, die Geigenfeige oder auch Strelitzien.
„Bei den Blühpflanzen dominieren aber immer noch die Orchideen“, erklärt Arne Hückstädt vom Industrieverband Garten in Düsseldorf. Neben der bekannten Schmetterlingsorchidee werden jetzt zunehmend auch anspruchsvollere Arten nachgefragt. An Beliebtheit gewonnen haben außerdem Blühpflanzen, die ansprechende Blätter oder besondere Blütenfarben haben, wie etwa Flamingoblumen. Auch finden Kakteen und Sukkulenten immer mehr Liebhaber.
Wer eine einzelne Pflanze in einem Raum in Szene setzen möchte, sollte nach Exemplaren mit einer speziellen Blattform oder -farbe suchen. Auch große und außergewöhnliche Blüten lassen eine Einzelpflanze wirken, ebenso wie Pflanzen mit einer auffallenden Wuchsform.
Im Trend liegt, Pflanzen an den Wänden zu platzieren. „Relativ unkompliziert sind grüne Bilderrahmen“, meint Thissen. „Dafür sind stark aufrecht wachsende Pflanzen geeignet. Sie müssen wie jede andere Zimmerpflanze passend zum Klima in Raum gewählt werden, sonst leiden sie und werden unansehnlich.“
Eine wilde Mischung von Grün, den sogenannten „Urban Jungle“, erzielt der Hobbygärtner durch die Kombination verschiedener Pflanzen. „Dafür eignen sich alle Arten mit gleichen Ansprüchen, was Temperatur, Licht und Pflegeaufwand angeht“, sagt Hückstädt. Wichtig ist, dass große Pflanzen kleineren nicht das Licht wegnehmen. Deshalb sollten die kleineren näher am Fenster platziert werden.
Pflanzen profitieren davon, wenn sie in Gruppen stehen – allerdings nicht zu dicht, da sie sich sonst gegenseitig im Wachstum behindern. Größere Gewächse kann der Hobbygärtner auch mit kleineren Arten unterpflanzen und so zwei oder mehr Pflanzen im selben Topf unterbringen. Auch hier müssen die Ansprüche zueinander passen.
Eines haben die meisten Zimmerpflanzen gemeinsam: „Fast alle Trendpflanzen kommen aus tropischen oder subtropischen Regionen. Daher benötigen sie meist Temperaturen über 20 Grad“, erklärt Hückstädt. Da sie für ein gesundes Wachstum auch viel Licht brauchen, sollten sie an einem hellen Standort stehen. Insbesondere Pflanzen mit mehrfarbigen Blättern brauchen viel Licht, damit sie farbenfroh bleiben und gut wachsen. In dunklen Ecken verkümmern sie schnell. Sehr hell mögen es zum Beispiel Wolfsmilchgewächse, der Palmfarn und die Zimmertanne. „Diese Pflanzen brauchen mehr als 4300 Lux“, erklärt Jürgen Hermannsdörfer vom Zentralverband Gartenbau in Berlin. Mit erheblich weniger Licht kommen dagegen zum Beispiel Drachenbaum und Kolbenfaden aus. Ihnen genügen – je nach Sorte – schon 800 Lux.
„Bevor der Hobbygärtner eine Zimmerpflanze kauft, sollte er den künftigen Standort kennen“, rät Thissen. „Es gibt für jeden Raum die passende Pflanze.“Wichtig ist zu wissen, in welche Himmelsrichtung der Raum ausgerichtet ist. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob er nach Süden oder Norden liegt.
„Fast alle Trendpflanzen kommen aus tropischen oder subtropischen Regionen. Daher benötigen sie meist Tempera
turen über 20 Grad.“
Arno Hückstädt
Industrieverband Garten