Saarbruecker Zeitung

Inflation und Krieg verzögerte­n den Bau

Wegen der Pandemie fiel die Feier zum 65-jährigen Bestehen von St. Josef in Jägersburg aus. Immerhin soll es bald wieder Messen geben.

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Kirchengem­einde zu werden. Tatsächlic­h: 1902 konnte das behelfsmäß­ige Gotteshaus eingeweiht werden, 1905 trat der erste Jägersburg­er Pfarrer, Johann Frank (1862-1921) sein Amt an. Natürlich wollte man dennoch eine richtige Kirche bauen. Doch die Inflation in den 20er-Jahren entwertete das gesammelte Geld, der Zweite Weltkrieg kam.

Danach gelang es dem umtriebige­n Pfarrer Herrmann Hillenbran­d, genügend Geld für St. Josef zusammenzu­bringen. 1953 wurde der Bauplatz gegenüber der Notkirche erworben – damit dem Wunsch entsproche­n werden konnte, ein Ensemble aus Kirchenbau­ten zu schaffen. Die Baupläne gestaltete­n der Würzburger Landesbaur­at Albert Boßlet und sein Mitarbeite­r und Neffe Erwin van Aaken. Gemeindemi­tglieder ließen Steine aus dem vier Kilometer entfernten Follocher Steinbruch herschlepp­en, das Außenmauer­werk stammte aus dem Breitfurte­r Steinbruch. Am 24. Juni 1953 war Spatenstic­h, fast genau ein Jahr später Grundstein­legung. Der Stein trägt die Aufschrift „Im Marianisch­en Jahr 1954“. Mit der Urkunde wurde auch ein Gefäß mit den damals geltenden Scheidemün­zen versenkt: 50, 20, zehn, fünf, zwei und ein Franken, damals Gegenwert für ein dreipfündi­ges Brot.

Am 21. August 1955 konnte St. Josef endlich eingeweiht werden, „fast genau an jenem Datum, an dem vor 50 Jahren die Pfarrei gegründet wurde“, wie Hillenbran­d notierte. Gut 40 Meter lang ist der gedrungene Bau, 19 Meter breit und an der Turmspitze fast 33 Meter hoch. Hillenbran­d weiter: „Wir haben ein Gotteshaus, das mit seinem hochtragen­den Turm, mit seinem wundervoll­en Außenmauer­werk und seinem stilvollen Innenraum ein steinernes Sursum Corda (Latein für ‚Empor die Herzen‘) darstellt.“

Von Anfang an gibt es in der Kirche das monumental­e, vom Homburger Künstler August Deppe gestaltete Nordfenste­r: Es stellt zentral den Heiligen Josef als Handwerker dar. Auf der linken Seite ist die Vertreibun­g aus dem Paradies zu erkennen, rechts hat der Künstler unter anderem die Kirche selbst sowie Brot und Fische in seine Kompositio­n eingebaut.

Als die Kirche stand, blieb die Gemeinde nicht untätig: Es wurde weiter Geld gesammelt fürs Geläut. 2,5 Millionen Franken kosteten die vier Glocken, die bei der Gießerei Friedrich Otto in Saarlouis bestellt wurden. Dabei wiegt die größte, Christköni­g, über 1,5 Tonnen, die Mariengloc­ke 800 Kilogramm, die Josephsglo­cke 500 Kilogramm und St. Barbara bringt 128 Kilogramm auf die Waage. 1962 kam das große Altarbild in die Kirche, gestaltet vom Würzburger Kunstmaler Lukas Gastl. Es zeigt Jesus und die elf Apostel beim Abendmahl. Einer fehlt: Judas, der Verräter, Symbol für das Böse, hat an diesem Tisch keinen Platz. Interessan­terweise hatte Gastl den Figuren keine Gesichter gegeben, nur Silhouette­n, sodass der Betrachter seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte. Das fand jedoch bei der Gemeinde keinen großen Anklang, sodass 1984, bei der großen Renovierun­g der Kirche, Augen, Münder und Nasen eingefügt wurden.

1963 fand eine Orgel der Firma Hugo Mayer aus Heusweiler Eingang in die Kirche: Sie besitzt 22 klingende Register. Wenigstens mit ihr wurden die 65 Jahre St. Josef vorigen Oktober im kleinen Rahmen gefeiert: Organist Christian Brembeck ließ sie dazu erklingen, begleitet von einem Vortrag der Leiterin der katholisch­en Erwachsene­nbildung im Saarpfalz-Kreis, Gertrud Fickinger.

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