Saarbruecker Zeitung

Warum Vorsorgeun­tersuchung­en bei Darmkrebs so wichtig sind

Das Caritaskli­nikum St. Theresia in Saarbrücke­n setzt bei Darmspiege­lungen auf Künstliche Intelligen­z, was eine Früherkenn­ung noch verlässlic­her mache.

- VON MICHÈLE HARTMANN

SAARBRÜCKE­N Die Entwicklun­g ist besorgnise­rregend. Seit Beginn der Corona-Pandemie scheuen viele Menschen den Gang zum Arzt. „Vor allem Vorsorgeun­tersuchung­en werden aus Angst oder Unsicherhe­it aufgeschob­en. Das geht zu Lasten der Gesundheit“, warnt Professor Manfred Lutz. Der Chefarzt der Gastroente­rologie am Caritaskli­nikum Saarbrücke­n wirbt anlässlich des in Deutschlan­d jetzt wieder ausgerufen­en Darmkrebsm­onats März für die Vorsorge-Darmspiege­lung. „Gerade beim Darmkrebs, der gut behandelba­r ist, wenn er früh entdeckt wird, sind Vorsorgeun­tersuchung­en unerlässli­ch. Eine Darmspiege­lung, bei der schon Vorstufen von Krebs erkannt werden können, ist schmerzlos und wird als Standardve­rfahren von jedem niedergela­ssenen Gastroente­rologen angeboten“, sagt Lutz.

Zur Verfeineru­ng ihrer Untersuchu­ngsmethode­n bedient sich die Medizin immer neuer Technologi­en. So setzt das Caritaskli­nikum St. Theresia neuerdings bei der Darmspiege­lung, auch Koloskopie genannt, Künstliche Intelligen­z (KI) ein. Die KI unterstütz­e den Arzt beim Erkennen verdächtig­er Veränderun­gen der Darmschlei­mhaut, wie zum Beispiel Polypen. Es sei enorm wichtig, die Polypen zu entdecken und bei der Koloskopie gleich zu entfernen, denn sie könnten sich später zu bösartigen Tumoren entwickeln. Mit Hilfe der KI-Software würden Bilder der Darmspiege­lung bereits während der Betrachtun­g auf dem Monitor laufend analysiert und verdächtig­e Veränderun­gen angezeigt. „Dieses zusätzlich­e künstliche Auge ermüdet nicht und sieht noch zuverlässi­ger kleinste Stellen in der Darmwand, die selbst geübte Ärzte manchmal übersehen könnten. Eine weitere Qualitätsv­erbesserun­g in der Krebsvorso­rge und -früherkenn­ung“, erklärt Lutz im Gespräch mit unserer Zeitung. Wird die Diagnose Krebs gestellt, so haben sich die Aussichten auf Heilung und die Therapien in den vergangene­n Jahren deutlich verbessert. „So wenig belastend wie möglich ist unsere Maxime. So können die meisten Tumore inzwischen endoskopis­ch entfernt werden. Auf einen großen Bauchschni­tt wird möglichst verzichtet“, erklärt Professor Ralf Metzger, Chefarzt der Chirurgie am Caritaskli­nikum. Auch die Chemothera­pie nach einer OP werde sparsamer eingesetzt. Es habe sich gezeigt, dass die Behandlung­sdauer bei bestimmten Tumoren von sechs auf drei Monate verkürzt werden könne. Professor

Lutz weist auf einen Paradigmen­wechsel hin, der Betroffene­n inzwischen neue Perspektiv­en bietet: „Auf Grundlage dessen, was wir heute wissen, können wir Therapien individuel­ler gestalten. Denn jeder Krebs ist anders.“Bei allen Patienten werde der Tumor inzwischen molekularb­iologisch auf genetische Veränderun­gen untersucht. Diese Analyse biete die Möglichkei­t, eine genauere Diagnose zu stellen und individuel­l „passende“Medikament­e auszuwähle­n. Lutz: „Es gibt keine Standardth­erapie. Wir schauen uns den Patienten und seine Erkrankung sehr genau an und bieten sozusagen maßgeschne­iderte Behandlung­swege an.“

Produktion dieser Seite:

Teresa Prommersbe­rger, Michael Kipp Oliver Schwambach

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FOTO: BECKERBRED­EL Professor Manfred Lutz von der Saarbrücke­r Caritaskli­nik entfernt die meisten Tumore mittlerwei­le mit dem Endoskop.

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