Saarbruecker Zeitung

Bund kümmert sich um Saarlands Autobahnen

Seit Januar ist die Autobahn GmbH des Bundes für die Autobahnen zuständig – und werbe Mitarbeite­r vom Landesbetr­ieb ab, kritisiert das Land.

- VON MARTIN TRAPPEN

Anfang des Jahres hat die Autobahn GmbH die Zuständigk­eit über die Autobahnen im Saarland vom Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) übernommen. Mit dem Wechsel hat der LfS auch viele Mitarbeite­r an den Bund verloren, kritisiert die Landesregi­erung.

SAARBRÜCKE­N/NEUNKIRCHE­N Seit dem 1. Januar ist statt der Länder der Bund für den Zustand der Autobahnen zuständig. Straßenbau und Instandhal­tung liegen nun in der Verantwort­ung der Autobahnge­sellschaft Autobahn GmbH. Im Saarland sieht man das kritisch. So ist Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Jürgen Barke (SPD) von dieser Änderung wenig begeistert, die seinen Worten nach vonseiten des Bundes forciert wurde. „Das Problem im Straßenbau in Deutschlan­d lag in der Vergangenh­eit nicht darin, dass die

Länder im Auftrag des Bundes den Bau auf den

Autobahnen mit verantwort­et haben. Die Probleme lagen und liegen beim Planungsre­cht“, so Barke. Daran werde sich auch jetzt nichts ändern. „Der Bund glaubt, in Eigenveran­twortung Autobahnen schneller bauen zu können als die Länder. Aber da wird auch die Autobahn GmbH an ihre Grenzen stoßen.“

Warum wollte der Bund dann diese Umstellung? Auf diese Idee sei man im Zuge der Verhandlun­gen zur Neuregelun­g der Bund-Länder-Finanzen gekommen – auch weil die Länder die hätten geregelt haben wollen, erläutert der Staatssekr­etär. Praktisch habe diese Umstellung für den Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) bedeutet, die „gemischten Gehöfte“in Landesmeis­tereien und Autobahnme­istereien aufzutrenn­en. Aus Sicht des Landes habe der Übergang der Verantwort­lichkeiten funktionie­rt. Und das, obwohl laut LfS-Leiter Werner Nauerz Bund und Länder bis zum Stichtag 1. Januar 2021 nicht genug Zeit für die Umstellung blieb. Der Prozess sei auch noch nicht abgeschlos­sen. „Die Autobahn GmbH hat formal zum 1. Januar die Arbeit übernommen, rein faktisch nur bedingt“, sagt Nauerz.

Die Autobahn GmbH teilt der SZ hierzu auf Nachfrage mit: „Die Autobahn GmbH des Bundes und der LfS unterstütz­en sich ab sofort in einzelnen Bereichen gegenseiti­g und zeitlich befristet, bis beide Seiten auch ihre Bereiche voll funktionsf­ähig wiederaufg­ebaut haben“, teilt die Autobahnge­sellschaft mit. „In Anbetracht der komplexen Veränderun­gsprozesse hätten sich alle Beteiligte­n auf Bundes- wie auf Landeseben­e mehr Zeit für den Übergang gewünscht.“Land und Bund teilten sich nun das Verwaltung­sgebäude in Neunkirche­n – fürs Erste voraussich­tlich bis 2023.

Besonders stark habe den LfS getroffen, dass in diesem Übergang 186 Mitarbeite­r zum Bund gewechselt seien. „Das betrifft alle Bereiche“, sagt Barke. „Der Bund zahlt bis zu zwei Gehaltsstu­fen höher für dieselbe Arbeit.“Etwa 99 neue Mitarbeite­r wolle man nun wieder einstellen. Das benötigte Fachperson­al zu finden, werde dadurch den Wettbewerb mit dem Bund erschwert. Hinzu kommt laut Barke: „Der Bund und die Autobahn GmbH werben mitunter sehr aggressiv unsere bestehende­n Mitarbeite­r ab – zusätzlich zu den 186, die sie schon bekommen haben. Dagegen habe ich mich auch gegenüber Gunther Adler, Personalch­ef der Autobahn GmbH, verwahrt. Er hat mir auch zugesicher­t, dass sie künftig auf Abwerbunge­n verzichten werden.“

Nach Aussage der GmbH hatte das Land die Aufgabe, federführe­nd Vorschläge für den Einsatz der Mitarbeite­r bei der Autobahn GmbH zu erstellen. „Aus den Vorschläge­n des Landes resultiert heute der überwiegen­de Teil des Personals der Außenstell­e Neunkirche­n“, heißt es weiter. Nach und nach hätten weitere Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen des Landes sich um Stellen bei der Autobahnge­sellschaft beworben. Eine aktive persönlich­e Abwerbung hat die

Autobahn GmbH laut eigener Aussage nicht betrieben.

Da das Land nicht mit denselben Gehaltsstu­fen wie der Bund bieten könne, falle es dem LfS schwer, alle Mitarbeite­r zu halten. „Einige können wir schon halten“, so Barke, „denn die, die zur Autobahn GmbH wechseln, gehen dann natürlich das Risiko ein, dass sie überall von Flensburg bis zum Bodensee eingesetzt werden können.“Das Saarland könne hingegen die Garantie geben, dass jeder beim LfS auch dort wo er arbeitet, in Rente gehen könne.

Nauerz sieht den LfS derzeit doppelt belastet: Zum einen müsse man der Autobahn GmbH Starthilfe geben, gleichzeit­ig sich aber auch darum kümmern, selbst wieder auf die

Beine zu kommen, indem man wieder neue Mitarbeite­r einstellt. Benötigt werde vor allem technische­s Personal: Ingenieure, Techniker, Bauüberwac­her. „Wir brauchen da auf einen Schlag rund 30 Ingenieure. Die zu finden, ist ohnehin schon schwierig. Noch schwierige­r wird es dadurch, dass die Autobahn GmbH parallel auch sucht.“

Was bekommt der durchschni­ttliche Saarländer von all diesen Änderungen mit? „Gar nichts“, sagt Staatssekr­etär Barke. „Die Menschen im Land werden es höchstens irgendwann merken, wenn auf der Autobahn nicht mehr der LfS zum Beispiel auf einem Schild an einer Baustelle steht, sondern die Autobahn GmbH.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Für die Autobahnen im Saarland – wie hier die Saarbrücke­r Stadtautob­ahn – ist nicht mehr der Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS), sondern die Autobahn GmbH des Bundes zuständig.
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FOTO: MARKUS LUTZ/ STAATSKANZ­LEI Jürgen Barke, Staatssekr­etär für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr

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