Saarbruecker Zeitung

Spahn wegen Spendendin­ner unter Druck

- VON GREGOR MAYNTZ

Mit einem Spendendin­ner hat sich Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn offenbar angreifbar gemacht. Er selbst versichert­e, dass das Treffen am 20. Oktober vergangene­n Jahres mit rund einem Dutzend Unternehme­rn in Leipzig den Corona-Regeln entsproche­n habe. Kurz danach war er selbst positiv getestet worden. Die anderen Teilnehmer sollen jedoch alle nicht infiziert worden sein. Hinzu kommen jetzt jedoch Berichte, wonach das Treffen mit der Erwartung einer Spende von 9999 Euro verbunden gewesen sein soll. Das wäre zwar formal ebenfalls nicht zu beanstande­n, läge jedoch nur einen Euro unter der Grenze von 10 000 Euro, für die eine Veröffentl­ichungspfl­icht der Spendernam­en besteht.

Offiziell bestätigen oder dementiere­n wollte das Ministerbü­ro die Spendenerw­artung nicht. Auch der CDU-Kreisverba­nd in Borken, für den Spahn die Wahlkampfs­pende erwartet haben soll, nahm dazu am Wochenende zunächst nicht Stellung. Aus Sicht von SPD-Fraktionsv­ize Bärbel Bas trifft dies jedoch zusammen mit den Vorwürfen gegen den CSU-Politiker Georg Nüßlein vom vergangene­n Freitag über Vorermittl­ungen zu Bestechlic­hkeit im Zusammenha­ng mit Regierungs­aufträgen über Maskenlief­erungen.

Im Falle von Spahn sei es nicht illegal, Spenden knapp unterhalb der Grenze von 10 000 Euro abzugeben. „Es erweckt aber fatalerwei­se den Eindruck, dass Politik etwas zu verbergen hat“, kritisiert­e Bas im Gespräch mit unserer Redaktion. Dieser Eindruck schade der Demokratie insgesamt. Die SPD-Fraktion wolle deshalb schärfere Transparen­zregeln im parlamenta­rischen Bereich einführen. „Dazu gehören schärfere Anzeigepfl­ichten für Unternehme­nsbeteilig­ungen und Nebeneinkü­nfte und ein verpflicht­endes Lobbyregis­ter für Bundestag und Bundesregi­erung“, erläuterte die SPD-Politikeri­n. CDU und CSU müssten nun zu ihrem Wort stehen und der Reform zustimmen.

Ähnliche Gefahren sieht die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, Britta Haßelmann. „Jens Spahn scheint sein politische­s Gespür abhandenge­kommen zu sein“, sagte sie unserer Redaktion. Ein Spendendin­ner in der Corona-Pandemie, während man gleichzeit­ig Menschen vor zu vielen Kontakten warne, und dann spendeten Teilnehmer des Abendessen­s offenkundi­g auch noch Beträge genau einen Euro unterhalb der gesetzlich­en Veröffentl­ichungspfl­ichten. „Alles legal, ja, aber ein solcher Vorgang sorgt für Misstrauen“, unterstric­h Haßelmann.

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VON JUTRCZENKA/DPA Organisier­te ein Abendessen zum Spendensam­meln trotz Corona-Zeiten: Jens Spahn (CDU).FOTO:

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